lieber geschaetzter flatfee, ich muss dir recht geben und dir zugleich widersprechen.
falls deine aussage auf mein post bezogen war, wuerde ich zunaechst gerne klarstellen, dass ich nirgendwo gesagt habe, die trefferquote sei irrelevant - meine aussage lautete, dass viele trader faelschlich auf die trefferquote fixiert sind. warum? ist ja jetzt wochenende, wir verpassen nichts an der boerse, also kurzer blick aufs "trading fuer neulinge", denn bei vielen posts, die ich hier lese, fuerchte ich, dass manche ins daytrading einsteigen, ohne ueberhaupt nur die grundlegendsten dinge verstanden zu haben.
ein handelssystem ist dann auf dauer profitabel, wenn es (unter beruecksichtigung von spreads, gebuehren, slippage) einen positiven erwartungswert aufweist und wenn der maximale drawdown des systems durch anwendung von money management und risk management so begrenzt wird, dass ein totalverlust stets ausgeschlossen ist. selbst wenn greenhorn ein handelssystem mit positivem erwartungswert verfolgen wuerde (was nach seinen posts offenkundig nicht der fall ist), wuerde die von ihm propagierte methode des verdoppelns im verlustfall (um am ende wieder mit kleinem gewinn aussteigen zu koennen), ueber kurz oder lang mit hoechster wahrscheinlichkeit zum totalverlust fuehren, da auch systeme mit positivem erwartungswert verlustserien produzieren und erhebliche drawdowns moeglich sind. greenhorns ansatz ist ein sogenanntes martingale system (s. link von gestern). martingale systeme funktionieren schon deshalb nicht, weil die einsaetze im verlustfall exponentiell gesteigert werden muessen, was bei einer verlustserie idR schnell zum totalverlust des tradingkapitals fuehrt. man beachte, dass die moeglicherweise erzielten gewinne dagegen nur linear wachsen, da das erreichen eines kleinen plus zum ausstieg genutzt wird. tradingneulinge schneiden mit martingale systemen sogar noch schlechter ab als roulette-spieler, weil sie psychologisch aufs recht-haben (aka "trefferquote") fixiert sind und versuchen, durch verbilligung von fehl-trades wieder in die gewinnzone zu kommen, mit anderen worten> sie stellen sich gegen den trend. fatalerweise wird so mancher in dieser falschen vorgehensweise dadurch bestaerkt, dass auch ein systematisch falsches vorgehen in bestimmten situationen (z.b. dax bildet eine trading-range aus und dreht nach verlusten schliesslich wieder nach oben) wieder ins plus fuehrt. das kann mehrfach gut gehen und der moechtegern-trader ist stolz darauf, dass er die eier gehabt hat, mehrfach zu verdoppeln, aber eines tages folgt unweigerlich der exitus, in form einer starken trendbewegung, die ohne nennenswerte konsolidierung bis zum totalverlust des tradingkapitals laeuft - naechster schritt> hartz 4!
zurueck zum "trading 101"> die trefferquote ist ein parameter innerhalb des handelssystems. das tradingergebnis haengt ab vom produkt von trefferquote, durchschnittlichem gewinn/verlust je trade und handelsfrequenz. wer beispielsweise eine mittelfristige trendfolgestrategie verfolgt, wird uU haeufig mit kleinem verlust ausgestoppt, wenn er an der falschen stelle eingestiegen ist, kann aber mit relativ wenigen langen trendbewegungen sehr erfolgreich sein, d.h. mit relativ geringer trefferquote hohe erwartungswerte erzielen. umgekehrt ist ein trader, der bereits kleinste gewinne realisiert, aber zwecks maximierung der trefferquote verluste laufen laesst auch bei 80% trefferquote vielleicht defizitaer. will heissen, es kommt auf den gesamtansatz an! natuerlich spricht, flatfee, alles dafuer innerhalb eines ansonsten bereits fertig feststehenden handelssystems die trefferquote immer wieder zu verbessern, indem etwa die genutzten indikatoren verfeinert werden.
insofern bin ich mit dir also d'accord, flatfee - es ist wichtig ein vernuenftiges system zu entwickeln, bloss hilft das beste system nicht, wenn man die trading-basics nicht versteht oder vernachlaessigt. umgekehrt kann auch ein neuling, dessen system noch weiter verfeinert werden kann, durch MM, RM und abstand von martingale-systemen den verlust seines tradingkapitals zumindest teilweise vermeiden und sich die chance zur weiterentwicklung seines systems erhalten. uebrigens, am rande gesagt ganz interessant sind empirische untersuchungen, bei denen der einstieg in einen trade randomisiert erfolgte, dank geeigneter MM und RM aber dauerhaft positive erwartungswerte erzielt werden konnten ... |