Zuletzt aktualisiert: 03.06.2011 um 05:40 Uhr4 Kommentare Viel Wind um die neuen RäderNach Jahren der Flaute werden in der Steiermark wieder Windparks geplant. Doch den meisten Projekten bläst eine steife Brise der Ablehnung entgegen.  Foto © APANeue Windparks in der Steiermark geplant Die Reaktion kam präventiv vor dem eigentlichen Anlass. "Wir wollen keine Windräder", lautete die Botschaft, unter der sich an der Gleinalm und am Präbichl Initiativen sammelten. Das war vor zehn Jahren. Dass es zu dieser Zeit gar kein Projekt gab, dass dort Windturbinen vorgesehen hätte, schmälerte die Entrüstung nicht. "In Wahrheit haben wir damals nur eine allgemeine Erhebung darüber gemacht, wo in der Steiermark geeignete Gebiete für Windparks wären", erinnert sich Gerhard Ulz vom Landesenergieverein. "Das hat schon genügt, um die Leute aufzubringen."
 Heute drehen sich an acht steirischen Standorten 33 Windräder. Gemeinsam speisen sie jährlich 100 Gigawattstunden Strom ins Netz - genug um damit rechnerisch 25.000 Haushalte versorgen zu können. Eine überschaubare Menge, die sich bald vergrößern soll. Nach Jahren des Stillstands basteln Energieversorger an mehreren Orten des Landes an Plänen für neue Windräder - immer noch zum Argwohn vieler Steirer, die sich mit den weißen Türmen und ihren Rotoren nicht anfreunden können. Die Folge: Gegen die meisten der momentan diskutierten Projekte regt sich Widerstand. "Es gibt kaum etwas, das die Leute so sehr emotionalisiert, wie neue Windräder", resümiert Ulz. Verunstaltete Landschaft? Zu beobachten ist das derzeit rund um den Masenberg im Raum Hartberg, wo die Firma Eco-Wind für die Feistritzwerke vier Windräder errichten will. "Strom für 3000 Haushalte" könne mit ihnen erzeugt werden, rechnen die Betreiber des 13-Millionen-Euro-Projekts vor. Zu wenig, um dafür "die Landschaft zu verunstalten", kritisieren die Gegner, die sich in der "Aktionsgemeinschaft Masenberg" gesammelt haben. Ungeachtet dessen hat der Raumordnungsbeirat der Landesregierung empfohlen, das Projekt zu genehmigen. Auf eine ebensolche Genehmigung hofft die Energie Steiermark für mehrere Windräder auf der Freiländeralm (Bezirk Deutschlandsberg). Doch auch hier spießt es sich am Landschaftsschutz. Die Bezirkshauptmannschaft erteilte den Plänen aus diesem Grund erstinstanzlich eine Absage. Das Projekt liegt nun beim Land. Ökologisch gesehen seien beide Projekte problemlos, sagt Umweltanwältin Ute Pöllinger. "Es geht hier rein um eine optische Frage." Anders die Lage auf der weststeirischen Terenbachalm, wo die Energie Steiermark acht bis zehn Windräder betreiben möchte. "Dieser freie Bergrücken ist ein Verbindungsglied zwischen den Birkhuhnpopulationen. Das verträgt sich nicht mit neuen Windrädern", sagt Pöllinger. Kritisch sieht die Umweltanwältin auch die geplante Erweiterung des Windparks auf der Rattener Alm um elf neue Räder. Zudem sollen die Standorte Oberzeiring und Moschkogel ausgebaut werden. "Es wird höchste Zeit, dass das Land einen Strategieplan erstellt", sagt Pöllinger. Einen entsprechenden Antrag haben die Grünen diese Woche offiziell eingebracht. Schlechte Bedingungen Dabei hatte es für Österreichs Windstromwirtschaft, die derzeit etwa vier Prozent zur heimischen Stromerzeugung beiträgt, jahrelang düster ausgesehen. Nach einer Beschneidung des Förderregimes im Jahr 2006 ging dem Ausbau die Puste aus. Waren zwischen 2003 und 2006 im Schnitt jährlich 200 Megawatt Windkraftleistung dazugebaut worden, waren es seit 2007 nur noch zwölf. Eine Gesetzesnovelle mit besseren Tarifen macht das Geschäft nun wieder interessant. Deutlicher als die Steiermark bekommen das die windträchtigen Lagen des Burgenlands und Niederösterreichs zu spüren. Neue Anlagen mit einer Gesamtleistung von 800 Megawatt sind dort bereits genehmigt, knapp ein Drittel davon hat eine Förderzusage des Bundes und kann verwirklicht werden. Von einem Ausbauboom will Stefan Moidl, Geschäftsführer der Branchenorganisation IG Windkraft, dennoch nicht sprechen. "Mit dem Zubau wird nicht einmal die Flaute der vergangenen Jahre wettgemacht. Das ist bestenfalls ein Aufholen des Versäumten." Zudem sind die gedeckelten Windkraft-Fördertöpfe bereits bis ins Jahr 2016 (!) leer geräumt. Dennoch: Bis 2020 soll die Stromproduktion aus Windkraft in Österreich und der Steiermark jeweils verdoppelt werden. So wollen es der Aktionsplan Erneuerbare Energie der Bundesregierung und die steirische Energiestrategie. Moidl hält einen Ausbau um das Dreieinhalbfache für machbar, in der Steiermark sogar um das Vierfache - vorausgesetzt es gibt mehr Fördermittel. Zumindest eine Verdoppelung der steirischen Windkraftleistung hält auch Ulz für realistisch. Schließlich müsse der Strom, den alle verbrauchen wollen, irgendwo erzeugt werden. |