Eins zuerst mal vorausgeschickt:
In den USA ist die FED für einen Teil der Wirtschaftspolitik direkt verantwortlich. Der Vorsitzende wird dabei vom Präsidenten der USA bestimmt und ist von seinem Vertrauen abhängig. Wir alle wissen, daß Bush auch in Bezug auf die Wirtschaftspolitik andere Vorstellungen hat als Clinton.
Die erste Zinssenkung in den USA am 3. Januar wurde ausgelöst durch einen grottenschlechten Purchasing Manager Index im Dezember. Dieser lag bei 43.2. Wenn dieser Wert 42.5 unterschreitet, ist dies ein deutliches Anzeichen für eine beginnende Rezession. Alle Vorhersagen lauteten dahingehend, daß dieser Wert spätestens im März 2001 unterschritten würde, wenn keine Impulse der FED kommen würden.
Insofern war Greenspan zu einer Reaktion gezwungen.
Zinssenkungen wirken sich in den USA auf das Wachstum erfahrungsgemäß erst nach etwa einem halben Jahr aus.
Alle Indikatoren wiesen aber auch noch in der Folgezeit auf eine zumindestens deutliche Verlangsamung des Wirtschaftswachstums hin. Von daher wurden die Zinsen in der Folgezeit weiter gesenkt bis auf den heutigen Stand von z.Zt. 4%.
Diese Zinssenkungen haben bis heute keine Wirkung gezeigt (siehe auch Reuters-Artikel weiter oben). Von daher erwartet der Markt eine weitere Zinssenkung um 50 Basispunkte.
Die FED ist nun in dem Dilemma, den Erwartungen des Marktes, und die des Präsidenten, nachzukommen und dabei die Inflation aus dem Auge zu verlieren.
Die Entwicklung der Inflationsrate in den USA ist nämlich ebenfalls noch vollkommen ungewiß. Wie sicherlich allgemein bekannt ist, gibt es in Kalifornien eine Energiekrise. Die zuständigen Bundesbehörden haben vor etwa einem Monat den Energielieferanten erlaubt, Marktgerechte Preise von den Kunden fordern zu dürfen (ja ja, daß ach so freie Land der USA hat die Energiepreise in Kalifornien seit Jahren nach oben gedeckelt). Die Energiepreise in diesem bevölkerungsreichen Bundesstaat sind zwar immer noch, international gesehen, niedrigt, aber wenn sich der Preis für Energie teilweise für Kunden versechsfacht, hat dies natürlich auch seine Auswirkungen. Desweiteren ist nicht grade wenig Industrie in Kalifornien angesiedelt. Und was werden die wohl tun, wenn sie mehr für Energie ausgeben müssen??? Kosten senken, Ertrag steigern, wie überall. Die Mittel hierfür dürften hinlänglich bekannt sein.
Die Auswirkungen auf die Inflationsrate werden auch hier erst in ein bis zwei Monaten sichtbar werden.
Wenn die FED die Zinsen nun trotzdem senkt, was nichts desto trotz wahrscheinlich ist, wird natürlich die Geldemenge erhöht. Alles zusammen wird der Inflationsdruck verschärft. Nicht sofort aber im Laufe des Jahres. Und was dann???
Hätte die FED aber nichts getan (auch Anfang des Jahres nicht) so gäbe es in den USA mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Rezession. Greenspan wäre nicht mehr bei der FED und wie es um den Rest der Welt stünde, steht in den Sternen, das ist nämlich wirklich Kaffeesatzlesereri.
So, und nun muß ich mich wirklich wieder um meine Arbeit kümmern!
Bis dann! |