Butschi, für den Fall, dass WDI ausschließlich nur als Betrugsfirma gehandelt hat und nie Gewinne erwirtschaftet bzw. auch keine Aussicht darauf hatte, magst Du Recht haben.
Aber genau dies steht ja nun definitiv noch nicht fest. Zumindest so lange es keine Bilanzen gibt, die dies für die Vergangenheit ausweisen. Wenn dies so klar wäre, hätte man die Bilanzen auf Grundlage der jahrelangen Vorarbeiten schon entsprechend, zumindest aber vorläufig korrigieren können.
Mehr als die Aussage, dass Treuhandkonten aktuell nicht verifizierbar sind und Gelder in`s Ausland transferiert wurden gibt es nicht. Selbst wenn WDI nie Gewinne gemacht hätte, wäre das zwar Bilanzbetrug und entsprechend zu bestrafen. Jedoch sagt das nichts über das Geschäftsmodell und seine perspektivische Tragfähigkeit sowie der Bedienbarkeit von Darlehen aus. Es gibt zur Genüge Unternehmen, die in Wachstum, F/E und Vertrieb investieren und über Jahre keine Gewinne ausweisen können. Square z.Bsp. wird trotzdem mit 50 Mrd. bewertet.
Was mich im vorliegenden Fall so stört und mißtrauisch werden lässt, ist die widersprüchliche mediale Zerstörung des Konzerns und das Stillhalten der Behörden und der Politik.
Die Aussage, dass der Insolvenzverwalter die 300 Mio aus den USA für seine Arbeit und zukünftige Prozessführung benötigt ist ebenso eine überzogene Übertreibung, die ich als bewusste Verunsicherung werte.
Für die 5 Monate dauernde forensische Prüfung von KPMG wurden 10 Mio als Honorar gehandelt. Das stellt definitiv eine gewaltige Vorarbeit dar. Was will denn der Insolvenzverwalten noch mehr prüfen. Der kann max. das, was von KPMG als unzureichende Kooperation bemängelt wurde, nun ergänzen, weil er die Macht dazu hat. Der Aufwand für die Ergänzung sollte überschaubar sein.
Wenn man feststellen muss, dass wirtschaftliche Prüfungen eh nichts bringen, da alle Beteiligten überfordert sind, dann kann ich mir den Aufwand generell auch sparen.
Es gab vor Kurzem die Meldung, dass in 2020 wohl 800 Mio an Darlehen ausgereicht wurden, welche angeblich über die Töchter in`s Ausland versickert sind. So schwer dürfte die Nachverfolgung nun nicht sein, schließlich haben EY und KPMG in diesem Zeitraum geprüft und vielleicht auch mal nach dem Geldfluss und seinen Belegen gefragt. Zumindest muss ich aber nicht hunderte Millionen für die Feststellung ausgeben, dass die Kohle weg ist.
Verwunderlich ist für mich aber, dass nach all den medialen Vorwürfen zum WDI-Betrug in 2019 und 2020 und der forensichen Prüfung von KPMG, das Ergebnis oder Zwischenberichte zu dieser Untersuchung von den Darlehensgebern bis zur erneuten Darlehensvergabe nicht abgewartet wurde. Soviel Leichtsinnigkeit ist für mich nicht glaubhaft. Auf welcher Datenbasis sollen die Banken denn entschieden haben? Warum haben die nicht mal Butschi gefragt? Der hatte das entsprechende Insiderwissen und den Durchblick.
Ebenso verhält es sich mit dem Einstieg der Softbank-Manager. Im Oktober 2019 unterschreiben die den Anleihenvertrag und fordern kurz darauf eine forensiche Prüfung des Konzern? Die Reihenfolge ist nicht sinnvoll und logisch. In der Regel prüft man erst und zahlt danach. Passt einfach nicht und macht stutzig.
Die Gesamtschau des Dramas ist in all seinen Belangen so widersprüchlich und unlogisch, dass mir die simple Feststellung, WDI wäre nur ein billiger Betrügerladen, ohne tragfähiges Geschäftsmodell, der Alle abzocken konnte, weiterhin nicht einleuchtet.
Nun, meine Kohle ist weg und innerlich abgeschrieben. Um zukünftig Verluste zu vermeiden und zu verstehen, wer hier wen abzockt, werde ich mich wohl bis zur endgültigen Aufklärung bzw. glaubhaften Bilanzen mit dem Thema beschäftigen. |