Einstelliger Millionenbetrag für Comtrade Die insolvente Comtrade hat einen neuen Investor an Bord: die BSL Asset Management. Wie viel Geld fließen soll, darüber hält man sich bedeckt. BSL-Vorstand Wolfgang Klosterhalfen verrät aber: Es ist ein einstelliger Millionenbetrag. Comtrade-Logo (Quelle: Unternehmen)
"Mehr können wir noch nicht sagen, wir verhandeln noch mit weiteren Investoren", sagte Klosterhalfen. Von ihnen hängt ab, wie viel BSL zuzuschießen bereit ist. "Die Summe ist vielleicht nicht hoch, aber es sollen noch weitere Kapitalerhöhungsrunden folgen", so der Vorstand des Kapitalgebers in spe.
Die erste Kapitalerhöhung soll die Insolvenz abwenden. Weitere Kapitalerhöhungsrunden sollen der Expansion dienen, auch zu deren Höhe hält man sich bedeckt, "das hängt vom Geschäftsmodell ab", erklärt Klosterhalfen. Comtrade müsse wachsen, aber mit organischem Wachstum allein sei es nicht getan. "Wir schauen uns deshalb nach geeigneten Zukäufen um und sondieren den Markt", kündigt er an. Mit einem geeigneten Mitbewerber würde man sich gegebenenfalls zusammentun.
Übernimmt BSL die Mehrheit? Bevor der neue Großaktionär aber einsteigt, muss die Bilanz erst einmal saniert werden. Das soll durch eine Kapitalherabsetzung im Verhältnis 10:1 geschehen. Durch eine anschließende Kapitalerhöhung soll dann die Zahlungsfähigkeit wiederhergestellt werden und die Eröffnung des Insolvenzverfahrens abgewendet werden, schreibt Comtrade in seiner Adhoc-Mitteilung von gestern Abend.
Das bedeutet im Klartext, der Anteil der alten Aktionäre sinkt, sofern sie sich nicht an der Kapitalerhöhung beteiligen können. Im Neunmonatsbericht 2006 wird ein Grundkapital von 11,2 Millionen Euro ausgewiesen. Durch den Kapitalschnitt würde es also auf 1,1 Millionen sinken. Flösse bei der anschließenden Kapitalerhöhung der einstellige Millionenbetrag von BSL komplett ins Grundkapital, dann wäre der Investor wohl Mehrheitseigner.
Die Kapitalmaßnahmen müssen noch auf einer außerordentlichen Hauptversammlung abgesegnet werden. Wann das geschehen soll, ist wenig konkret. "In nächster Zeit", heißt es.
An der Börse wurde die sich andeutende Rettung gefeiert. Die Aktie legte zeitweise fast 70 Prozent zu bis auf 0,37 Euro.
Wer ist BSL? Doch die Recherche über den neuen Investor ruft ein wenig Stirnrunzeln hervor. So schreibt zum Beispiel "Fonds Professional" in einem Artikel vom 17. Oktober 2005 von einer Beteiligung der BSL-Gruppe an der Finanzplan GmbH, die in "einer Reihe von skurrilen Rechtsstreitigkeiten" mündete. Firmengründer Otto Schmitz erhob den Vorwurf, die Übertragung von Anteilen sei nicht korrekt abgelaufen. Vor Gericht scheiterte Schmitz allerdings bei dem Versuch, den Verkauf für ungültig erklären zu lassen.
Geplant gewesen sei auch eine Beteiligung an dem Börsenmakler Schnigge. Sie scheiterte jedoch - hier haben die Rechtsstreitigkeiten noch kein Ende gefunden. Ebenso verweist der Bericht auf Einträge im Schuldnerregister zu BSL-Vorstand Wolfgang Klosterhalfen.
Wenn frisches Geld die Rettung des Unternehmens bedeutet, schaut man vielleicht nicht so genau hin, woher es kommt. Comtrade hat am 7. Mai Insolvenz wegen Zahlungsunfähigkeit beantragt. Der Einstieg von BSL könnte also die Rettung vor der Pleite bedeuten.
Hacker-Angriff bei BSL Was am Donnerstagmorgen ein wenig stutzig machte: Die Webseite der BSL sah sehr mager aus, nicht einmal ein Impressum war vorhanden. Später tauchte es dann auf, ebenso die Navigationspunkte "Die Organe", "Die BSL AG" und "Pressemitteilung". Das Unternehmen erklärte dies mit einem Hacker-Angriff.
Comtrade hat in den Monaten Januar bis September 2006 knapp 35 Millionen Euro umgesetzt und vor Zinsen und Steuern rund 1,2 Millionen Euro verdient (Ebit). Die liquiden Mittel lagen per 30. September bei rund 365.000 Euro. Aktuellere Zahlen zur Geschäftslage gibt es nicht, die Bilanz 2006 ist noch nicht veröffentlicht worden, ein Termin dazu steht auch noch nicht fest.
Angekündigt war ein Jahresumsatz zwischen 39 und 42 Millionen Euro und ein Nettoergebnis von einer Million Euro. Allerdings musste Comtrade zu Jahresbeginn einräumen, dass man diese Ziele verfehlen werde.
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