Analysten loben Kombination aus mehr Marketing und verbesserter Geschäftsführung
Coca-Cola steht vor Ende der Durststrecke
Nach Coca-Colas Schluckauf-Kurs der vergangenen Zeit äußern sich die Analysten jetzt wieder positiver über die Aktie. Die Bank of America erhöhte vor Kurzem das Kursziel und UBS-Analyst Kaumil Gajrawala sagt: „Die Trendwende für Coca-Cola ist da.“
HOUSTON. Er setzte sein Urteil von „neutral“ auf „kaufen“ herauf und sorgte damit für steigende Aktienpreise. Zum ersten Mal seit Monaten sind damit die neutralen und negativen Anlageempfehlungen für die Aktie nicht mehr in der Überzahl, zeigen Daten von Thomson First Call.
Schon die gute Quartalsbilanz vor einigen Wochen ließ die Anleger aufhorchen. Zwar habe „die Geschäftsleitung den Markt davor gewarnt, allzu viel in die Zahlen hineinzuinterpretieren“, sagt William Pecoriello von Morgan Stanley. „Aber die allgemeine Stabilisierung deutet schon darauf hin, dass Coca-Cola sich in die richtige Richtung bewegt.“
Dafür kämpft der größte Getränkehersteller der Welt zurzeit an vielen Fronten. Zum einen soll in den nächsten Monaten eine ganze Reihe neuer Produkte auf den Markt kommen, zum Beispiel Dasani-Wasser mit Geschmack oder eine neue kalorienfreie Cola-Variante. Die Energielimonade Full Throttle („Vollgas“), Coca-Colas Antwort auf den unumstrittenen Marktführer Red Bull, gibt es demnächst auch ohne Zucker. Analysten verfolgen die zahlreichen Markteinführungen allerdings mit Skepsis, weil sie befürchten, dass sich die Produkte gegenseitig Marktanteile abnehmen könnten, oder bei der wählerischen Kundschaft einfach durchfallen könnten.
Zum Zweiten stehen eine Reihe von Restrukturierungen an, die den Betrieb schlanker machen sollen. Ab dem kommenden Jahr wird zum Beispiel der Posten des Marketingchefs abgeschafft, teilte Coca-Cola Anfang der Woche mit. Ab Anfang 2006 wird der bisherige Chef der Abteilung, Chuck Fruit, statt dessen als Medienberater des Konzerns eingesetzt.
Außerdem steckt Coca-Cola seit November fast 400 Mill. Dollar in Werbekampagnen, von denen der Großteil noch in der zweiten Hälfte des laufenden Jahres bei den Kunden ankommen wird. „Diese Kombination von starker Vermarktung und verbesserter Geschäftsführung sollte Coca-Colas Kurs in die Höhe treiben“, sagt Analystin Kaumil Gajrawala, deren Bank UBS auch Investmentgeschäfte mit Coca-Cola abwickelt. „Bislang haben die Anleger die Investitionen offenbar noch nicht richtig anerkannt.“
Mit einem geschickten Winkelzug versucht das Unternehmen aus Atlanta außerdem, einer gesetzlichen Maßregelung zuvor zu kommen. Seit einiger Zeit fordern amerikanische Verbraucherschützer die Regierung auf, Warnschilder auf Limodosen zur Pflicht zu machen – ähnlich wie die Risikohinweise auf Zigarettenpackungen. Ihr Argument: Die Zuckergetränke tragen zum Übergewicht bei Kindern und Jugendlichen bei.
Jetzt bieten Coca-Cola und weitere Softdrinkhersteller eine andere Regelung an, um das Problem einzudämmen: An Grundschulen sollen nur noch Wasser und reine Fruchtsäfte in die Verkaufsautomaten kommen, an den Mittelschulen werden bis Schulschluss nur kalorienreduzierte Limos ausgegeben.
Positiv für Coca-Cola ist nach Meinung von Analysten, dass das Markenbewusstsein der US-Bürger offenbar bei Getränken wieder zunimmt. „Die Einzelhändler legen mehr Nachdruck auf Werbeaktionen für die großen Namen, weil sie hier in der letzten Zeit mehr verkauft haben als mit Hausmarken“, sagt Bryan Spillane von der Bank of America.
„Das verheißt Gutes für den Absatz bei Coca-Cola und auch bei Pepsi.“ Schätzungen zufolge liegt Coca-Colas Anteil am Softdrinkmarkt, der im vergangenen Jahr weltweit etwa 190 Mrd. Dollar einbrachte, bei fast 60 Prozent.
Quelle: HANDELSBLATT, Montag, 05. September 2005, 07:00 Uhr
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