In keinem Land der Welt ist die Einführung von Schadstofffreien Autos daher so dringlich wie in China. Eine Lösung des Dilemmas sieht Peking in Kraftfahrzeugen die teilweise (hybrid) oder gänzlich mit Elektroenergie betrieben werden, denn das Land hat besonders gute Voraussetzungen um auf strombetriebene Autos umzusteigen. China befindet sich noch auf einer Stufe der wirtschaftlichen Entwicklung, in der Infrastruktur neu geschaffen und nicht wie im Westen vorwiegend repariert wird. Autos werden zudem zumeist an Erstfahrer verkauft und die Strecken von chinesischen Autofahrten sind in der Regel relativ kurz (Stw. Stadt-Fahrten). *Einmalige Chance für China? Für Peking bieten Elektroautos aber auch eine einmalige Geschäfts-Chance: Die globale Autoindustrie sucht aufgrund der globalen Krise händeringend nach einem neuen Verkaufsschlager und es ist bekannt, dass es die meisten westlichen Automarken verpasst haben ein marktreifes Elektroauto zu entwickeln. China besetzt hingegen mit einem Weltmarktanteil von 22% jetzt schon die nach Japan führende Position in der Herstellung von Lithium-Ionen Batterien, und bei der Förderung des für die Batterieproduktion wichtigsten Rohstoffs Lithium-Karbonat liegt Chinas Weltmarktanteil sogar bei hohen 27%. Jedem in Peking ist klar, dass es trotz des Millionenheers an neuausgebildeten chinesischen Ingenieuren keiner der 52 Automarken Chinas in naher Zukunft gelingen wird bessere Kleinwagen, Sportwagen oder SUVs zu bauen wie eine der etablierten West-Marken. Bei Elektroautos kann hingegen noch eine Marke von Anfang an aufgebaut werden. Was liegt da näher als Elektroautos staatlich zu fördern? *China möchte „Weltmarktführer“ bei E-Autos werden. Genau dies wird auch geschehen. Stand im zehnten Fünfjahresplan der Volksrepublik noch die Weiterentwicklung der Dieseltechnologie weit oben auf der Agenda, so rief Peking im elften Fünfjahresplan neue Energiefahrzeuge als „Schwerpunkttechnik“ aus. Die New York Times berichtete am 1. April sogar, dass die chinesische Regierung einen Plan abgesegnet habe, der China innerhalb von drei Jahren zum Weltmarktführer in der Produktion von Elektro-Fahrzeugen machen soll. Die Produktionskapazität von Elektroautos und Elektrohybriden soll dafür bis 2011 von aktuell 2.100 auf 500.000 erhöht werden. Als besonderen Beweis dafür, wie ernst es die chinesische Regierung mit diesem Ziel meint, sehen viele Beobachter die Ernennung des „Ministers für Wissenschaft und Technologie“ durch Wen Jiabao vor zwei Jahren. Ernannt wurde mit Wan Gang ein ehemaliger Audi-Ingenieur, der zuvor das staatliche „Forschungsprogramm zur Entwicklung des elektrischen Autos“ leitete. China-Kenner konnten die Entscheidung übrigens kaum glauben, denn Wan Gang ist der erste Minister seit drei Jahrzehnten, der kein Mitglied der Kommunistischen Partei ist. *Milliardenförderung für Käufer und Produzenten Insbesondere Elektroautos und Hybrid-Elektroautos werden – so die Pläne – Subventionen und Steuererleichterungen erhalten. So wurde im Frühling bekannt gegeben, dass die Umsatzsteuer für den Kauf von grünen Autos auf 5% gesenkt wird und der Industrie 10 Mrd. Yuan (1,46 Mrd. USD) an Fördergeldern für die Entwicklung grüner Autotechnologie zur Verfügung gestellt werden. Es sickern zudem auch immer weitreichendere Käufersubventionspläne durch: So sollen z.B. Autoflotten (z.B. Taxiunternehmen) in 13 Städten Zuschüsse von bis zu 7.320 USD für den Kauf eines Hybrid-Elektroautos und Zuschüsse von bis zu 8.800 USD für den Kauf eines reinen Elektroautos erhalten. Käufer elektrischer Busse sollen sogar 73.100 USD überwiesen bekommen. Ähnliche Pläne für Privatkäufer liegen wohl schon in den Schubladen. *Der Aufbau der Infrastruktur hat schon begonnen Auch wurde – wie in Israel – schon ein Plan zum Aufbau von entsprechender Infrastruktur entwickelt, denn diese ist zwingende Voraussetzung dafür, dass sich Elektroautos am Markt durchsetzen können. Der staatliche Monopolist State Grid Corp. hat z.B. schon im Rahmen des Konjunkturprogramms begonnen in Peking und Shanghai Ladestationen für Elektroautos aufzustellen. Auch Shenzhen, Wuhan, Hangzhou und 9 weitere Millionenstädte haben schon den bevorstehenden Aufbau von Elektroauto-Infrastruktur bekannt gegeben. Schon im Jahr 2010 soll diese Infrastruktur laut einer Studie von Roland Berger 19% des chinesischen Automarktes abdecken, und bis 2020 sollen sogar mehr als 40 Städte oder das Äquivalent zu 46% des chinesischen Automarktes Infrastruktur für Elektroautos bereitstellen. *Roland Berger: China kann Weltmarktführer werden! Die ambitionierten Pläne der chinesischen Regierung in Punkto Elektroautos veranlasste Roland Berger Strategy Consultants jüngst dazu in einer Studie mit dem Namen „Powertrain 2020 - China’s ambition to become market leader in E-Vehicles“ zu erkunden, ob China bei Elektroautos tatsächlich Weltmarktführer werden kann. Das Fazit der Unternehmensberatung ist erstaunlich: Im Jahr 2020 könnten Elektroautos und Hybridfahrzeuge einen Weltmarktanteil von knapp zehn Prozent haben und in China könnten dann sogar über 50 Prozent aller Neufahrzeuge hybrid oder vollelektrisch fahren! Alleine der globale Markt für Elektroautobatterien würde, so die Unternehmensberatung, bis 2020 auf bis zu 29,7 Mrd. EUR pro Jahr anwachsen. In diesem Markt werde China zudem den globalen Kostenvorteil von 25% in 2010 auf 30% bis 2012 erhöhen.*Ist diese Prognose wirklich realistisch? |