"Der Staat reguliert aus gutem Grund die Mindestsicherheit für Heizräume weil naive Glaube das ist doch nicht so schlimm in der Realität nicht reicht - und er wird das nach dem ersten Brand mit Toten oder Schwertverletzten einer LiIonen Speicheranlage sicher auch für diese tun - das heisst nicht dass die öfters brennen, aber wenn sie das innerhalb von Gebäuden tun wird es extrem gefährlich für die Bewohner."
Ja, da hast du natürlich prinzipiell recht. Nur interessiert das niemanden, weil die konkrete Gefahr unterhalb der Wahrnehmungsschwelle ist. Es folgt ein auf den ersten Blick banaler Exkurs über Gefahr. Auf den zweiten Blick aber weniger banal, weil es um die Wahrnehmung von Gefahr geht.
Früher hatten wir offene Feuer, dann einen Öltank im Keller, aus dem wir mit einer Kanne Öl geholt und die diversen Ölöfen in der Wohnung befüllt haben. Das war mein Job als junger Jugendlicher. Es hat bestialisch nach Öldämpfen in der Wohnung gestunken und Papa musste für ein halbe Stunde seine Zigarre löschen während gelüftet wurde. Später haben wir das mit dünnen Kupferleitungen und Pumpen vom Tank zu den Öfen automatisiert. Die Öltankbombe hatten wir aber immer noch im Keller. Und wir hatten einen Gasherd in der Küche (außer dem Feuerherd, den meine Mutter wegen ihrer Kriegserfahrungen nie aufgeben wollte), und ich hatte später in anderen Wohnungen (Uralthäuser in Paris und sonstwo) sogar Gasheizungen in archaischen Zuständen, und es war immer ganz normal, dass ab und zu ein Haus wegen einer Gasexplosion in die Luft flog.
Trotzdem hatte nie jemand das Gefühl, das das alles gefährlich sei. Nichtmal die 17.000 Verkehrstoten in der BRD als ich 1968 Führerschein machte, empfand man als gefährlich. Da gab es keine Sicherheitsgurte, Knautschzonen und Airbags, sondern Hängematten als Sitze im Renault 4. So what!
Das ist natürlich alles längst vorbei, und alles ist genial reglementiert und sehr viel sicherer als früher. Es gibt relativ wenig Verkehrstote und nur noch relativ selten Hausbrände wegen technischer Mängel. Allerdings hindert das die Menschen nicht daran, per Sport (Skifahren, Radfahren, Reiten), ungesunder Lebensweise (Drogen, Alkohol, Essen, Arbeiten, Stress), endloser Mobilität, etc. enorme Risiken einzugehen.
Einfach, weil sie den Nutzen wichtiger als das Risiko erachten.
Um die Parabel zu beenden: Ich war damals sehr erleichtert, als wir die Ölöfen und die Ölkanne hatten, und ich nicht mehr endlos Kohle aus dem Keller in die Kohleöfen in der Wohnung schleppen musste. Ganz zu schweigen von den Kohlelieferungen und den dann anstehenden Kohlearbeiten im Keller. Ganz bestimmt war die Kohle sicherer als unsere ersten Ölöfen. Der Komfort und die Energiedichte (sprich Gewicht) des Öls war aber sehr viel angenehmer.
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