DJ: BÖRSENAUSBLICK/Kein Ende des Kapitalflusses in den DAX in Sicht Von Herbert Rude DOW JONES NEWSWIRES
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Konsolidierungsrunde am deutschen Aktienmarkt könnte sich in der kommenden Woche laut Marktteilnehmern schon wieder nach oben auflösen. Grund sind die Kapitalabflüsse aus den Anleihemärkten, die laut Händlern in die Aktienmärkte fließen. Deflation ist kein Thema mehr am Markt. Die Analysten von Sentix meinen, mit dem "quantitative easing" habe die US-Notenbank Inflationserwartungen verankert, die nun zu steigenden Zinsen an den Anleihenmärkten führen. "Da hat die Fed eine Zinsuntergrenze eingezogen", so die Sentix-Analysten.
Geldmarktfonds fallen als Alternative zu Anleihen im laufenden Zyklus aus. "Die Gläubiger müssen sich auf lange Zeit auf negative Realzinsen einstellen", so Pimco-Anlagestratege Bill Gross mit Blick auf das kurze Ende anlässlich des "Roundtables" von Barron's zur Anlagestrategie in diesem Jahr.
Und innerhalb der Aktienmärkte gibt es nun Strukturverschiebungen. "Die Schwellenländer fallen als Anlagealternative derzeit aus", meinen die Analysten von Wellenreiter-Invest mit Blick auf Kursrückgänge in Schanghai, Bombay oder auch an kleinen Märkten wie in Dhakka. Offensichtlich drücken die geldpolitischen Bremsmanöver in einigen Schwellenländern auf die Aktienkurse. Devisenstratege Chris Zwermann von Zwermann Financial spricht mit Blick auf ausgewählte Emerging Markets schon von "quantitative tightening", in Abgrenzung von dem "quantitative easing" der US-Notenbank Fed.
Dagegen feiern die Aktienmärkte in der europäischen Peripherie ein unerwartet schnelles Comeback. So hat der IBEX in Madrid innerhalb von zehn Handelstagen etwa 15% gewonnen. Während die Zinsen in den "safe havens" wie Deutschland, den Niederlanden oder auch den USA am langen Ende kräftig steigen, gehen sie in Griechenland, Portugal und Spanien zurück. Goldman Sachs meint, die Weichen seien in Spanien auf nachhaltige Stabilisierung gestellt, die Schuldenquote am Bruttoinlandsprodukt könnte von 90% derzeit auf 77% im übernächsten Jahr zurückgehen.
Die Strukturveränderungen an den Aktienmärkten gehen einher mit einer durchgreifenden Branchenrotation. Die lange gemiedenen Bankenwerte feiern eine Renaissance, auch Versicherer und Versorger springen an. Die Rotation könnte Korrekturansätze im DAX wie in den vergangenen Tagen schnell beenden. "Bei den zyklischen Aktien läuft die Korrekturphase, ohne dass das beim DAX selbst großartig spürbar wäre", heißt es in den Mußler-Briefen.
Auch das Sentiment erscheint bei weitem nicht so überhitzt wie das der eine oder andere Anlagestratege dem Markt glauben machen will. In der nun ablaufenden Woche lag die Put-Call-Ratio auf die DAX-Optionen ohne Ausnahme über eins, zum Teil sogar deutlich. Das spricht eher für eine vorsichtige Haltung und Absicherungsinteresse unter den Anlegern.
Aus technischer Sicht gilt die Marke von 7.240 Punkten als nächste Hürde für eine durchgreifende Fortsetzung der Hausse. Die technischen Analysten von HSBC Trinkaus machen hier den letzten starken Widerstand auf dem Weg zur 8.000er Marke aus. Hier war der Erholungsversuch im Mai 2008 gescheitert, und hier verläuft die Nackenlinie aus der Dreifach-Top-Umkehr von Mitte 2007 bis Anfang 2008.
Auf der Makroseite stehen in der kommenden Woche in den USA Zahlen zum Wirtschaftswachstum am Freitag, zum Verbrauchervertrauen am Dienstag und die Sitzung der US-Notenbank mit dem Ergebnis am Mittwoch im Blick des Markts. Am Dienstag werden auch der Case-Shiller- und der FHFA-Hauspreisindex veröffentlicht, am Donnerstag unter anderem die Auftragseingänge für langlebige Wirtschaftsgüter und am Freitag der Michigan-Index für die Verbraucherstimmung in der zweiten Umfrage. In Europa werden am Montag eine Reihe von Einkaufsmanager-Indizes bekanntgegeben.
Außerdem kommt die Berichtsaison Europa auf Touren, in Deutschland mit Wincor Nixdorf am Montag und mit den Zahlen von Siemens am Dienstag und von Software AG am Donnerstag. Außerdem berichten am Montag Philips, am Dienstag Ericsson und am Donnerstag Novartis, Nokia, AstraZeneca, H&M sowie Fiat über die Geschäftsentwicklung. In den USA stehen unter anderem am Montag McDonald's, am Dienstag Dupont, Verizon, 3M und Yahoo, am Mittwoch United Tec und am Donnerstag Caterpillar, AT&T, Microsoft und Potash auf der Agenda.
-Von Herbert Rude, Dow Jones Newswires; +49 (0)69 29725 217, herbert.rude@dowjones.com DJG/hru/jej/reh
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January 21, 2011 07:34 ET (12:34 GMT) Dow Jones & Company, Inc.2011 ----------- Bankraub ist ein Unternehmen für Dilettanten. Wahre Profis gründen ein Bank. |