Ich hab mal versucht, das große Bild aus Sicht des mittelfristigen Bären zu malen. Sicher fehlen etliche Details, aber so ist das mal bei großen Bildern;-) Unvorhersehbare Negativereignisse (Ölpreisanstieg durch Hurricanes oder Zuspitzung im Iran, Terroranschläge) habe ich außen vorgelassen.
Der Hausmarkt: 1. Kreditausfälle und Zwangsversteigerungen werden weiter steigen (time lag zum ARM reset schedule bei 3-9 Monaten) 2. Kreditrestriktion im Mortgage-Bereich wird sich ausweiten 3. Angebot auf Hausmarkt steigt durch 1) Nachfrage sinkt durch 2) also werden die Hauspreise weiter sinken. Das ganze ist eine Spirale, da durch sinkende Hauspreise immer mehr Kredite notleidend werden. Gemäß dem ARM-Reset-Schedule dürfte man frühestens in Q1, eher Q2-3 mit einer Entspannung von dieser Seite rechnen. Bis dahin sollte allerdings die Abschwächung der Realwirtschaft (s. u.) zu einer weiteren Dynamisierung der Spirale beitragen. Ein letzter Hoffnungsschimmer besteht, wenn man glaubt, daß viele der ARM-Schuldner, deren Kredite im letzten Quartal zur Anpassung anstehen, bereits jetzt ausgefallen sind und damit der Tsunami bereits jetzt über uns hereingebrochen ist und in den nächsten 6 Monaten nur noch kleinere Flutwellen an Land branden. Dieses Szenario ist aber aufgrund der Strukturen (2/28) eher unwahrscheinlich. Einen Bailout der zahlungsunfähigen Hauseigner im großen Stil wird es imho nicht geben;
Der Finanzmarkt (Mortgages) inkl. aller Investorengruppen (HFs, LBa, IBs, etc.): Durch die Kreditausfälle wird es zu weiteren Verlusten kommen. Die Wahrscheinlichkeit, daß eine große Finanzinsitution über die Wupper geht, sehe ich jetzt bei ca. 30%. (Darunter fällt auch eine Übernahme eines in Not geratenen Instituts durch eine starke Hand). Vor ein paar Monaten sah ich hier eine Wahrscheinlichkeit von 20% (s. Post # 2750). Der Anstieg der Wahrscheinlichkeit ist nicht damit begründet, daß ich die Lage schlechter einschätze, sondern erkannt habe, wie wenig die großen Häuser wissen, was sie in den Portfolien haben. Eine große negative Überraschung ist für mich daher wahrscheinlicher geworden. Probleme bei einem großen Haus, wird alle anderen in Mitleidenschaft ziehen.
Der Finanzmarkt (LBOs M&As) Auch ein trübes Bild; Markt momentan fast tot. Liquidität Fehlanzeige. Silberstreifen am Horizont könnten die Chinesen sein, die ihre Dollars, bevor sie weiter an Wert verlieren in Beteiligungen an US-Unternehmen eintauschen. Allerdings gibt's da den Haken (hat AL ja schon angesprochen), daß man erst die Treasuries, in denen die Dollars geparkt sind verkaufen müsste. Andererseits hat man während der letzten Wochen gesehen, daß es bei starken Kursrückgängen am Aktienmarkt große Nachfrage am Rentenmarkt gibt. Also ein paar Milliarden wären sicher ohne größeren Druck auf die Renditen machbar. Es ist imho auch nicht nötig, daß China komplett umschichtet; allein eine größere Übernahme könnte den Markt wieder gierig werden lassen, nach dem Motto früher kauften die PE-Firmen; jetzt sind es halt die Staatsfonds.
Der Finanzmarkt (Devisen) Zumindest werden wir mit zunehmender Volatilität rechnen können, solange die Zinsdifferenzen auf dem momentanen Niveau bleiben. Carry-Trades werden momentan genauso schnell auf- wie abgebaut, je nach fundamentaler Marktlage. Sie sind quasi der Turbo sowohl in die Up- als auch in die Down Richtung. Da ich aber eher mit einer Verringerung der Zinsdifferenz rechne (Zinssenkungen der FED), ist die Down-Komponente eher zu berücksichtigen.
Der Finanzmarkt (Zentralbanken) Die Fed wird die Zinsen senken; die EZB und die BOJ werden die Zinsen nicht weiter anheben, bzw. zumindest eine Pause einlegen.
Arbeitsmarkt Zu den Entlassungen am Hausmarkt und im Finanzsektor, werden imho noch etliche durch den M&A-Boom ausgelöste Entlassungen kommen. Die Preise, die hier für Unternehmen gezahlt wurden, können nur durch starken Arbeitsplatzabbau wieder reingeholt werden.
Die Realwirtschaft (ex Housing) Autos am Boden. Konsum schwächelt zunehmend. Transport leidet auch durch Housing. Steigende Arbeitslosigkeit wird ihr übriges beisteuern. Dazu kommen steigende Finanzierungskosten (Anstieg Credit-Spreads höher als Zinsrückgang) Das wird Bremsspuren in den Unternehmensbilanzen hinterlassen.
Alles in allem imho ein trübes Bild; Erholung frühestens Ende 2008; eher Mitte 2009.
Worst-Case: - über 4 Mio Zwangsversteigerungen in 2007 und 2008 - 1 große IB geht über die Wupper oder wechselt den Eigentümer - Saftige Rezession in den USA über mehr als 2 Quartale - Weltwirtschaft wird mitruntergezogen - Carry-Trade-Auflösungen verstärken den Ausverkauf - Hedge-Fonds spielen die Bärenseite, so wie sie in der Hausse die Kurse nach oben getrieben haben. - China tritt nicht als Käufer im US-Aktienmarkt auf. Dow-Jones -40% bis -60% bis 2009
Best-Case - "nur" 3-4 Mio Zwangsversteigerungen in 2007 und 2008 - Finanzinstitutionen kommen mit blauem Auge davon (zwar Verluste aber nicht existenzgefährdend). - Schwacher Dollar und stabile Weltwirtschaft helfen der USA - Daher nur kurze Rezession in Q1 und Q2 2008 in den USA - Zinssenkungen halten sich im Rahmen, Carry-Trades bleiben zum Teil profitabel. - Wir sehen eine Übernahme eines S&P-100-Unternehmens oder mehrerer kleinerer durch die Chinesen. Dow-Jones +/- 10% |