„Realistische Chance auf Kursverdopplung“
Alfred Maydorn, bekannt als Internet-Experte und Chefredakteur des maydornreports (vormals Internet Report), mischt nach längerer Pause wieder in der Fondsbranche mit. Maydorn zeichnet als Berater für den H&A Lux DAC Internet-Fonds (WKN: 933805) verantwortlich und hat seit Übernahme des Mandats 40 Prozent Performance erzielt. Stock-World sprach mit dem Investmentexperten über das Comeback der Internet-Werte, Vorwürfe des Anlegermagazins Finanzen und seine besten Aktien im Portfolio.
Stock-World: Die Börsenentwicklung der letzten Wochen hat Mut gemacht, besonders im Hightech-Bereich. Der Amex Internet Index legte überproportional zu. Herr Maydorn, wie sehen Sie die Zukunft für die Internet-Branche?
Alfred Maydorn: Im Internet hat die zweite große Aufwärtsphase gerade erst begonnen. Viele der Geldverschwender sind von der Bildfläche verschwunden, ebenso wie Firmen mit aberwitzigen Geschäftsmodellen. Dafür arbeitet beim Rest der börsennotierten Internets inzwischen jedes zweite profitabel.
In früher oftmals als langweilig abgestempelten Bereichen wie dem Internet-Service-Providing wird mittlerweile gutes Geld verdient. Hinzu kommen immer mehr unterbewertete Nischenplayer aus Asien, Deutschland oder den Emerging Markets.
Stock-World: Seit dem 14. Februar 2003 managen Sie den H&A Lux DAC Internet-Fonds. Welche Strategie verfolgen Sie, um den Markt bzw. die Benchmark zu schlagen?
Alfred Maydorn: Der Fonds wird nach dem Stockpicking-Ansatz gemanagt. Im Unterschied zu den großen Internet-Fonds liegt der Fokus auf kleinen bis mittelgroßen Firmen, die sich durch ein überzeugendes Geschäftsmodell auszeichnen, profitabel sind und aufgrund ihre Wachstumsperspektiven fundamental unterbewertet sind. Big-Player wie Amazon, eBay oder Yahoo! habe ich überhaupt nicht im Portfolio. Ich halte die drei für fantastische Unternehmen, angesichts der immens hohen Bewertung sehe ich jedoch für jeden Titel kaum mehr als 20 Prozent Kurspotenzial bis Jahresende.
Im Technologiesektor gibt es derzeit viele unentdeckte Werte, die günstiger sind und deutlich mehr Performance versprechen. Ich kaufe hauptsächlich Aktien, die eine realistische Chance auf eine Kursverdopplung haben. Oberste Maxime ist hierbei stets: Gewinne laufen lassen und Verluste begrenzen!
Stock-World: Können Sie uns etwas über Ihre Asset-Allocation sagen?
Alfred Maydorn: Aktuell machen Web-Aktien nur etwa 60 Prozent des Volumens aus. 40 Prozent des Vermögens steckt in Tech-Titeln anderer Sektoren. Der regionale Schwerpunkt liegt mit 70 Prozent klar in den USA. Deutschland und Österreich (z.B. das Online-Wettbüro BETand-WIN) machen jeweils etwa fünf Prozent des Volumens aus. Auf Asien entfallen die restlichen 20 Prozent.
Meine größte Position ist derzeit Seachange [Nasdaq: SEAC ], ein Anbieter von Video-on-Demand-Technologien. Auf Platz Zwei folgt Sonic Solutions [Nasdaq: SNIC ], ein Unternehmen das Software für die Bearbeitung und das Brennen von DVDs entwickelt. Drittschwerster Wert ist Proxim [Nasdaq: PROX ]. Die Firma stellt Hardware für drahtlose Netzwerke und Internetzugänge her. Dank Intels millionenschwerer Werbeoffensive für seinen Centrino-Chip ist das Anlegerinteresse wieder in den Wireless-Sektor zurückgekehrt. So stieg der Kurs von Proxim innerhalb von nur vier Wochen von 0,58 auf 1,88 Dollar.
Stock-World: Bereits früher haben Sie einen Internet-Fonds gemanagt. Nach einem ausgesprochen guten Jahr als bester deutscher Technologie-Fonds kam es im folgenden Jahr zu dramatischen Kursverlusten. Was tun Sie, um eine solche Entwicklung künftig zu vermeiden?
Alfred Maydorn: Ein konsequentes Money-Management ist das A und O. Hierzu arbeite ich teilweise mit Stopp-Kursen. Hinzu kommt die oben beschriebene Asset-Allocation. Der Fonds investiert in Titel aus dem gesamten Technologiesektor und nicht nur in Internet-Aktien. Dabei befinden sich stets mindestens zwanzig Titel im Portfolio. In einzelnen Übertreibungsphasen sichere ich den Fonds auch über den Nasdaq-Future mittels Hedging ab.
Letztlich lege ich großen Wert auf ein aktives Management und variiere die Volumina bei den Einzelpositionen. Einfach ausgedrückt heißt dies, in volatile Aktien wird nicht so viel Kapital investiert wie in Papiere, die sich durch eine eher stetige Kursentwicklung auszeichnen.
Stock-World: Jüngste Wirtschaftsdaten belegen, dass die amerikanische Wirtschaft immer noch rezessionsgefährdet ist. Wie lautet Ihre Einschätzung der wirtschaftlichen Lage?
Alfred Maydorn: Wenn überhaupt, ist die amerikanische Konjunktur diejenige, die als erste wieder anspringt. Im Gegensatz zu Europa haben die USA ihre Talsohle bereits gesehen. Besonders vielversprechend sieht dabei der Technologiesektor aus. Aber wie so oft wird der Kuchen an den Börsen für den Fall, dass es mit der Wirtschaft wieder bergauf geht, schon gegessen sein.
Stock-World: Welchen Einfluss hat SARS auf die Kursentwicklung asiatischer Aktien? Sind nach der Aussage von Pacific Internet, dass die Lungenkrankheit das Geschäft beeinträchtigen könnte, weitere Hiobsbotschaften z.B. bei Netease, Sina oder Sohu zu befürchten?
Alfred Maydorn: Zuerst einmal möchte ich sagen, dass China in punkto Internet hochinteressant ist. Bereits heute surfen hier mehr als 60 Millionen Menschen im Web - der zweitgrößte Markt nach den USA. Allerdings entsprechen diese 60 Millionen Nutzer nur rund fünf Prozent der Bevölkerung.
SARS sehe ich nicht als Gefahr für das Internet in Asien. Besonders chinesische Titel wie Netease, Sina oder So-hu sollten, so unsensibel es klingen mag, von der Angst der Menschen vor einer Infektion mit SARS profitieren, da einfach mehr als sonst von zu Hause erledigt wird und öffentliche Internetcafes, die noch vom Gros der Surfer genutzt werden, geschlossen sind.
Stock-World: Im Anlegermagazin Finanzen wurde vor kurzem über Ihren Fonds berichtet. Der Artikel prangerte die hohen Verwaltungskosten von 60.000 Euro an und riet Anlegern, den Fonds zu verkaufen. Was sagen zu den Vorwürfen? Wie hoch sind die Kosten (Ausgabeaufschlag, Verwaltungsgebühren, Performance-Fee etc.)?
Alfred Maydorn: Die Zahlen sind korrekt, allerdings stammen sie aus dem Jahr 2001. Die Kosten, die aus variablen und fixen Posten bestehen, waren damals so hoch, weil die Gründungskosten in diesem Jahr abgeschrieben wurden.
In diesem Jahr werden die Fixkosten zwischen 10.000 und 12.000 Euro liegen. Bei einem Fondsvolumen von einer Millionen Euro entspricht dies in etwa 0,1 Prozent. Der Ausgabeaufschlag liegt bei fünf Prozent, die variablen Kosten bei 1,2 Prozent. Die Verwaltungsgebühren betragen somit 1,3 Prozent. Hinzu kommt eine Performance-Fee in Höhe von 20 Prozent. Allerdings greift diese erst wieder ab einem Kurs von 9,90 Euro, also in etwa dem 12,5-fachen des aktuellen Kurses von 0,73 Euro.
Stock-World: Können Sie unseren Lesern Ihre persönlichen Internet-Favoriten für die nächsten sechs Monate verraten? Bitte begründen Sie kurz!
Alfred Maydorn: Nach wie vor klasse finde ich chinadotcom. Die Marktkapitalisierung des chinesischen Softwareanbieters liegt nur rund 50 Prozent über den Barreserven. Zudem ist die Firma profitabel und auf einem Wachstumsmarkt par excellence tätig.
Die Aktie der Nummer Drei unter den amerikanischen Internet-Service-Providern, EarthLink, gefällt mir auch gut. Der Wert ist eine Turnaround-Story und das Unternehmen verfügt ebenfalls über hohe Cashbestände. Last but not least zähle ich zu meinen Favoriten Seachange. Video-on-Demand steht in den USA kurz vor dem Durchbruch und die Firma ist als Ausrüster für den kommenden Boom bestens positioniert. Alle drei Aktien haben binnen Jahresfrist ein Kurspotenzial von mindestens 50 Prozent.
Stock-World: Herr Maydorn, wir danken Ihnen für das Gespräch.
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