"Wir könnten aufgekauft werden" Klaus Weinmann spekuliert über eine Übernahme des IT-Systemhauses, doch die Börse reagiert nicht
FRAGE: Herr Weinmann, Sie liefern, installieren und betreiben Hard- und Software. Läuft das schlecht?
ANTWORT: Nein, unsere IT-Dienstleistungen sind gefragt. ANTWORT: Organisch wachsen wir pro Jahr um zehn Prozent. Der August lief sogar sehr gut. Es müsste aber noch besser laufen.
FRAGE: Besser als im ersten Halbjahr?
ANTWORT: Ja, obwohl wir da den Umsatz schon um 26,4 Prozent auf 134,8 Millionen Euro gesteigert haben.
FRAGE: Dennoch wollen Sie 2007 mehr als 300 Millionen umsetzen?
ANTWORT: Dabei bleiben wir genauso wie bei dem Richtwert, den Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 4,3 Millionen auf 6,5 Millionen zu steigern und nach Steuern 4,5 Millionen Euro zu verdienen.
FRAGE: Gemessen am Umsatz, ist das nicht viel.
ANTWORT: Der Handel ist traditionell ein Geschäft mit schwachen Margen. Eine Umsatzrendite von 2,2 Prozent, bezogen auf das Ebit, ist ordentlich. Wir haben schließlich keine Fabriken und kaum Anlagevermögen, nur eine Zentrale, die wir verkauft und wieder angemietet haben.
FRAGE: Ihr Konkurrent Bechtle hat eine Ebit-Marge von vier Prozent.
ANTWORT: Da wollen wir in ein paar Jahren auch sein. Wir haben uns zum Ziel gesetzt, die Ebit-Marge pro Jahr um einen halben Prozentpunkt zu steigern.
FRAGE: Bringen Ihnen da Zukäufe etwas?
ANTWORT: Viel sogar: Wir kaufen bevorzugt in Deutschland IT-Firmen, die aufgrund ihrer Größe kaum Geld verdienen. Nach der Restrukturierung durch uns bringen sie jedoch eine Rendite von fünf Prozent, weil sich die Einkaufskonditionen verbessern und wir Kosten sparen.
FRAGE: Brauchen Sie dafür Kapital?
ANTWORT: Nein, derzeit ist keine Kapitalerhöhung geplant.
FRAGE: Zahlen Sie bald eine Dividende?
ANTWORT: Derzeit schütten wir kein Geld aus, als Wachstumsunternehmen sollten wir freie Mittel auch besser investieren. Doch unsere Aktionäre verlangen einen Mittelrückfluss. Eventuell zahlen wir 2008 eine Dividende, vielleicht auch erst 2009. FRAGE:
Die österreichische Beteiligungsgesellschaft AVW besitzt nun mehr als 20 Prozent. Plant AVW eine Übernahme von Cancom?
ANTWORT: Davon gehen wir derzeit nicht aus. AVW will ein Viertel unserer Aktien zu kaufen. Ob die Beteiligungsgesellschaft mittelfristig noch mehr kauft, ist offen.
FRAGE: Auf den Kurs wirkt das nicht?
ANTWORT: Offenbar ist die Nachricht bisher untergegangen.
FRAGE: Wäre eine Übernahme möglich?
ANTWORT: Ja, denn der Streubesitz liegt unserer Einschätzung nach noch bei gut 50 Prozent. Gut zehn Prozent liegen bei den Mitgründern Stefan und Raymond Kober, knapp fünf Prozent halte ich persönlich, weitere 10 bis 15 Prozent liegen bei Freunden und Mitarbeitern.
FRAGE: Ihr Top-Argument für die Aktie?
ANTWORT: Cancom ist niedriger bewertet als vergleichbare Konkurrenten. Wir wachsen jedoch schneller, und unsere Rendite vor Zinsen und Steuern hat mehr Potential. Im nächsten Jahr soll der Gewinn um mindestens 20 Prozent steigen. Über zwei Jahre betrachtet, würde sich das operative Ergebnis damit annähernd verdoppeln. stt.
Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 09.09.2007, Nr. 36 / Seite 54
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