Die vielen Striche in diesen Bildern erinnern mich an die Bildanalyse der Kunsthistoriker, aber im Unterschied zum Kunstwerk sind diese Chartbilder ein unvollendeter und willkürlich gewählter Ausschnitt aus Jahrzehnten, wo man im Nachhinein Linien hinein malt, die es dann als logisch darstellen, dass es nämlich so kam, wie es kam.
Die Linien werden verlängert oder sonstwie in die Zukunft projeziert, so dass man dann zu wissen glaubt, wie es kommen wird. Kommt es ganz anders, hat man zumindest neue Möglichkeiten für ganz andere Linien. Sie stellen es dann als völlig logisch dar, dass es nun ganz anders kam, als die zuvor gemalten Linien. Linien gibt es ja immer!
Die Rückprojektion beim Goldpreis nach dem Motto 'hätte ich doch vor Jahren auf den Chart geschaut und Gold gekauft' oder bei den Bankaktien genau umgekehrt, nämlich verkauft, versetzt uns in die Illusion, man hätte es ja alles vorher 'sehen' können.
Mit anderen Worten kann ich Keno77 nur voll zustimmen, was die Skepsis bei ex-post Betrachtungen und 'Wellen' betrifft. Bei der Alternative Long oder Short liegt die Wahrscheinlichkeit der Vorhersage immer bei 50%, ob mit oder ohne Charts. Bei einem ständigen Hin und Her ist es, so vermute ich, Glückssache. Nur ein langfristiger Trend bringt glückunabhängigen Gewinn. Wie erkennen wir ihn? Meistens wohl nur ex-post. |