Berlin - Der Bahntechnikhersteller Bombardier hat nach eigenen Angaben den größten Auftrag im Straßenbahn-Bau bekommen, der jemals weltweit erteilt wurde. Das Unternehmen produziert 146 Züge für das Frankfurter Straßenbahn-Netz. Der Auftrag hat einen Wert von rund 300 Mio. Euro, darüber hinaus gibt es eine Option auf weitere 24 Fahrzeuge des gleichen Typs. "Bei Straßenbahnen ist Bombardier jetzt mit Abstand Marktführer", sagte Unternehmenssprecher Ulrich Bieger.
Die Hochflur-Bahnen vom Typ Flexity Swift sollen von Mai 2008 bis Mitte 2015 ausgeliefert werden. Sie werden im sächsischen Bautzen gefertigt, die Elektrik kommt aus dem Werk Mannheim und die Drehgestelle werden in Siegen produziert. "Die Standorte, vor allem Bautzen, haben damit eine solide Auftragsdecke. Bautzen ist für die kommenden zwei bis drei Jahre voll ausgelastet", so Bieger. Bombardier beschäftigt dort rund 1000 Mitarbeiter.
Das Werk Hennigsdorf wird von dem Großauftrag nicht profitiert, der Berlinnahe Standort ist vor allem auf Regionalzüge spezialisiert. Im Gegenteil befürchtet Michael Wobst, Betriebsratsvorsitzender in Hennigsdorf, einen weiteren Stellenabbau. "Wenn die Mindestauslastung von 70 bis 80 Prozent für das nächste Jahr nicht erreicht wird, sind Stellenstreichungen nicht auszuschließen", sagte Wobst.
Unternehmen und IG Metall hatten sich darauf geeinigt, daß betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2009 ausschlossen sind, wenn ab kommendem Jahr eine Mindestauslastung von 70 bis 80 Prozent erreicht wird - doch ob das gelingt, bezweifelt Wobst. Bombardier-Sprecher Bieger sagte dagegen, derzeit sei die Auslastung gesichert. Am 31. Mai würden die Aussichten für 2007 bewertet. "Wenn die großen Aufträge kommen, die wir erwarten, müssen wir uns keine Sorgen machen", so Bieger. do
Aus der Berliner Morgenpost vom 16. März 2006 |