( Bericht von heute )
FRANKFURT/M. Biotechprodukte bleiben im Pharmageschäft weiter massiv auf dem Vormarsch. Das haben die jüngsten Quartalszahlen einiger führender Biotech-Unternehmen, so etwa Amgen, Gilead und Serono, unterstrichen. Allerdings macht sich im Investorenlager zum Teil Skepsis breit, ob die stürmischen Wachstumsraten gehalten werden können. Das gilt insbesondere für Amgen, das mit Abstand größte Unternehmen der Branche.
Der kalifornische Konzern ist in den vergangenen beiden Jahren bereits massiv expandiert und steigerte seine Erlöse im 1. Quartal 2004 um ein Drittel auf 2,3 Mrd. $. Mit einem Nettogewinn von 690 Mill. $ (+40 %) konnte Amgen die Erwartungen des Marktes noch leicht übertreffen. Für Schub sorgten dabei vor allem Medikamente gegen Blutarmut sowie das Rheumamittel Enbrel, das der Konzern vor zwei Jahren zusammen mit der Firma Immunex akquiriert hatte. Nachdem man die Produktionskapazitäten im vergangenen Jahr stark erweiterte hatte, konnte der Umsatz mit Enbrel im 1. Quartal um 45 % auf fast 400 Mill. $ gesteigert werden. Zusätzlich profitieren dürfte dieses Medikament von einer Zulassung für die Behandlung der Hautkrankheit Schuppenflechte.
Die beiden Anämie-Präparate Epogen und Aranesp legten um mehr als ein Drittel auf 1,1 Mrd. $ zu und konnten damit weiter Marktanteile gegen Konkurrenzprodukte von Johnson & Johnson gewinnen. Die Wirkstoffe, die die Bildung von roten Blutkörperchen anregen, werden vor allem in der Behandlung von Dialyse- und Krebspatienten eingesetzt.
Gerade in der Krebstherapie sind sie in jüngerer Zeit allerdings in die Diskussion geraten. So deuteten mehrere Studien darauf hin, dass die Mittel zwar Nebenwirkungen der Chemotherapie mildern können, möglicherweise aber das Tumorwachstum anregen. Dieser Umstand, so die Befürchtungen, könnte die Perspektiven im Krebsbereich beschränken. Dies wiederum sorgte in den vergangenen Wochen für Druck auf den Aktienkurs von Amgen. Im Mai will sich die US-Zulassungsbehörde FDA mit dem Thema befassen.
Ein weiterer Unsicherheitsfaktor resultiert aus geänderten Erstattungsregeln für Krebsmedikamente bei vielen US-Krankenversicherern. Das könnte aus Sicht mancher Skeptiker die Umsätze bei den sehr hochpreisigen Neuentwicklungen beeinträchtigen.
Insgesamt jedoch dürften die Topunternehmen der Biotechbranche weiter kräftig zulegen. 2003 wuchsen die Erlöse der Branche nach Daten der Schweizer Berteiligungsgesellschaft BB Biotech im Schnitt um mehr als ein Drittel. BB-Manager Christian Lach geht zwar davon, dass sich dieses Tempo wieder abschwächt. Er rechnet jedoch weiterhin mit einem deutlich stärkeren Wachstum als bei den etablierten Pharmakonzernen.
Besonders eindrucksvoll demonstriert das auch die US-Firma Gilead, die im ersten Quartal ihren Umsatz nahezu verdoppelte. Gilead profitiert von dem weiterhin stark wachsenden Absatz ihrer Medikamente gegen Aids und andere Viruserkrankungen.
Sehr starke Zahlen hatten in den Wochen zuvor bereits Genentech und Genzyme vorgelegt, während Chiron und Medimmune eher etwas enttäuschten.
Die Schweizer Serono-Gruppe, das führende europäische Biotechunternehmen überraschte mit einem relativ starken Umsatz- und Gewinnanstieg im ersten Quartal. Zugleich erhöhte der Konzern seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr und rechnet nun mit einem Plus von mehr als einem Fünftel.
Ähnlich wie bei einigen US-Konzernen konzentrierten sich aber auch im Falle Sanofi die Investoren zuletzt vor allem auf mögliche Risiken für das Wachstum. So wird befürchtet, das der derzeitige Umsatzträger , das Multiple-Sklerose-Medikament Rebif, mittelfristig an Schwung verlieren, wenn neue Konkurrenzprodukte in den MS-Markt vordringen. Insbesondere eine Neuentwicklung des US-Konkurrenten Biogen Idec gilt als mögliche Bedrohung.
|