Montag, 15. Mai 2006 Vom Handel ausgesetzt Skandal bei Juventus
Der Betrugsskandal um den frisch gebackenen italienischen Fußball-Meister Juventus Turin hat zum Wochenauftakt die Börse erreicht: Die Aktie des Vereins wurde nach einem massiven Kurseinbruch vom Handel ausgesetzt. Die Papiere brachen zeitweise um mehr als 25 Prozent ein. Ausgelöst wurde der Kurssturz durch Bekanntwerden von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft im Zusammenhang mit angeblich manipulierten Spielen. Sollten sich die Vorwürfe als richtig herausstellen, droht Juve die Aberkennung der 29. Meisterschaft und der Zwangsabstieg. Das wiederum könnte den Verlust von Sponsorengeldern und TV-Einnahmen in Höhe von 120 Mio. Euro bedeuten, wie das Finanzblatt "Il Sole 24 Ore" am Montag berichtete.
Insgesamt laufen Ermittlungen gegen 41 Personen, darunter Schiedsrichter, Funktionäre und Vereinsvertreter. Im Zentrum des Skandals steht Luciano Moggi, der Sonntag live im Fernsehen seinen Rücktritt vom Posten des Juve-Generaldirektors bekannt gab. Am Montag musste er nach Rom fliegen und sich den Fragen der Ermittler stellen. Dabei dürfte es unter anderem um abgehörte Telefonate Moggis gehen, die Hinweise auf Spielmanipulationen bieten. Nachdem Mitschriften der Telefonate vergangene Woche in die Öffentlichkeit gelangten, war bereits der Vorstand des Vereins geschlossen zurückgetreten. "Ich werde jetzt nur noch daran denken, mich gegen all die Bösartigkeiten zu verteidigen, die über mich gesagt wurden", sagte Moggi am Sonntag bei seinem Rücktritt. Nur kurz zuvor hatte Juve mit einem 2:0 über Reggina den Gewinn der Meisterschaft klar gemacht. Rechte Feierlaune wollte aber angesichts des Skandals kaum aufkommen. Der scheidende italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi, Besitzer des Saisonzweiten AC Mailand, preschte bereits vor und sagte, sein Klub solle den Titel zugesprochen bekommen. Doch auch Milan ist ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten - ebenso wie Lazio Rom und der AC Florenz. Der wohl größte Betrugsskandal im italienischen Fußball dürfte zudem an den WM-Vorbereitungen der Azzurri nicht spurlos vorüber gehen. So musste sich Torwart Gianluigi Buffon bereits wegen des Verdachts illegaler Sportwetten den Fragen der Ermittler stellen. |