Werner Sombart über die Gründe einer Aktien-Hausse:
Werner Sombart , 1913, aus seiner „Die deutsche Volkswirtschaft im 19. Jahrhundert“, S. 198 – 200:
„Eher kann man Perioden mit mehr oder weniger spekulativen Neigungen unterscheiden. In Zeiten der Hausse wird namentlich auch in den Kreisen des sogenannten „Publikums“ die Lust am Differenzgewinn größer sein, und die Geschäfte in Wertpapieren werden sich mehren, die lediglich auf diesen abzielen. Es ist dieses eine volkswirtschaftliche sehr bedeutsame Erscheinung, weil sie wiederum von großem Einfluß auf die Verteilung des Nationaleinkommens ist. Man wird wohl mit einiger Sicherheit behaupten können, daß die Kauflust der großen Masse zunimmt, wie die Kurse steigen. Ich glaube, daß namentlich bei Industrie- und ähnlichen Papieren die Erwerbung solcher Werte seitens „kleinerer Leute“ erst recht einsetzt, wenn die Kurse schon anfangen imaginäre zu sein. Die potenteren Geldbesitzer, insbesondere die großen Geschäftshäuser pflegen dann ihre Effekten abzustoßen. Sie ziehen sich zurück, nachdem sie ihr Schäfchen ins Trockene gebracht haben, und wälzen das gesteigerte Risiko auf schwächere Schultern ab. Kommt dann der unvermeidliche Kursrückgang, so werden vom Verluste natürlich nur die letzten Käufer getroffen, deren an sich schon geringes Vermögen nun eine empfindliche Schmälerung erfährt. Die Hausse dient also in ihrem Effekte recht eigentlich dazu, die Taschen des „Publikums“ von Zeit zu Zeit (jedesmal wenn sie eben sich wieder gefüllt haben) zu leeren und einen beträchtlichen Teil des Volksvermögens den wohlhabenderen Kreisen zuzuführen.“ |