CANCOM-HV-Bericht von GSC-Research!

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2743 Postings, 8880 Tage NetfoxCANCOM-HV-Bericht von GSC-Research!

Hallo Cancomler!

Hier ist der HV-Bericht von GSC-Research!
Weitere Infos über Cancom findet Ihr in den Wallstreet-Online-Threads
(einfach bei Stock-Informer "Cancom" eingeben)

Bye Netfox



WKN
541910

HV-Bericht Cancom IT Systeme AG

Die Cancom IT Systeme ging im vergangenen September an den Frankfurter Neuen
Markt. Nachdem sich der Kurs zunächst in einer Range von 16 bis 22 Euro
festbiss, erlebte die Aktie im Januar und Februar diesen Jahres einen ungeheuren
Aufschwung auf bis zu 90 Euro. Im Zuge der derzeitigen Korrektur an den
Weltmärkten verlor auch Cancom auf aktuell rund 60 Euro.

Das Unternehmen sieht sein Geschäft in vier Geschäftsfeldern: Systemhaus mit
Schwerpunkt auf Apple-basierenden Desktop-Publishing Systemen
(=DTP-Systeme, IT-Dienstleistungen) im B2B-Bereich, Electronic Software
Distribution (= ESD: Softwarevertrieb über das Internet), eine e-Commerce
Plattform für Handel im B2B-Bereich unter der Marke novodrom.de sowie ein
internetfähiges Warenwirtschaftssystem, das nach Angaben der Firma eine "ideale
Voraussetzung für Customer Relationship Management" darstellt (Produktname:
ffecomerce). Neben Deutschland ist Cancom auch in Österreich und der Schweiz
sowie seit November 1999 auch in Frankreich vertreten.

Am Dienstag, den 18. April 2000, trafen sich ca. 100 Aktionäre der Gesellschaft zu
ihrer ersten ordentlichen Hauptversammlung nach dem Börsengang. GSC
Research war wieder dabei und berichtet ausführlich.


Eröffnung

Hans Haibel als Vorsitzender des Aufsichtsrats eröffnete pünklichst um 11 Uhr die
Versammlung und begrüßte die Aktionäre, Gäste und Pressevertreter. Er erledigte
die üblichen Formalitäten, stellte fest, dass keine Gegenanträge eingegangen
seien. Bevor er das Wort an den Vorstand, übergab berichtete er noch, dass der
Aufsichtsrat im vergangenen Geschäftsjahr sechsmal tagte und ausführlich
mögliche Risiken bei der Feststellung des Jahresabschlusses diskutiert habe.
Dann stellte er die einzelnen Mitglieder des Vorstands noch kurz vor, da es sich
um die erste Hauptversammlung nach dem Börsengang handelte


Bericht des Vorstands

Als Vorsitzender des Vorstands berichtete Herr Weinmann über die Gründung von
Cancom 1992 als Systemhaus und die Entwicklung der Gesellschaft seither. Seit
1999 wachse man nicht mehr nur organisch, sondern habe auch verschiedene
Akquisitionen getätigt. Zur Finanzierung dieses Wachstums sei man an die Börse
gegangen. Cancom sei insbesondere ein IT-Dienstleister mit Schwerpunkt im
Business-to-Business-Segment. Außerdem biete man Beratung, Service und
Support der Kunden. In diesem Segment ist Cancom laut Herrn Weinmann
"bestens positioniert" und plane aus dieser Position heraus eine europäische
Expansion.

Kunden der Cancom IT Systeme sind insbesondere Unternehmen aus dem
Business-to-Business (b2b)-Bereich. Industriekunden seien dabei die Mehrheit,
man zählt aber auch Verlage, Druckereien und Werbeagenturen zur Kundschaft.
Als Referenzkunden wurden unter anderem Daimler-Chrysler, der Springer-Verlag
und Pro7 genannt. Keiner der Kunden der Gesellschaft mache aber mehr als 2
Prozent der Umsatzerlöse aus, so dass eine Abhängigkeit von einzelnen Kunden
nicht gegeben sei.

Für die Märkte der Firma erwarte man Steigerungen von 10 Prozent jährlich, der
IT-Sektor werde zunehmend zum "Wachstumsmotor der Gesamtwirtschaft". Der
Bereich DTP wachse mit 12 Prozent jährlich noch stärker, herausragende
Wachstumsraten erwarte man im e-commerce-Bereich, insbesondere im
B2B-Bereich.

Als nächstes kam Herr Weinmann zu den wichtigsten Ereignissen der
Gesellschaft im Jahr 1999 und im ersten Quartal 2000. Dazu zählte er
verschiedene Akquisitionen, eine interne Umstrukturierung, den Börsengang und
die Expansion nach Frankreich. Zuvor habe man bereits in der Schweiz und
Österreich investiert.

Herr Weinmann stellte anschließend in kurzen Worten die eingangs diesen
Berichts erwähnten vier Geschäftsfelder der Cancom vor. Besonders hervor hob er
dabei den Bereich ESD, in dem ein Anstieg des Marktes auf bis zu 300 Mrd. DM
im Jahr 2002 zu erwarten sei. Im Mai werde auch die Online-Auktionsplattform
novodrom.de ans Netz gehen, auf der sowohl eigene als auch fremde Produkte
angeboten werden sollen.

Das Wettbewerbsumfeld mit 15 mittelgroßen Anbietern und rund 300 kleinen
Apple-Points bezeichnete der Vorstand als "keine ernsthafte Konkurrenz", die
Marktführerschaft der Cancom europaweit werde angestrebt.

Nächster Schwerpunkt seiner Ausführungen waren die Zahlen der Gesellschaft. Mit
einem Umsatz von 112 Mio. DM liege man rund 43 Prozent über den zum
Börsengang prognostizierten Zahlen. Der Auslandsanteil am Umsatz betrage 18
Prozent nach 12 Prozent im Vorjahr. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT)
sei mit 3,2 Mio. DM 19 Prozent höher ausgefallen als im Jahr 1998. Wegen
außerordentlicher Aufwendungen betrage der Jahresüberschuss nur 0,3 Mio. DM,
das um diese außerordentlichen Aufwendungen bereinigte Ergebnis nach DVFA
betrage 2,6 Mio. DM. Herr Weinmann betonte ausdrücklich, dass dieses Ergebnis
trotz interner Umstrukturierungen und der Einstellung zahlreicher neuer Mitarbeiter
zustande gekommen sei.

Die Seitwärtsbewegung, die die Aktie zunächst vollzogen habe, sei aufgrund eines
schwachen Marktumfeldes zustande gekommen, anschließend habe sich de Kurs
aber verdreifacht. Kurspflege werde durch Roadshows und Analystenkonferenzen
betrieben, "Finanzkommunikation ist Chefsache". In diesem Zusammenhang warb
Herr Weinmann auch um die Zustimmung der Aktionäre bei dem zu
beschließenden Aktiensplit sowie bei der Schaffung eines genehmigten Kapitals.

Das in der Branche eher schwache erste Quartal sei gut angelaufen. Für das
Gesamtjahr erwarte man einen Anstieg des Umsatzes auf 260 Mio. DM. Die
anfallenden Gewinne sollten im Internetbereich neu investiert werden.

Die Gesellschaft wolle ihre Ziele durch Betonung der Internet- und
e-Commerce-Aktivitäten erreichen; das Systemhaus sei dabei die Grundlage, die
nicht vernachlässigt werde. Bei Akquisitionen werde man sorgsam vorgehen und
"keinen Wildwuchs betreiben".

Abschließend kündigte Herr Weinmann an, den Marktanteil im Kerngeschäft
(derzeit 18 Prozent) kontinuierlich auszubauen; bis 2001 will man überall in Europa
vertreten sein, finanziert werden soll die Expansion über eine Kapitalerhöhung. Im
Jahr 2002 soll der Umsatz bei 500 Mio. DM und das Ebit bei 20 Mio. DM liegen.


Redebeiträge der Aktionäre

Als erster Redner trat Herr Karsten Volkenach ans Rednerpult und stellte sich als
Vertreter einer Hamburger Gruppe privater Investoren vor. Er bemängelte den
Kursverlauf der Aktie bis Mitte Dezember, jetzt sei man aber zufriedener. Der
Vorstand habe offenbar die Wichtigkeit der Finanz-Community im Internet erkannt.
Herr Volkenach wollte wissen, ob Cancom unterbewertet sei, denn von den
Wachstumsraten sei man in den Top 20 des Neuen Markts, bei der
Marktkapitalisierung liegt Cancom aber nur auf nur Rang 190. Er frage des
weiteren, ob eine Aufnahme in den NEMAX 50 angestrebt werde und wie
langfristige Investoren gebunden werden sollen. Abschließend zeigte er sich
zuversichtlich, was den weiteren Aktienkurs betrifft.

Die zweite Wortmeldung kam von Fritz Wallner von der Deutschen
Schutzgemeinschaft für Wertpapierbesitz (DSW), der gleich zu Anfang feststellte,
dass er auch selbst Aktien der Gesellschaft halte. Er stellte die Abhängigkeit des
Kurses der Aktie von der Entwicklung am Neuen Markt heraus, meinte aber, die
relative Stärke der Aktie in den vergangen Tagen spreche für ein langfristiges
Investment. Cancom sei eben kein Zockerpapier.

Er fragte nach Maßnahmen für weitere Kursfeuerwerke und nach Maßnahmen, um
einen möglichen Absturz der Aktie abzufangen. Die Kapitalkraft der Gesellschaft
bezeichnete er als ausgezeichnet. Mit Umsätzen allein sei aber nicht gedient,
daher frage er nach konkreten Gewinnen und danach, wann die erste Dividende
gezahlt werde bzw. wann der "erste nennenswerte Gewinn" anstehe.

Herr Wallner wollte wissen, wie der Wert der in der Bilanz als selbst erstellte
Software wirksam gewordenen Position ermittelt worden sei. Außerdem
interessierte er sich für den in der Bilanz ausgewiesenen Geschäfts- und
Firmenwert und was sich dahinter verberge. Als nächstes fragte er nach den
Anteilen der Bayerischen Beteiligungsgesellschaft an der Cancom, warum diese
Gesellschaft eine Beteiligung hält, welche Erlöse sich die Gesellschafter
versprächen und ob die Altgesellschafter die Lock-up-Fristen eingehalten hätten.

Aufgrund der Fokussierung der Zusammenarbeit mit Apple fragte er danach, wie
abhängig Cancom von Apple sei und welche Einflüsse man auf die Politik von
Apple habe. Schließlich seien Apple PCs ja gut, aber "die hat ja keiner".
Außerdem interessierte sich der Aktionärsvertreter noch für den Aufbau der
Vertriebslogistik und die Möglichkeiten der Kundenbindung bei Cancom.

Die Konkurrenzsituation schien ihm zu rosig gemalt. Daher fragte er nach
Konkurrenten in Frankreich und Großbritannien, und wie die Organisation dort
gestaltet werden solle. Zum Internetgeschäft wollte Herr Wallner wissen, welche
Investitionen hier noch erforderlich seien und wann die Gewinnschwelle in diesem
Bereich erreicht werden solle.

Herr Wallner kritisierte den Aktiensplit im Verhältnis 1:3. Dadurch werde der Kurs
im Bereich von 20 bis 22 Euro landen und wirke so "nicht nur günstig, sondern
auch billig". Man erhielte hier den Eindruck "eines 99-Pfennig-Artikels, das war
unvorsichtig". Des weiteren wollte Herr Wallner wissen, wofür das durch die
(bedingten) Kapitalerhöhungen der Gesellschaft zufließende Kapital benötigt werde.

Herr Wallner kritisierte auch das zu beschließende Aktienoptionsprogramm, da die
Ausübung nur daran gebunden sei, dass die Cancom-Aktie wie der NEMAX
performt, "das halte ich für zu wenig". Zum Abschluss seiner Rede stellte Herr
Wallner noch fest, dass das Führungsteam eine gelungene Mischung "aus jungen,
knackigen Vorständen und Aufsichtsräten des älteren Semesters sei".

Als nächster Redner trat Herr Dr. Friedemann von der Schutzgemeinschaft der
Kleinaktionäre ans Mikrofon. Er lobte ebenfalls die Mischung des Teams, die
Investor Relation-Aktivitäten im Vorfeld und die Durchführung der HV.

Zum angekündigten EBIT interessierte ihn, wie viel davon auf organisches
Wachstum entfalle, welcher Anteil durch Akquisitionen zustande komme, die
Prämissen der Planung dieses Ergebnisses sowie der Deckungsbeitrag der
einzelnen Geschäftsfelder. Er kritisierte, dass "nur EDV-Freaks wissen, was sich
hinter den Geschäftsfeldern verbirgt", und bat um Erläuterung zu den Begriffen DTP
und B2B. Er frage außerdem, ob nicht nur Cancom von Apple abhängig sei
sondern auch Apple von Cancom.

Weiter frage Herr Dr. Friedenmann nach Risiken gemäß dem KonTraG und
danach, ob auch Fremdentwicklungskapazitäten genutzt würden. Zu den Zahlen
der Gesellschaft stellte er fest, dass das EBIT noch lange kein Gewinn sei und
wollte deshalb wissen, wie hoch das Ergebnis je Aktie ist.

Als letzter Redner trat Herr Matthias Gaebler, bekannt durch zahlreiche
Hauptversammlungen im Südwesten, ans Rednerpult. Zunächst frage er erst
einmal, was Cancom überhaupt bedeute. Anschließend äußerte er sich zufrieden
über den Kursverlauf der Aktie und wollte vom Vorstand ein Kursziel der Aktie zum
Jahresende wissen. Zum Ergebnis der Gesellschaft meinte er, dies sei "nicht
gerade das Gelbe vom Ei": entweder mache man heute satte Verluste oder
deutliche Gewinne. Welches Ergebnis erwarte man zum Jahresende.

Herr Gaebler bat um eine Aufschlüsselung der Kosten des Börsengangs, der von
Herrn Wallner von der DSW zuvor schon als sehr günstig eingestuft worden war.
Die Wahl von zwei Einzelpersonen zum Abschlussprüfer nannte Herr Gaebler
eigenartig und stellte den Gegenantrag, die Sozietät dieser beiden
Wirtschaftsprüfer statt dessen als Prüfer zu wählen, "obwohl ich mich bei deren
Namen Sonntag und Partner schon frage, ob die überhaupt arbeiten".

Des weiteren fragte Herr Gaebler noch nach der Aktionärsstruktur, den im
Geschäftsbericht nicht genannten Bezügen des Vorstands und des Aufsichtsrats,
den Kosten für die verschiedenen Akquisitionen und den Bewertungsgrundalgen für
die Preise der Akquisitionen, nach Rückstellungen für Hauptversammlungen und
Jahresabschluss sowie danach, wieso das erste Halbjahr in der Branche als
schwach gelte, obwohl in dieses Quartal doch die Cebit falle.

Zum Abschluss seiner Ausführungen dankte er noch den Mitarbeitern der Cancom,
die mit ihrer Arbeit den Börsenerfolg erst möglich machen.


Generalantwort

Herr Bauer als Aufsichtsratsmitglied der Cancom im Auftrag der Bayerischen
Beteiligungsgesellschaft berichtete, dass seine Gesellschaft 108.000 Aktien oder
knapp 6 Prozent der Cancom halte. Neben dem ursprünglichen
Beteiligungsrahmenvertrag gebe es keine besonderen Verträge. Beim IPO der
Cancom habe man sich von einem kleinen Teil der Aktien getrennt, den Rest wolle
man vorerst halten, man begreife sich als "mittelfristiger Partner".

Herr Weinmann beantwortete nun die anderen Fragen. Langfristige Bindung der
Anleger wolle man durch ständige Roadshows, insbesondere für institutionelle
Anleger, erreichen. Die nächste Roadshow finde im Rahmen der anstehenden
Barkapitalerhöhung statt. Aktienrückkaufprogramme zur Kurspflege halte man nicht
für sinnvoll. Betreuer am Neuen Markt zur Liquiditätsstellung seien die LBBW und
die Concord Effekten.

Zur Zusammensetzung des Firmenwertes in der Bilanz erklärte er, 852.000 DM
seien durch Zusammenführung der Apple Points entstanden, 594.000 DM durch die
Cancom France und 5,4 Mio. DM durch die Akquisition des größten Mitbewerbers,
der Teampoint AG. Eine starke Kundenbindung sei bereits vorhanden, künftige
Bindung wolle man durch Internetservice und Vertriebsmitarbeiter erreichen.

Natürlich sei Cancom im gewissen Sinn von Apple abhängig, man übe aber über
das europäische Management der Apple auch Einfluss auf die Amerikaner aus. Ein
kurzfristiger Wechsel des Lieferanten sei im Zweifelsfall möglich, allerdings sei die
Wettbewerbsfähigkeit der Apple-Produkte sicher gestellt und Apple-Plattformen
qualitativ höher.

Die Investitionen im Internetbereich, so führte Herr Weinmann weiter aus, beliefen
sich auf 1,5 Mio. DM. Dabei erwarte man in diesem Jahr noch Anlaufverluste in
Höhe von 1,5 Mio. DM und Werbeaufwendungen in Höhe von fünf Mio. DM. Der
Vorsand betonte ausdrücklich, dass für die Investitionen lediglich der in anderen
Geschäftsbereichen erwirtschaftete Gewinn (Ebit) eingesetzt werde, es sei Ziel der
Gesellschaft, nicht das Eigenkapital der Aktionäre anzutasten. Dies führe aber
auch dazu, dass Dividenden vorerst noch nicht gezahlt werden könnten. Für eine
erstmalige Dividendenzahlung habe man einen Zeitraum von drei bis fünf Jahren im
Auge.

Laut Auskunft des Vorstands sieht die Aktionärsstruktur derzeit folgendermaßen
aus: 30 Prozent befinden sich im Besitz der Gründerfamilien, 32 Prozent in
Streubesitz, 19 Prozent halten einige führende Mitarbeiter und beinahe 6 Prozent
liegen bei der Bayerischen Beteiligungsgesellschaft, der Rest werde von sonstigen
Aktionären gehalten. Der Vorstand habe noch bis zum 16. September (12 Monate
nach Börsengang) die Pflicht, die Aktien zu halten, und auch die anderen Aktionäre
hätten "sicherlich nicht verkauft".

Herr Stefan Kober, ein weiteres Mitglied des dreiköpfigen Vorstands, führte aus,
dass man sich im Ausland vergrößern wolle. Die Konkurrenzsituation sei in jedem
Land etwas verschieden, man wolle sich in der Organisationsstruktur den
Eigenheiten des entsprechenden Landes anpassen. Akquisitionen seien in
Großbritannien, Italien, Spanien und Skandinavien geplant.

Herr Weinmann erklärte, die selbsterstellte Software sei zu internen Kosten in der
Bilanz wirksam geworden. Zu der angesprochenen Frage nach der Logistik
erläuterte er, man fahre eine dezentrale Logistikstruktur.

Anschließend kam der Vorstand auf die in der Hauptversammlung zu
beschließenden Kapitalmaßnahmen zu sprechen. Der bevorstehende Aktiensplit
falle in eine ungünstige Börsenphase, man hoffe aber auf alsbaldige
Kurssteigerungen. Die Kapitalerhöhungen wolle man für Akquisitionen nutzen,
sowie für eine eventuelle Aufnahme eines Großinvestors. Bei dem
Aktienoptionsplan habe man Möglichkeiten, die Ausübung des Programms nicht
nur an eine Performance, sondern auch an eine Outperformance der Cancom-Aktie
gegenüber dem Nemax schlichtweg nicht bedacht. Vielmehr knüpfe man die
Ausübung intern an die Erreichung individueller Ziele der Mitarbeiter.

Der erwartete Umsatz in Höhe von 500 Mio. DM für das Jahr 2002 teile sich wie
folgt auf: ESD 70 bis 80 Mio. DM, novodrom.de 40 Mio. DM, ff ecommerce über 10
Mio. DM, der Rest entfalle auf das Systemhaus. Als Planungsprämissen dieser
Umsatzzahlen sei man von einem organischen Wachstum von 30 Prozent, im
Internetbereich stärker, und einer gezielten europäischen Expansionsstrategie
ausgegangen. Im Falle von Akquisitionen würden die Planzahlen nach oben
korrigiert. Die Rentabilität (EBIT-Marge) betrage dabei 3 Prozent beim
Systemhaus, bei ESD und bei novodrom.de mindestens 4 Prozent und bei ff
ecommerce sowie Auftragssoftwareprogrammierung 5 Prozent. Im
e-commerce-Geschäft gäbe es durchaus ernsthafte Konkurrenten, man orientiere
sich hier an anderen Neuen Markt Unternehmen.

Gemeinsam mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Sonntag & Partner habe man
ein Risikomanagementsystem eingerichtet, das weitgehend dem Kontroll- und
Transparenzgesetz (KonTraG) entspreche. Für die einzelnen Risiken habe man im
Topmanagement Verantwortliche benannt.

Herr Weinmann ging anschließend auch noch auf die erklärungsbedürftigen Begriffe
ein: DTP bedeute Desktop-Publishing und beinhalte den gesamten Prozess zur
Entwicklung einer Zeitschrift oder Zeitung inklusive der Aufbereitung von Texten
oder Bildern. b2b sei ein neuer Begriff für Firmenkundengeschäft, gleichzeitig sei
es Ausdruck für ein effizientes Geschäft.

Zur Frage nach der Nutzung von Fremdentwicklungskapazitäten meinte Herr
Weinmann, dass derzeit Aufträge nach außen vergeben würden. So werde
novodrom.de derzeit von einem externen Entwicklerteam entwickelt.

Dann kam Herr Weinmann zu den Fragen von Herrn Gaebler. Cancom sei als
Name in einer Studentenbude entstanden, er stehe heute für Computer Network
Communication. Ein konkretes Kursziel für die Aktie wolle er nicht nennen. Die
Kosten des Börsengangs bezifferte er auf 2,6 Mio. DM. Davon seien 1,3 Mio. DM
auf Banken, 380.000 DM auf Werbung und 200.000 DM auf Beratungstätigkeiten
entfallen.

....Fortsetzung ....



von Net.fox 19.04.00 18:08:30
betrifft Aktie: CANCOM IT SYSTEME AG   829132
....Fortsetzung....

Anschließend stellte sich Herr Dieminger kurz vor, der als Abschlussprüfer gewählt
werden sollte. Er nahm Stellung zu der Frage Herrn Gaeblers, warum zwei
Einzelpersonen und nicht eine Sozietät zum Abschlussprüfer bestellt werden
sollte. Herr Dieminger verwies auf das Handelsgesetzbuch, das entweder
Einzelpersonen oder Wirtschaftsprüfungsgesellschaften als Abschlussprüfer
vorsehe, nicht aber Sozietäten. Daraufhin ließ Matthias Gaebler seinen Antrag, die
Sozietät zum Abschlussprüfer zu wählen, fallen.

Der Umsatz der Aktien, so führte Herr Weinmann nun weiter aus, liegt zwischen
5.000 und 105.000 Aktien am Tag. Zu den Vorstandsvergütungen nahm Herr Haidel
als Aufsichtsratsvorsitzender Stellung: jeder Vorstand erhalte 180.000 DM plus
Dienstwagen ("äußerst bescheiden, wir sind eine schwäbische Gesellschaft"). Die
Vergütung des Aufsichtrates betrage 10.000 DM plus 2.000 DM Sitzungsgeld, für
den Aufsichtratsvorsitzender gelte der 1,5fache Satz.

Herr Weinmann führte noch aus, das innerhalb des ersten Halbjahres die Cebit den
Löwenanteil des Umsatzes ausmache; das insgesamt schwache erste Halbjahr
begründete er mit den vielen Ferien und Feiertagen. Hochsaison sei September bis
Dezember.

Die Kosten für die Hauptversammlung ließen sich nicht genau beziffern. Die Kosten
des Geschäftsberichts lägen bei 290.000 DM. Die Kosten für die Akquisitionen
beliefen sich auf die in der Bilanz ausgewiesenen Firmenwerte. Als
Bewertungsgrundlage für die Kaufpreise nehme man das fünf- bis achtfache des
jährlichen Gewinns, zuzüglich eines Due Dilligence Gutachtens von KPMG oder
Price Waterhouse Coopers.


Abstimmungen

Die Präsenz der Hauptversammlung lag bei 64,52 % des Grundkapitals. Alle
Punkte der Tagesordnung (Beschlussfassung über Verwendung des
Bilanzgewinns, Entlastung der Vorstände und des Aufsichtsrats, Wahl des
Abschlussprüfers, Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln, genehmigte
Kapitalerhöhungen sowie eine kleinere Satzungsänderung) wurden mit einer
Mehrheit von über 97 Prozent der anwesenden Stimmrechte beschlossen.

Nach den Abstimmungen kam es noch zu einer kurzen Wortmeldung eines
Aktionärs, der über die Laufzeit der Verträge der Vorstandsmitglieder informiert
werden wollte. Der Aufsichtsratsvorsitzende gab hier als Antwort "die
branchenüblichen vier Jahre an".


Fazit

Eine Besonderheit der Hauptversammlung sollte durchaus Schule machen: Der
Aufsichtsratsvorsitzende Herr Haibel als Versammlungsleiter achtete sorgsam
darauf, dass jede von den Aktionären gestellte Frage auch beantwortet wurde. So
stellte er vom Vorstand nicht beantwortete Fragen nochmals oder hakte bei den
Rednern nach, ob wirklich alle Fragen beantwortet wurden. Eine gute Sache, an
der sich so mancher Vorstand und Aufsichtsrat anderer Gesellschaften eine
Scheibe abschneiden könnte.

Die Aktionäre konnten sich auf der Hauptversammlung genauestens über die
Gesellschaft informieren. Das Wachstum der Gesellschaft ist hoch, über konkrete
Erträge (also nicht nur das EBIT, sondern auch den Jahresüberschuss) wurde
allerdings zu wenig gesprochen. Eine gewisse Kursphantasie ergibt sich daraus,
dass Cancom bereits Gewinne macht und bei der Marktkapitalisierung noch sehr
weit zurück liegt. Zusätzliche Phantasie durch mögliche Akquisitionen, die in den
Umsatzprognosen nicht enthalten sind; eine demnächst anstehende, auf der
Hauptversammlung angedeutete Akquisition dürfte also alsbald zu einer Erhöhung
der Umsatzprognosen führen.

Sollte sich am Neuen Markt die Tendenz der vergangenen Tage auch in den
kommenden Monaten fortsetzen, mehr in Qualität statt in Phantasie mit Verlusten
zu investieren, dann dürften konservative langfristige Aktionäre durchaus Freude an
ihrer Aktie haben.




18.04.2000 21:58 Redakteur:
mt
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