"Ich habe soeben ein Update zu folgendem Titel aus unserer Beobachtungsliste geschrieben:
Freenet
Nachgerechnet: Spitzer Bleistift erforderlich
Heute früh hat Freenet bekannt gegeben, dass 1,2 Mrd. CHF durch den Verkauf der Sunrise-Beteiligung eingegangen seien. Mit 610 Mio. Euro habe man nun die Finanzierung der Sunrise-Beteiligung getilgt. für 100 Mio. Euro werden eigene Aktien zurück gekauft, wie bereits im August verkündet. Der Rest werde für weitere Tilgungen, Ausschüttungen und/oder Geschäftsentwicklungen verwendet.
Der Verschuldungsgrad der Freenet wird dadurch deutlich verringert: von 4,8 auf nur noch 1,7. Die teuren Expansionsabenteuer der vergangenen Jahre werden damit ein kleines bisschen zurück geführt. Das ist positiv und sollte der Aktie Auftrieb geben.
Allerdings ändert sich nicht nur der verschuldungsgrad, sondern leider auch die Einnahmensituation: Bislang wurde für die Finanzierung der 25%igen Sunrise-Beteiligung ein Kredit in Höhe von 610 Mio. Euro mit 1,6% verzinst: Knapp 10 Mio. Euro im Jahr kostete das. Im Gegenzug hat die Sunrise-Beteiligung im Jahr 2019 immerhin 41 Mio. Euro an Dividende an Freenet ausgeschüttet. Ion der Zukunft wird Freenet also 10 Mio. Euro an Zinsen sparen, dafür aber 41 Mio. Euro Dividende weniger erhalten. Macht Netto 31 Mio. Euro weniger Einnahmen, oder 0,25 Euro je Aktie.
Für unsere Dividendentragfähigkeit schaue ich mir stets den gewinn je Aktie an, sowie auch den Cashflow. Der Gewinn je Aktie betrug im Jahr 2019 nur 1,49 Euro, als Dividende wurden jedoch 1,65 Euro ausgeschüttet. Das funktionierte, weil der Cashflow mit 2,76 Euro deutlich höher lag.
Für 2021 wird von Analysten eine Dividende von 1,60 EUR je Aktie erwartet, der Gewinn je Aktie werde 1,85 Euro je Aktie betragen. Ich kenne die Kalkulationsgrundlage für diese Erwartung nicht, könnte mir aber vorstellen, dass dort die 0,25 Euro, die Freenet durch den Verkauf der Sunrise-Beteiligung nicht mehr erhalten wird, noch nicht enthalten sind. Immerhin wird der Gewinn dann noch immer reichen und auch der Cashflow wird weiterhin mit 2,67 Euro deutlich höher ausfallen. Wirklich Sorgen mache ich mir also nicht um die Möglichkeit der Freenet AG, ihre hohe Dividendenrendite auch in Zukunft aufrecht zu erhalten.
Aber irgendwie habe ich den Eindruck, es geht inzwischen bei der Freenet mehr um die Bilanzstruktur, als um künftige Geschäftsfelder. Es ist alles mit spitzem Bleistift gerechnet und ohne nennenswerte Wachstumsraten wird es auch in der Zukunft immer wieder spannend werden, in welcher Höhe die Dividende letztlich gezahlt werden kann.
Das kleine Schnellboot im Mobilfunkmarkt kann zwar immer wieder Einnahmequellen erschießen, aber es hat den Anschein, dass durch immer hektischere Manöver gerade einmal das Niveau gehalten werden kann, nachhaltiges Wachstum fehlt mir. Ich werde daher Freenet, wie schon am vergangenen Freitag in Aussicht gestellt, künftig etwas kritischer betrachten. Übersicht der Transaktionen dieser Position:
WKN A0Z2ZZ Eröffnungsbestand 2020 bei 20,44 EUR Nachkauf 28.2. zu 18,21 EUR Teilverkauf 11.3. zu 17,10 EUR Nachkauf 19.6. zu 14,70 EUR Durchschnittlicher Kaufkurs per 2020 derzeit 18,46 EUR
Dividendenrendite 9,5% Verkauf von Sunrise (1 Mrd. EUR) wird Bilanz verbessern & Dividende sichern"
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