Guten Tag !
Im Grunde ist das, was @Finanzm3344 schreibt schon richtig.
Wenn man die letzte HV des Unternehmens besucht hat, konnte einem schon klar sein, dass der Vorstand mit den Beteiligungen nicht wirklich glücklich ist. Er wollte diese "auf den Prüfstand" stellen und hat in der HV explizit nichts ausgeschlossen. Daran, dass Herr Halff z.B. kritisch angemerkt hat, dass der Retailbereich sowieso nur eine sehr schmale Gewinnmarge hat und der Gang in diesen Bereich daher nicht ohne Weiteres nachvollziehbar wäre, konnte man schon einiges ablesen.
Dazu kann man auch noch einmal auf die "Studie" der Solventis vom 19.12.2017 hinweisen, wo schon angemerkt wurde, dass Buchpartner, bookrix und Beam die Problembeteiligungen wären.
Nun hat der Vorstand dann eigentlich nur konsequent seine Agenda abgearbeitet und die Beteiligungen entsprechend nach einem Impairmenttest abgeschrieben (wie gesagt, ob auf "0" kann man wohl erst beurteilen, wenn der QB einzusehen ist.
Insofern könnte man über die doch recht erhebliche Reaktion des Marktes schon überrascht sein oder diese für übertrieben halten.
ABER: Man muss schon im Hinterkopf haben, dass BL Prognosen eigentlich mit schöner Regelmäßigkeit verfehlt hat und der Markt dementsprechend besonders allergisch reagiert, wenn es schon wieder Mal Sonderabschreibungen und Sondersituationen gibt.
Zudem ist für mich persönlich noch die Zukunft von Daedalic unklar.
Zwar scheint es so zu sein, dass Daedalic, im Gegensatz zu Buchpartner, das Ergebnis des Konzerns nicht belastet (mal kommt beim Ebit ein kleines Minus raus, mal ein kleines Plus) und offenbar hat Daedalic durch die im Vorjahr (oder war es schon 2016?) eingeräumte Kreditlinie über 10 Mio Euro wohl auch fürs Erste genügend Investitionsmittel zur Verfügung, so dass Daedalic kein Problem ist, das die BL aktuell übermäßig belastet (ganz im Gegensatz zu Buchpartner, deren laufende Verluste das Ergebnis der AG erheblich belasten - wie gesagt, das Ebit der Buchpartner GmbH lag nach 6 Monaten bei - 2,6 Mio Euro - so dass da auch zeitnah etwas passieren musste).
Dennoch muss man für Daedalic ja auch eine Perspektive entwickeln, wie es mit dem Spieleentwickler weitergehen soll. Nachdem wie sich Herr Halff bisher positioniert hat (starker Fokus auf das Kerngeschäft) kann es eigentlich nur einen (Teil)Verkauf oder einen Mitlaufen am Rande geben; ich persönlich glaube jedenfalls nicht, dass noch nennenswerte Mittel in das Unternehmen gesteckt werden. Und die Frage wäre dann eben, ob es im Rahmen z.B. eines (Teil)Verkaufs nicht noch einmal weiteren Abschreibungsbedarf geben wird - und wie die Börse dann reagiert.
Bevor hierzu nicht auch noch eine klare Aussage kommt, bleibt in diesem Punkt auch Unsicherheit im Unternehmen und damit auch im Aktienkurs.
Nun gibt es ja auch hier viele Stimmen, die glauben, dass BL in die Insolvenz gehen muss. Dagegen spricht mMn dann tatsächlich aber das recht rentable Kerngeschäft des Unternehmens. Denkt man sich einmal das (wenig schmückende) Beiwerk weg, bleibt ein Verlag mit Büchern in jeder Form (inklusive einem deutlich weiter fortgeschrittenen Digitalbereich als es bei den meisten Konkurrenten der Fall ist) plus Romanen (das ist dann mal ein Geschäft was stetig ist). Und dieses Geschäft hätte in den letzten beiden Jahren in den ersten sechs Monaten ca. 36 Mio Euro Umsatz erzielt (2016) bzw. 50 Mio Euro (2017) und dabei ein Ebit von 3 bzw. 5,9 MIo Euro erzielt (diese Amplitude zeigt im übrigen, wie "volatil" der Buchmarkt tatsächlich ist!!!!)
Natürlich wird der Buchmarkt auch in den nächsten Jahren eher konsolidieren als wachsen. Und ebenso richtig ist, dass man als Verlag nie genau weiß, wie ein Buch ankommt, welche Autoren sich gut verkaufen oder auch nicht. insofern ist der Buchmarkt nicht nur kein Wachstumsmarkt sondern zusätzlich auch schwer kalkulierbar (und auch noch in einem Veränderungsprozess begriffen).
Deshalb war es sicher von der Idee her nicht falsch, nicht "nur" auf den Buchmarkt zu setzen sondern sich weitere Standbeine zuzulegen, um die Ausschläge im Buchmarkt abzufedern und stetigere Erträge zu generieren. Das ist aber nunmal gründlich schief gegangen. Man hat sich bei dem Versuch der Diversifizierung eine sehr blutige Nase geholt.
Der erneute Strategiewechsel "back to the basics" kommt daher auch der Not gehorchend zustande. Und damit macht man sich dann ja auch wieder abhängig von einem konsolidierenden Markt mit vielen Unwägbarkeiten (was man ja eigentlich zukünftig vermeiden wollte). ABER: Die Aktie kostet ja nun auch kein 7,50 Euro mehr sondern nur noch knapp über 3 Euro.
Für diese 3 Euro plus x bekommt man nun wohl kein "internationales Medienunternehmen" mehr sondern einen "puren Verlag", dessen Bilanz derzeit auch noch nicht einmal "blitzsauber" ist, dessen Kerngeschäft aber, wie die letzten Jahre gezeigt haben, durchaus profitabel arbeitet, wenn auch mit genretypischen Umsatzschwankungen. Nun muss halt jeder selber wissen, ob er für einen Buchmacher 3 Euro je Anteilsschein ausgeben möchte oder lieber nicht.
Ein schönes Wochenende allerseits |