Dass der Kurs nicht mehr, wie vor der Bilanzpressekonferenz, auf 7,90 Euro steht, halte ich angesichts der schwächeren Zahlen, der Dividendenkürzung und der Rücknahme der EBITDA-Prognose schon für gerechtfertigt.
Das laufende Jahr soll ja auch nicht grade ein Prachtjahr werden- auch wenn es operativ ja deutlich besser werden soll als die beiden letzten Jahre- immerhin will man ein ähnliches EBITDA wie im letzten Jahr erreichen- nur diesmal rein operativ- also ohne Bewertungsgewinne aus Beteiligungsveräußerungen!
Im kommenden Jahr soll es operativ dann nochmal sehr deutlich besser werden(alleine schon, weil es dann wieder Veröffentlichungen der Topautoren gibt und weil Daedalic dann ja auch seine "großen" Spiele veröffentlichen wird).
Kommt alles so, wie sich der Vorstand das vorstellt, soll das EBITDA in 17/18 ja bei 22 Mio Euro (und zwar auch wieder ohne irgendwelche Buchgewinne ;) ) liegen.
Ich persönlich wäre da vielleicht (Stand heute) etwas vorsichtiger, weil ich erstmal abwarten will, wie sich Daedalic nun tatsächlich entwickelt und erst recht, wie sich oolipo anlässt.
ABER: Dass der Bereich "Buch" sich deutlich verbessert, wenn es einen Bestseller gibt, hat man in der Vergangenheit schon gesehen.
Zudem hat man durch die Beteiligung an Buchpartner und den Kauf des Imprints LYX in den letzten Monaten ja auch EBITDA von ca. 4 Mio plus x Euro hinzuerworben.
Insofern gehe auch ich von einer deutlichen Verbesserung der Ertragssituation im kommenden GJ aus (wenn ich auch noch nicht so hoch greifen möchte wie der Vorstand).
Daher vermute ich mal, dass der Fall auf 6,35 Euro heute nicht wirklich an den von mir schon mehrfach geäußerten Zweifeln an dem ein oder anderen Punkt im Geschäftsmodell liegt sondern eben ausschließlich daran, dass die Wirtschaftswoche der BL in dem bewussten Artikel im Prinzip unlautere Geschäftsmethoden vorgeworfen hat.
Anders gesagt: Der vor der Veröffentlichung der Wirtschaftswoche erreichte Kurs von 7 Euro (etwa) und damit verbunden ein Kursrückgang von etwa 10% wäre mMn operativ schon gerechtfertigt- solange bis sich die Möglichkeiten bei oolipo dann auch mal manifestieren bzw. bis Daedalic tatsächlich messbare Ergebnisse vorweisen kann oder man anderweitig "Butter bei die Fische geben" kann.
Der heutige (weitere) Kurssturz ist mMn aber nur auf die durch die Wirtschaftswoche verursachten Spekulationen verursacht, haben also mit der operativen Entwicklung des Unternehmens nicht mehr viel zu tun- erst recht nicht mit der mittelfristigen.
Heute wurde auf der Homepage der Bastei Lübbe AG ja auch das überarbeitete Research von oddo seydler eingestellt.
Nehmen wir jetzt nur mal die EpS Schätzungen der Analysten für die nächsten drei Jahre, dann ergibt sich ein EpS von 42 Cent für das laufende Jahr, 82 Cent für das nächste Jahr und 1,16 Euro für das Jahr 18/19 (bei der DZ Bank lautet die Reihe 46 Cent, 69 Cent und 86 Cent). Nun muss man nicht ganz so optimistisch wie Vorstand und Analysten sein, was die Ergebnisbeiträge von oolipo und Daedalic angeht, aber bei einem Kurs von 6,35 Euro ergibt sich derzeit, selbst wenn man die DZ Bank als Maßstab heranzieht, ein KGV von knapp über 9 in 2017 und von nur 7,4 in 2018.
Das (inzwischen ja leider) leidige Thema "Dividende": Laut DZ Bank 20, 30 und 35 Cent; oddo seydler ist da optimistischer und glaubt an 30, 40, 50 Cent.
Auch hier mal die pessimistischere DZ Bank genommen, ergeben sich dadurch Dividendenrenditen von 3,1%, 4,7% und 5,5 % (die 50 Cent von oddo seydler würden sogar 7,8% ausmachen)
Klar kann man jetzt einwenden, dass die ja auch für das abgelaufene Jahr daneben gelegen haben- aber ich vermute mal, dass mindestens, wenn ich mir die Zahlen der DZ Bank anschaue, die schon etwas vorsichtger in ihren Zahlenschätzungen liegen- und ich vermute auch, dass der Vorstand sich die Höhe (bzw. Tiefe:-) der Dividende zukünftig sicherheitshalber zwei- bis dreimal überlegen wird, bevor er die Aktie wieder auf Talfahrt schickt (ich kann mir schon vorstellen, dass es in Köln derzeit alles andere als gemütlich zugeht).
Was ich damit sagen will: Sollte man davon ausgehen, dass der Artikel der Wirtschaftswoche dem Unternehmen Bastei Lübbe nicht nachhaltig schadet und sich eher auf die operativen Aussichten konzentrieren, dann sind die Kurse von heute, auch wenn man wie ich etwas vorsichtiger auf die ein oder andere Entwicklung bei BL schaut, sicher nach unten übertrieben. |