Nutzen wir doch mal das schlechte Wetter für ein paar Gedanken.
1) bleibt die aO HV Ende Oktober? Gute Frage...was dafür spricht: - die KE ist bereits „fully underwritten“ durch UBS / HSBC (wenn auch unter anderen Annahmen; das könnte das evtl hinfällig machen) - AMS hat gerade 800 Mio Euro Liquidität verbraten, die bei angenommener Nutzung der Kreditlinie ca. 36 Mio Euro p.a. bzw 9 Mio Euro pro Quartal an Zinsen kostet; Dividenden von Osram sehe ich nicht vor 2021 - AMS hatte sowieso vor, bei einem angemessenen Kurslevel und sinnvoller Verwendung neue Aktien zu emittieren (das geplante Zweitlisting in HK), warum nicht dabei bleiben gerade wenn der Kurs nach der Freitag-News und guten 3Q/4Q Zahlen evtl. profitiert? - Für AMS macht es doch keinen Unterschied, ob sie die KE vor einer möglichen (Osram-) Übernahme oder danach machen, dann können die das auch jetzt durchziehen; Frage ist, ob die Aktionäre einen Blankoscheck ausstellen würden gerade nach dem man jetzt gesehen hat, zu welchen Kamikaze-Aktionen die fähig sind
2) Ehrliche Kommunikation: AMS schreibt wiederum „und mit der Unterstützung der ams-Aktionäre“...wie passt das zusammen mit den Kursreaktionen bei AMS bei jeder Osram-relevanten News? Jede News, die die Übernahme wahrscheinlicher gemacht hat, wurde mit einem Kursabschlag beschienen und umgekehrt. Und jetzt wollen die uns erzählen, dass die ams-Aktionäre das alles gut fanden?
3) Hat AMS eigentlich erfahren, wer NICHT seine Aktien angedient hat, wissen die, ob Allianz angedient hat? Selbst wenn 25% Kleinaktionäre sind und 10% ETFs, welche anderen 14% haben denn bei 41 Euro ihre Aktien nicht angedient im Angesicht des Kurstiefs bei fast 25 Euro? Haben die da alle den K+S und SLM Solutions Fall vergessen?
4) Wichtigster Punkt, was passiert jetzt eigentlich? AMS hat ja klar gemacht, dass sie nicht über 20% gehen werden/können, da fällt der 30% Trick doch weg, oder? Und selbst wenn die den ziehen, warum sollte man einem Pflichtangebot mehr Erfolg zutrauen als dem gerade gescheiterten? Dazu hat AMS gerade die 41 Euro als „ein volles Bewertungsniveau“ bezeichnet - wie kann man hier seinen Aktionären erklären, dass man da noch mal drüber geht bzw gehen kann?
Dass Osram/Berlien AMS freiwillig noch mal einräumen würden, ein neues Angebot vorzulegen, kann man wohl vergessen. Die haben noch nicht mal ihre persönlichen Aktien angedient.
D.h. ohne fremde Hilfe sieht das für mich danach aus, dass AMS das nächste Jahr über glücklicher 19,99% Aktionär von Osram bleiben wird. Das einzige, was die an Erfolgen zu verzeichnen haben, ist dass die Bain Übernahme gescheitert ist und auch zukünftig nicht möglich sein wird - ein knapp 800 Mio Euro teurer „Erfolg“ für die AMS Aktionäre.
So, wie könnte die „fremde Hilfe“ aussehen?
A) B&A kommen mit einer neuen Offerte irgendwo zwischen 42 und 45 Euro, AMS bietet seine Aktien an und kauft dafür aber zu einem überteuerten Preis den Opto-Bereich von B&A ab. Aber warum sollten B&A dann eine fast 5 Mrd. Transaktion starten, um dann danach den besten Teil zu verkaufen?
B) Warum können Bain, Carlyle, Advent und AMS eigentlich nicht eine neue gemeinsame Bidding Group aufstellen?
C) Dass AMS den Osram Teil wieder über die Börse verkauft, ist wohl eher unwahrscheinlich, oder? Da zerschießt man sich selber die Kurse, gerade wenn die Meldeschwellen-Berührungen gemeldet werden.
Wie gesagt, man kann AMS ja zu Gute halten, dass die Logik hinter dem Deal OK ist. Auch die 38,50 Euro sind für mich teilweise noch nachzuvollziehen, ggf auch noch die 41 Euro (wenn B&A - ohne Synergien - hier ähnliche Bewertungen aufgerufen hätten). Aber für diese 800 Mio Kamikaze-Aktion (jetzt weiß man auch, warum Bain das nicht gemacht hat) mit völlig unsicherem Ausgang, war einfach Wahnsinn in meinen Augen. So etwas müsste eigentlich Konsequenzen nach sich ziehen wenn man hier so viel Aktionärsvermögen pulverisiert (was macht der Aufsichtsrat von AMS jetzt?) |