Akamai-Aktien kletterten zuletzt um mehr als 20 Prozent, nachdem das Unternehmen starke Zahlen für das vergangene zweite Quartal 2012 vorlegen konnte. Das Unternehmen profitierte dabei davon, dass immer mehr Firmen ihr Geschäft ins Internet verlagern und Web-Beschleunigungs- und Cloud-Services in Anspruch nehmen. Trotz der Finanz- und Schuldenkrise in Europa hat Akamai (Nasdaq: AKAM, WKN: 928906) zuletzt weiter neue Kunden in Europa gewinnen können, während andere Technologiefirmen unter der aktuellen Entwicklung litten, so Akamai-Chef Paul Sagan. Der Manager reist derzeit soviel wie noch nie, um den reibungslosen Übergang an der Firmenspitze zu ermöglichen. Der Grund: Der Manager, der seit 14 Jahren im Unternehmen ist, will sich Ende 2013 vom CEO-Posten zurückziehen. Einen Nachfolger gibt es bislang noch nicht. Akamai verstärkt sich durch ausgesuchte Zukäufe Doch die Zeit drängt auch nicht. Akamai hat seine Hausaufgaben gemacht und sich in den vergangenen Quartalen in wichtigen Bereichen verstärkt. Im Dezember 2011 hat das Unternehmen den Rivalen Cotendo für 268 Mio. US-Dollar aufgekauft und damit sein Angebot an Web-Beschleunigungslösungen weiter ausgebaut. Durch den Zukauf konnte das Akamai gleichzeitig neue Kunden wie Facebook, Zynga, Google und AT&T begrüßen. Im Februar 2012 verstärkte sich Akamai schließlich durch die Übernahme von Blaze Software. Blaze gilt als Spezialist für sogenannte Frontend Optimization (FEO) Technologie. Diese Technik hilft Webseiten zu beschleunigen und Ladezeiten zu verbessern, gleichzeitig sollen dadurch die Bandbreitenkosten sinken. Blaze bietet dabei unter anderem auch Tools an, wodurch Webseiten die Performance ihrer Mobile-Seiten verbessern können. Akamai-Kunden verlagern Geschäft ins mobile Netz Dies wird immer wichtiger, errichten immer mehr Akamai-Kunden mobile Shopping-Seiten im Netz, so dass Kunden bequem über den iPad bzw. iPhone Einkäufe tätigen können. Manche Kunden räumen Mobile-Seiten inzwischen sogar eine höhere Priorität ein. Der Grund: In Schwellenländern wie China und Indien hat der Smartphone-Traffic inzwischen den Internetverkehr über Desktop-Systeme überholt. Für Akamai ist es wichtig diese zusätzlichen Möglichkeiten zu nutzen und auf die Bedürfnisse der Kunden zu reagieren, setzen inzwischen erste große Akamai-Kunden wie zum Beispiel Netflix auf eigene CDN-Netze. Sollte das Beispiel von Netflix Schule machen, könnten weitere große Akamai-Kunden bald folgen. Klassische CDN-Anbieter wie Akamai würden dann an Bedeutung verlieren. Kurzportrait Die im Jahre 1998 gegründete und in Cambridge ansässige Akamai Technologies betreibt heute mehr als 100.000 Server in über 70 Ländern weltweit. Die Anfänge von Akamai gehen bis ins Jahr 1995 zurück, als Internet-Spezialisten und Wissenschaftler des MIT (Massachusetts Institute of Technology) einen mathematischen Algorithmus entwickelten, um dynamisches Routing von Inhalten über das World Wide Web zu beschleunigen, so dass sich die Web-Seiten im Browser des Internetnutzers schneller aufbauen. Das Unternehmen gewann im Jahr 1999 sehr schnell neue Kunden für seinen Load-Balancing-Service. Darunter auch das Internet-Portal Yahoo! und den Softwarekonzern Microsoft. Inzwischen nutzen auch Apple, AOL, Audi, CNN, Apple, Ticketmaster, E*Trade, Nintendo, McAfee.com, Sony und IBM die Serviceleistungen von Akamai. Weltweit betreute das Unternehmen zuletzt mehr als 5.000 Firmenkunden mit seinem Angebot. Neben dem traditionellen Content Delivery Network (CDN) rund um das Flagschiffprodukt EdgeSuite, bietet die Gesellschaft auch exklusive Video-Streaming-Dienste und Zusatzkapazitäten gegen Aufpreis an. Mit Akamai Stream OS hat das Unternehmen auch einen IP-basierten Anwendungsbeschleuniger im Angebot. Um entsprechende Denial-of-Service-Attacken erfolgreich abzuwehren, schloss Akamai eine Allianz mit IBM, um entsprechende Services zu entwickeln. Im Frühjahr 2005 verstärkte sich das Unternehmen durch die Übernahme des Rivalen Speedera Networks. Ende 2006 schloss Akamai die Übernahme von Nine Systems ab. In 2007 kaufte Akamai den Anwendungsbeschleuniger Netli sowie den P2P-Spezialisten RedSwoosh. Im Herbst 2008 verstärkte sich Akamai durch die Übernahme des Online-Analysespezialisten aCerno. Mitte 2010 wurde die Übernahme von Velocitude LLC (Velocitude) abgeschlossen. Ende 2011 übernahm Akamai den israelischen Rivalen Cotendo, anschließend wurde der US-Softwarespezialist Blaze Software aufgekauft. Neben dem Stammhaus in Cambridge ist das Unternehmen mit Niederlassungen auch in Deutschland, Frankreich, Japan und Australien vertreten. Gleichzeitig unterhält Akamai zahlreiche Büros in den USA. Darunter in New York, Reston, San Mateo, Santa Monica, Dallas, Atlanta, Chicago und in Costa Mesa. Zahlen Für das vergangene Juniquartal meldet Akamai einen Umsatzanstieg auf 331,3 Mio. US-Dollar, ein Zuwachs von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Nettogewinn schrumpfte dabei zunächst um 7,7 Prozent auf 44,2 Mio. Dollar oder 24 US-Cent je Aktie, nach einem Profit von 47,9 Mio. Dollar oder 25 US-Cent je Aktie im Jahr vorher. Ausgenommen außergewöhnlicher Sonderbelastungen konnte Akamai einen Nettogewinn von 43 US-Cent je Aktie realisieren und damit die Markterwartungen der Analysten übertreffen. An der Wall Street hatte man im Vorfeld mit Einnahmen von 326 Mio. Dollar sowie mit einem Nettogewinn von 37 US-Cent je Aktie gerechnet. Markt und Wettbewerb Akamai sieht sich mit seinem Content-Delivery-Network (CDN) als weltweit führender Anbieter mit einem Marktanteil von mehr als 60 Prozent (Quelle: Wedbush Securities). Allein der Video CDN Markt soll in 2012 auf über eine Mrd. US-Dollar klettern und in den nächsten zwei Jahren um 40 bis 45 Prozent wachsen. Das Unternehmen sieht sich dabei jedoch mehreren Mitbewerbern gegenüber. Nach der Übernahme des Rivalen Speedera gilt insbesondere der Spezialist Kontiki als Wettbewerber. Anders als Akamai und Speedera setzt der Konkurrent Kontiki nicht auf ein Server-basiertes CDN, sondern auf ein Peer-to-Peer-System. Kontiki nutzt dabei angebundene PCs um Web-Seiten schneller aufzubauen. Auch die Unternehmen CenterSpan Communications und L-3 Communications bietet vergleichbare Dienste an. Dabei setzt die Gesellschaft, die daneben auch die Web-Plattform Scour.com betreibt, ebenfalls auf ein Peer-to-Peer-System. Als weitere Wettbewerber gelten CacheFly, EdgeCast, VitalStream, Internap, Level 3 und Limelight Networks sowie ChinaCache. Insbesondere Limelight versuchte zuletzt mit aggressiven Preisen neue Kunden zu locken. Auch der Online-Händler Amazon.com ist inzwischen mit einem eigenen CDN-Service am Start, um mit kostengünstigen Angeboten neue Kunden zu gewinnen. Ausblick Für das laufende dritte Quartal 2012 stellt Akamai einen Umsatz von 332 bis 342 Mio. Dollar sowie einen Nettogewinn von 40 bis 42 US-Cent je Aktie in Aussicht. Für das laufende Septemberquartal erwarten Analysten bei Akamai einen Quartalsumsatz von 337,8 Mio. US-Dollar sowie einen Nettogewinn von 41 US-Cent je Aktie. Für das laufende Gesamtjahr 2012 rechnen Analysten dann mit einem Jahresumsatz von 1,36 Mrd. US-Dollar sowie mit einem Nettogewinn von 1,73 Dollar je Aktie. Im nachfolgenden Jahr 2013 sollen die Einnahmen dann auf 1,55 Mrd. Dollar und der Nettogewinn auf 1,93 Dollar je Aktie klettern, wenn es nach den Prognosen der Analysten geht. Bewertung Nach der jüngsten Kurs-Rallye präsentierten sich Akamai-Papiere uneinheitlich bei 35,82 US-Dollar an der New Yorker Nasdaq, womit sich damit ein Börsenwert von rund 6,4 Mrd. US-Dollar für den weltweit führenden CDN-Spezialisten ergibt. Auf Basis aktueller Gewinnschätzungen für das laufende Gesamtjahr 2012 ergibt sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 21. Die Analysten aus dem Hause FBR Capital heben ihr Kursziel für Akamai-Aktien nach den jüngsten Zahlen von 32 auf 35 US-Dollar. Die Analysten bleiben dabei bei ihrer Einschätzung "market perform". Die Analysten aus dem Hause Jefferies Group sind dabei deutlich optimistischer. Die Analysten heben ihr Kursziel für den Wert von 42 auf 43 US-Dollar an und bleiben bei ihrer Kaufempfehlung für den Wert. Die Wertpapierexperten aus dem Hause Credit Suisse senken dagegen ihr Kursziel für Akamai-Papiere von 30 auf 25 US-Dollar, nachdem zuvor der Akamai-Kunde Netflix angekündigt hatte, sein eigenes CDN-Netzwerk zu errichten. Die Analysten sehen darin einen Trend in der Branche, wodurch dritte CDN-Anbieter wie Akamai und L-3 Communications und Limelight nicht mehr benötigt werden. © IT-Times 2012 |