Es ist gut, dass die Fed genauso handelt wie sie es vor Monaten angekündigt hat. Aber man muss sich auch klar machen, was das für uns Europäer bedeutet. Solange die Fed stärker tapert und auch flotter die Zinsen anpasst als die EZB, wird der Dollarkurs stetig stark und stärker als der Euro bleiben. Jetzt kann die EZB sagen, Währungskurse ist nicht unser Auftrag. Trotzdem muss sie sich der Sache annehmen, denn mit dem starken Dollar wandert das Geld übern Teich und gleichzeitig verteuern sich die Leistungen, die unsere Volkswirtschaft in USD einkaufen muss, um rd. 10-20%. Die Auswirkung auf die Volkswirtschaft ist aber im Regelfall höher als dieser Kurshebel, denn es gibt eine Reihe von Folge- und Begleitschäden. Also ist es sehr wohl ein Problem der EZB. Wartet sie länger oder scheut radikale Zinsschritte, kommt sowas unweigerlich auch noch im Arbeitsmarkt an, auch wenn der zunächst etwas anderes zu sein vorgibt. Was man nicht außer Betracht lassen darf: Als einer der besten erforschten Wirtschaftsprozesse gilt die Abhängigkeit zwischen Erzeugerpreisveränderung und Inflation. Diese Zeitreihe weist seit 50 Jahren keine Ausnahme auf. Nicht einzige Anomalie oder Abweichung, durch alle rauen Wasser hindurch! Bisher sind immer 30 % bis ein Drittel der Erzeugerpreise zeitversetzt als Inflation angekommen. Wir hatten gerade 45,8%, wer also von 12 – 15% Inflation ausgeht ist auf der sicheren Seite.
D. h. egal ob die Inflation in Deutschland andere Ursachen hat oder nicht, die EZB muss der Fed hinterhereilen, ansonsten riskiert sie, dass dieser giftige Cocktail über den Becherrand schwappt und sie dann nix mehr machen kann. Es sieht nicht so aus, als wolle die Opek von ihrem Kurs weg, und ich sehe auch keine Gasmarktentspannung in 2024, wie soll das auch gehen? Mir fehlt da der philosophische Zugang wie jener des Wirtschaftsministers.
Warum ich das hier schreibe? Auf der einen Seite ein gutes Signal dafür, dass wir vorzugsweise in den US anlegen sollten, auf der anderen unterliegen wir regelmäßig mit einem höheren Vermögensanteil als unserem Anlegevolumen dem Kaufkraftschwund am Wohnort und der Wertkorrektur am Standort etwaiger Immobilien.
Allein auf die Barwerte und Immobilien habe ich in Summa aus Wertkorrektur und Kaufkaufschund (also ohne Kurskorrektur in den Depots) innerhalb eines Jahres so viel verloren, wie ich es mit Aktien nicht stabil austariert über Jahre einholen kann. Und ich kann nicht sagen, dass sich das aufgrund einer schwachen oder falschen Anlagestrategie vollzieht. Das geht vielen so, und es wird erst so allmählich realisiert, um welche Beträge es dabei geht. Nur mal so für Interessierte: Auf ähnliche Weise hat die EZB die deutsche Altersversorgung aus Versicherungsprodukten, offenen Immobilienfonds, aber auch die Versorgungswerke der freien Berufe und einen ordentlichen Teil der Pensionskassen an die Wand gefahren. Der volkswirtschaftliche Schaden ist um Vielfaches (!) höher als das BIP von Portugal.
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