Also ich versuche mal die derzeitige Situation der PostNL darzustellen. Im Grunde sind es die folgenden Faktoren, die den Unternehmenswert und damit den Aktienkurs beeinflussen: 1.) Pensionsverpflichtungen 2.) Marktwert des TNTExpress Anteils 3.) die eigentliche Unternehmenstätigkeit 1.) Bei den Pensionsverpflichtungen gestaltet sich die Angelegenheit recht kompliziert. Die PostNL muss diese erstmals zum 01.01.2013 nach dem neuen Standard IAS 19 bilanzieren. Danach werden sämtliche Gewinne und Verluste aus Pensionsgeschäften sofort GuV-wirksam und schlägt sich direkt im Eigenkapital wieder. Auf der Aktivseite steht hier die Pensionskasse, die vermutlich überwiegend in Anleihen investiert (bei Pensionsfonds gelten recht strenge Regeln, wonach bis max. 35% in Aktien investiert werden darf.) Dem gegenüber stehen Pensionsverpflichtungen, die vor allem von dem Rechnungszins abhängen. Die Höhe der künftigen Pensionsverpflichtungen hängt davon ab, mit welchem Rechnungszins diese abgezinst werden. So ermittelt man sozusagen den Zeitwert des Geldes. Je niedriger der Rechnungszins, umso höher wird der gegenwärtige Barwert der künftig zu zahlenden Pensionen angesetzt. Der Rechnungszins orientiert sich an der Rendite festverzinslicher Unternehmensanleihen mit guter Bonität. Da Zinsen zum Bilanzierungsstichtag 31.12.2012 auf historisch niedrigem Niveau lagen, fällt auch der Rechnungszins für Pensionsverpflichtungen sehr niedrig aus, die PostNL rechnet mit einem Zinssatz von 3,7%, also noch eher optimistisch. Marktüblich wären eher 3,3%. Folge: Die Pensionsverpflichtungen müssen nun mit einem höheren Wert in den Bilanzen angesetzt werden. Das Niedrigzinsumfeld und die damit verbundenen niedrigen Rechnungszinsen sorgen für einen starken Anstieg der Pensionsverpflichtungen bei den nach IFRS bilanzierenden Unternehmen. Als Faustformel kann man sagen, dass ein zwei Prozent niedrigerer Rechnungszins für einen Anstieg der Pensionsverpflichtungen in der Bilanz von rund 30 Prozent sorgt. Die beiden Effekte aus den Aktiva der Pensionskasse und Passiva der Verpflichtungen ergeben zum 31.12.12 einen Wert von -1.37 Mrd. EUR, um die sich das Eigenkapital verringert und insgesamt negativ wird. Wie man sieht ist die Berechnung alles andere als trivial und abhängig von verschiedenen Einflüssen und damit sehr volatil. Es bleibt noch zu sagen, dass die Verpflichtungen nicht von heute auf morgen fällig werden und somit nicht im Konflikt zu dem operativen Geschäft stehen. 2.) PostNL hat im Jahresbericht bereits erklärt, diesen mittelfristig zu veräußern. Der Marktwert des TNTExpress bestimmt sich auf den ersten Blick recht einfach, wenn man die Marktkapitalisierung mit dem Wert 0,3 (postNL hält momentan 30% der Anteile) multipliziert. Jedoch muss man auch hier differenzieren. 163 Mio. Anteile veräußert man nicht einfach so an der Börse, und wenn würde der Kurs massiv einbrechen. Daher denke ich, wird PostNL versuchen einen Großinvestor als Käufer zu gewinnen, dann vermutlich zu einem höheren Kurs, als momentan an der Börse bewertet. Oder in Form einer Übernahme, auch hier würde der Kurs vermutlich steigen. Auf jeden Fall wird das PostNL Management sicherlich nichts überstürzen und versuchen einen angemessenen Preis auszuhandeln. 3.) Ich möchte hier nicht im Details drauf eingehen. Das operative Geschäft, also die Postzustellung, ist aber tendenziell eher rückläufig. Dem versucht man mit E Commerce Angeboten und internationalen Tätigkeiten entgegenzuwirken. Es wird jedoch noch 1-2 Jahre dauern, bis sich das Geschäft stabilisiert, bis dahin wird es weiter abnehmen. Wenn man die Faktoren berücksichtigt bleibt das PostNL Investment höchst spekulativ und meiner Meinung nach ist die Wertentwicklung nach oben und unten offen. Man sollte allerdings ein paar Jahre abwarten und sich in naher Zukunft keine großen Hoffnungen auf hohe Gewinne machen. Ein letztes Wort zu der Dividende: ich weiß nicht, warum manche hier von einer tollen Dividendenrendite träumen. Es wird im Jahresbericht ganz deutlich, dass die folgenden Bedingen für eine Dividendenzahlung erfüllt sein müssen: -positives Eigenkapital -ein Rating von mindestens BBB+/Baa1 Angesichts der gegenwärtigen Lage ist damit nicht vor 2016 zu rechnen. |