Durch hohe Boni-Zahlungen und mögliche Bilanzkniffe steht der Commerzbank-Chef im Kreuzfeuer der Kritik - jetzt könnte sein Aufsichtsrat ihm den Rücken stärken: Laut einem Zeitungsbericht steht Martin Blessing vor einer Vertragsverlängerung.
Hamburg - Commerzbank-Chef Martin Blessing steht offenbar vor einer Vertragsverlängerung. Der Aufsichtsrat der Bank werde sich in seiner Sitzung am Dienstag mit der Personalie beschäftigen, berichtet die "Financial Times Deutschland" unter Berufung auf Berliner Regierungskreise.
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Der Vertrag des 47-Jährigen, der im Oktober ausläuft, solle verlängert werden, heiße es demnach. Unklar sei, wie lange der verlängerte Vertrag laufen soll.
Blessing ist seit Mai 2008 Commerzbank-Chef. Während der Finanzkrise musste das Institut mit Staatshilfen von insgesamt 18,2 Milliarden Euro gerettet werden; mehr als 16 Milliarden Euro davon pumpte der Staat als stille Einlage in die Bank. Dafür wurde das Institut teilverstaatlicht. Der Banken-Rettungsfonds hält 25 Prozent an der Commerzbank.
Eine rasch angekündigte Vertragsverlängerung würde dem Manager zu einem günstigen Zeitpunkt den Rücken stärken. Blessing war in den vergangenen Wochen in die Kritik geraten, weil die Bank für 2010 Boni in Höhe eines dreistelligen Millionenbetrags an die Mitarbeiter ausschütten wird.
Auch in Sachen Bilanz erntete das Institut zuletzt Kritik: Auf die stille Einlage des Bundes hätte das Institut eigentlich schon 2009 Zinsen zahlen sollen - allerdings nur im Falle eines Bilanzgewinns. Durch frühe Abschreibungen der Immobilien- und Staatsfinanzierungstochter Eurohypo war die Bank noch einmal um die Zinszahlung herumgekommen.
Am Mittwoch findet in Frankfurt am Main die nächste Bilanzpressekonferenz des Instituts statt. Diesmal wird erwartet, dass der Bankchef einen Milliardengewinn präsentiert.
ssu/dpa-AFX
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"Apathie ist der Handschuh in den das Böse seine Hand gleiten lässt."