MobilCom AG - Zurück zur Großfamilie? - 03.01.2005 Branchenexperten halten einen Zusammenschluss mit der Internet-Tochter Freenet für wahrscheinlich
(smartcaps-Redaktion Frankfurt am Main)
Zurück in den Schoß der Familie: Die Deutsche Telekom macht es mit ihrer Tochter T-Online vor und kauft Aktien des Internet-Unternehmens auf. Auch bei der Mobilcom AG mehren sich die Anzeichen für eine Familienzusammenführung. Konkret ist noch nichts, doch Marktbeobachter halten zumindest eine Aufstockung des Anteils für wahrscheinlich, wenn nicht gar eine Fusion.
Feindliche Übernahme geplant?
Angefangen hatte alles mit Branchengerüchten, nach denen sich britische Investmentfonds für Mobilcom interessieren. Sie nähmen den Mobilfunk-Dienstleister wegen der Unterbewertung des Kerngeschäfts genauestens unter die Lupe, heißt es. Die Investoren prüften einen Aufkauf des Unternehmens mit anschließender Zerschlagung. Da auch der Mobilcom-Vorstand über dieses Szenario informiert ist, halten Analysten eine Restrukturierung des Konzerns für sehr wahrscheinlich. Um sich gegen die feindliche Übernahme zu wappnen, könnte Mobilcom mit einer Fusion mit seiner Internet-Tochter Freenet oder mit einem Übernahmeangebot die Flucht nach vorn antreten. Das dadurch entstehende Unternehmen würde einen größeren Brocken für eine Akquisition darstellen.
Übernahme verspricht mehr Gewinn
Auch strategisch mache eine solches Szenario Sinn, meinen die Finanzmarkt-Experten. Mobilcom besitze große steuerliche Verlustvorträge, die kaum genutzt würden. Die Analysten der UBS beziffern diese auf rund drei Mrd. Euro. Durch ein Bar-Angebot an die freien Aktionäre könnten diese zum Beispiel aktiviert werden, so ein weiterer Analyst. Die Nettogewinne dürften sich dann deutlich verbessern. „Durch eine Freenet-Übernahme würde das Nettoeinkommen bereits 2005 um rund 66 Prozent steigen" , sagt Christopher Watt, Analyst beim Bankhaus Metzler. Bei einer Fusion von Freenet und Mobilcom könnte der Nettogewinn sogar um 80 Prozent steigen. Größere operative Synergieeffekte seien indes durch einen Zusammenschluss der Unternehmen nicht zu erwarten, heißt es von Analysten. Lediglich in den Bereichen Marketing, Distribution und Verwaltung könnten Kosten gespart werden.
Kaum Kommentar
Mobilcom hält sich derweil mit Aussagen zu diesem Thema zurück. Man kommentiere keine Marktgerüchte, sagte ein Sprecher. „Wir können es durchaus nachvollziehen, wenn Investoren Mobilcom für unterbewertet halten" , fuhr er jedoch fort. Weiter erklärte er, Mobilcom fühle sich mit seiner Mehrheitsposition bei der Tochter Freenet „sehr wohl" . Dennoch halten Marktbeobachter einen wie auch immer gearteten Zusammenschluss von Mobilcom und Freenet in diesem Jahr für durchaus wahrscheinlich.
Auch am Finanzmarkt wird eine Transaktion zwischen den beiden Unternehmen als immer wahrscheinlicher erachtet. So läuft der Spread zwischen beiden Aktien immer weiter zusammen. In Händlerkreisen heißt es zudem, dass einige große Investmentbanken bereits mit Kunden über die verschiedenen Szenarien einer Transaktion zwischen Mobilcom und Freenet redeten. Eine Einstiegsmöglichkeit für Investoren könnte in den nächsten Monaten das Aktienpaket von 28,3 Prozent bieten, das derzeit in den Händen der France Télécom liegt. Die macht keinen Hehl daraus, dass sie sich von diesen Anteilen trennen will. Seit Oktober ist das Aktienpaket zum Handel zugelassen, die Haltefrist endet im April.
Aufstockung des Anteils angedacht
Im Dezember war der Anteil der Mobilcom am Tochterunternehmen Freenet leicht gesunken, nachdem der Internet-Dienstleister den Kauf der Strato-Gruppe teilweise über eine Kapitalerhöhung finanziert hatte. Aktuell hält Mobilcom 50,4 Prozent an Freenet, vor der Transaktion waren es 53 Prozent. Nun erwägt das Mobilfunk-Unternehmen, seine Anteilsposition wieder aufzustocken. „Ich kann mir vorstellen, dass wir bei Freenet die alte Beteiligungshöhe wieder anstreben" , sagte Vorstandschef Thorsten Grenz. Denkbar sei dies durch den Erwerb von Aktien über die Börse. Gut 1,1 Millionen Anteilsscheine müsste Mobilcom kaufen, um wieder auf die alte Position zu kommen. Anfang Dezember hatte Grenz bereits angekündigt, die Eigenkapitalquote von Mobilcom von zuletzt knapp 58 Prozent auf 30 bis 50 Prozent zu senken. Dazu kauft Mobilcom derzeit bereits eigene Aktien zurück und baut damit überschüssige liquide Mittel ab.
Schleppendes Familientreffen bei der Telekom
Bei der Deutschen Telekom läuft unterdessen die Familienzusammenführung schleppend. Etwa 500.000 Aktien hat das Unternehmen bislang von T-Online erworben. Damit sind gerade mal 0,04 Prozent der Internettochter zum Kauf angeboten worden. Insgesamt kontrolliert die Telekom nun 73,97 Prozent von T-Online. Das Übernahmeangebot läuft noch bis Anfang Februar, eine Verlängerung ist jedoch möglich. 8,99 Euro bietet die Telekom für eine Aktie - das ist nach Ansicht von T-Online weniger als der wahre Wert des Papiers. Wer das Kaufangebot nicht annimmt, werde sich über kurz oder lang dennoch von seinen T-Online-Aktien trennen müssen, teilte die Telekom mit. Denn T-Online und die Deutsche Telekom werden auf jeden Fall verschmolzen. Die bisherigen T-Online-Anteilseigner werden dann zwangsweise zu T-Aktionären. Die Telekom wies darauf hin, dass das Umtauschverhältnis ungünstiger ausfallen werde als das Bar-Angebot.
Rekordergebnis nach drei Quartalen
Soweit ist es bei Mobilcom und Freenet noch nicht, bleibt also abzuwarten, was das neue Jahr bringt. Operativ geht es dem Mobilfunk-Unternehmen jedenfalls blendend: Im vergangenen Jahr meldete der Konzern das beste Neunmonatsergebnis der Unternehmensgeschichte. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern verdoppelte sich in den ersten drei Quartalen 2004 nahezu gegenüber dem Vorjahr auf 37,4 Mio. Euro. Der Umsatz stieg um 4,5 Prozent auf 1,4 Mrd. Euro. Für das Gesamtjahr 2004 erwartet Mobilcom ein deutlich positives EBIT über dem Niveau von 2003. Damals hatte das Unternehmen 41,6 Mio. Euro verdient.
Auch an der Börse hat Mobilcom das Tal der Tränen durchschritten. In der ersten Hälfte des vergangenen Jahres hatte die Aktie mehr als die Hälfte ihres Wertes verloren. Mittlerweile hat sie den größten Teil des Rückweges zu alten Höhen hinter sich. Aktuell notiert das Papier bei 17,15 Euro.
Gruß Pichel |