AMD kann Prozessor-Marktanteil im Jahresvergleich verbessern Meldung vorlesen
Berg- und Talfahrt für AMD: Der Umsatzanteil des zweitgrößten Herstellers von x86-Prozessoren am gesamten Weltmarkt für Mikroprozessoren wuchs im ersten Quartal 2008 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wenn man den Zahlen des Marktforschungsunternehmens iSuppli glaubt; im Vergleich zum letzten Quartal des Jahres 2007 sank der AMD-Prozessormarktanteil jedoch. Weil iSuppli den Gesamtmarkt der x86-Prozessoren in dem Auszug aus seiner kostenpflichtigen Analyse nicht separat ausweist und auch ausschließlich Umsatzdaten und keine Stückzahlen veröffentlicht, ist ein Vergleich mit älteren Zahlen und den Daten anderer Marktforscher schwierig. Außerdem sind die iSuppli-Zahlen mit relativ großen Unsicherheiten behaftet, wie die Tabelle zeigt: Die Umsatzanteile für das vierte Quartal 2007 hatte die Firma bereits erstmals im April 2008 veröffentlicht, aber diese Werte mittlerweile korrigiert, und zwar um insgesamt 0,5 Prozentpunkte. Intel hat also nach aktuellen Zahlen einen um 0,4 Prozentpunkte niedrigeren Umsatzanteil als im April gemeldet, während der Wert von AMD um 0,1 Prozent Prozentpunkte niedriger liegt, während die anderen Prozessorhersteller einen um 0,5 Prozentpunkte höheren Umsatzanteil verbuchten als ursprünglich gemeldet.
Dieser "Messfehler" ist zwar absolut gesehen nicht hoch, wenn man ihn aber ins Verhältnis setzt zu dem zwischen Q4/2007 und Q1/2008 angeblich um 1,1 Prozentpunkte gefallenen Marktanteil von AMD, dann ergibt sich eine Messunsicherheit von ungefähr 45 Prozent. Die iSuppli-Zahlen taugen damit eher als Trendanzeige, zumal die Marktforscher ihre Schätzmethode nicht offenlegen. Andere Marktforscher erfassen etwa nach eigener Auskunft nur die von den CPU-Herstellern an OEM-Direktkunden und Distributoren im jeweiligen Quartal verkauften Prozessoren, also beispielsweise nicht die von den Endkunden im jeweiligen Zeitraum tatsächlich gekauften Computer und im Einzelhandel erworbenen Prozessoren. Nun ist es einerseits löblich, dass iSuppli nicht mit Zahlen weiterrechnet, von denen die Firma weiß, dass sie falsch sind, sondern die Angaben korrigiert. Diese Korrekturen ergeben sich laut iSuppli etwa dadurch, dass einzelne Hersteller ihre Absatzzahlen selbst korrigieren oder zu spät melden. Gleichzeitig wird aber klar, dass minimale Schwankungen der veröffentlichten Marktdaten nicht unbedingt die Wirklichkeit spiegeln. Im April etwa hatte iSuppli aber trotzdem gemeldet, dass die Firma Intel ihren Marktanteil im vierten Quartal 2007 im Vergleich zum dritten Quartal 2007; verbessern konnte – nach den aktuellen Zahlen ist aber das Gegenteil richtig, denn Intel verlor demnach 0,3 Prozentpunkte.
Interessant sind also eher langfristige Trends: Für die Gesamt-Kalenderjahre 2007 und 2006 hatte iSuppli im April Intel-Marktanteile von 79,2 und 74,8 Prozent gemeldet, bei AMD waren es angeblich 13,2 respektive 16,2 Prozent, und die sonstigen Hersteller mussten sich 2007 mit nur noch 7,7 Prozent statt wie 2006 noch mit 9,1 Prozent Marktanteil begnügen.
Weil übrigens der Mikroprozessor-Weltmarkt von Jahr zu Jahr weiter absolut wächst, bedeutet ein Rückgang des Marktanteils eines bestimmten Herstellers nicht unbedingt, dass dessen absoluter Umsatz ebenfalls schrumpfte. Zu den anderen Prozessoren gehören laut iSuppli "General-Purpose"-Prozessoren mit Architekturen wie RISC und vermutlich auch SPARC; andere Marktforscher verwenden dafür den Begriff Micro-Processing Units (MPUs). Sogenannte Mikrocontroller (MCU), also etwa Embedded-Prozessoren, werden üblicherweise getrennt erfasst. Wo sich neue x86- beziehungsweise x64-Prozessoren wie Intels Atom (Silverthorne) in der Statistik wiederfinden, die ja wie MCUs in Handys zum Einsatz kommen sollen, ist unklar. (ciw/c't)
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