WIEN (dpa-AFX/APA) - Die Wiener Börse hat am Montag nach den Kurseinbrüchen der Vorwoche mit einem historischen Kursplus geschlossen. Der Wiener Akteinindex ATX stieg um 255,73 Punkte oder 12,77 Prozent auf 2.257,78 Zähler und markierte damit das größte prozentuelle Plus seit seiner Einführung im Jahr 1991. Auch an anderen europäischen Börsen ging es zu Wochenbeginn nach der Einigung auf internationale Bankenrettungspakete steil nach oben. Zum Vergleich die wichtigsten Börsenindizes um 17.30 Uhr MEZ: Dow Jones/New York +6,05 Prozent, DAX/Frankfurt +11,4 Prozent, FTSE/London +7,69 Prozent und CAC-40/Paris +11,1 Prozent.
Der Markt konnte sich mit der Montags-Rally teilweise von den massiven Verlusten der Vorwoche erholen. In der abgelaufenen Woche hatte der ATX vor dem Hintergrund der Finanzkrise rund 29 Prozent verloren. Die am Wochenende beschlossenen Krisenbewältigungsmaßnahmen der führenden Industrienationen der G-7-Gruppe sowie die Bankenrettungspakete der Euro-Länder wurden in Folge am Montag an den Börsen euphorisch aufgenommen. Allein das Paket der österreichischen Regierung beläuft sich auf 100 Milliarden Euro.
Händler und Analysten werteten die Maßnahmen in ersten Reaktionen positiv, Entwarnung für die Märkte könne aber noch nicht gegeben werden. Von einer Normalisierung und Beruhigung könne man erst sprechen wenn im Lauf einiger Wochen auch die Volatilität deutlich zurück kommt, so der Grundtenor am Markt. Der Tiefpunkt an den Börsen könnte nach Einschätzung des CA Chevreux-Analysten Alfred Reisenberger mit dem vergangenem Freitag aber bereits gesehen worden sein.
Wesentlich für eine nachhaltige Beruhigung der Börsen sei nun nach Einschätzung von Experten, ob die angekündigten Rettungspakete zu einer Wiederherstellung des Vertrauens in die Banken und in Folge zu einem Neustart des zusammen gebrochenen Geldmarkts führen. Der für den Geldmarkt notwendige Verleih von Geld zwischen den Banken war angesichts der Banken-Vertrauenskrise zuletzt praktisch still gestanden. 'Das ist die Klemme, die es zu lösen gilt. Wenn das klappt, könnte das zur Beruhigung der Märkte führen', sagte ein Händler.
Am Montag wurden die Rettungspläne vorerst klar positiv aufgenommen. Die Kursgewinne könnten auch durch Rückdeckungen von Short-Positionen und in Folge einen sogenannten 'Short Squeeze' verstärkt worden sein, glauben Analysten. Viele Marktteilnehmer, die auf fallende Kurse gesetzt hatten, dürften angesichts der Gewinne gezwungen gewesen sein ihre Positionen durch Aktienkäufe zu schließen, was die Kurse weiter nach oben getrieben haben könnte.
Die Kursgewinne zogen sich am Montag durch alle Branchen. Besonders stark gesucht waren Voestalpine und stiegen um 27,23 Prozent auf 23,41 Euro (2.680.104 gehandelte Stück). Die Aktie war bereits während der Börsentalfahrt in der Vorwoche auffällig gesucht. Der RCB-Analyst Klaus Küng führt die gute Nachfrage auf den Aufholbedarf der Aktie zurück. Das Papier habe besonders unter der Börsenkrise gelitten und sei stärker als andere Aktien der Branche zurück gefallen, nun werde der Bewertungsabschlag aufgeholt. In der Vorwoche dürfte zudem die Verschiebung der Entscheidung über ein neues Stahlwerk in Osteuropa positiv von der Börse aufgenommen worden sein.
Die Voestalpine -Aktie dürfte schließlich von Leerverkäufern auch massiv 'geshortet' worden sein, angesichts der Verschiebung des Milliardenprojekts und der Bankenrettungspakete dürften viele Leerverkäufer nun ihre Positionen geschlossen haben, vermutet Küng. Den Einstieg eines strategischen Investors hält Küng allerdings für unwahrscheinlich. Angesichts der günstigen divisionalen Ausrichtung des Konzerns hält der Analyst trotz der erwarteten Wirtschaftsabkühlung bis Jahresende Anstiege der Aktie bis auf 30 Euro für wahrscheinlich. |