Olja, 32 Jahre alt. Donezk, Stadtgebiet Kujbyschewskij. Sie hat 5 Kinder, zwischen 8 Monaten und 12 Jahren alt. Zwei Jungen von 9 Jahren und drei Mädchen im Alter von 12, 6 Jahren und 8 Monaten. Wir haben nur vier der Kinder gesehen, denn einer der Jungen liegt im Krankenhaus. Er wurde durch einen Granatsplitter am Auge verletzt; der Splitter ist weiter in die Nasenhöhle vorgedrungen. Einige von Oljas Kindern hatten bis zum 8. Dezember 2014 eine andere Mama.
Sie hieß Sweta und war 38 Jahre alt, und sie war Oljas ältere Schwester. Doch in der Nacht vom 7. zum 8. Dezember wurde ihre Bleibe im Stadtgebiet Kujbyschewski von Donezk von Mörsern getroffen. Das erste Geschoss traf die Küche. Die zweite traf das Zimmer, in dem sich Olja und die Kinder befanden. Gott ließ Gnade walten, aber das dritte Geschoss flog in Swetas Zimmer. Sweta hat ihre 8-monatige Tochter Nika gerettet, indem sie sie mit ihrem Körper abschirmte. Sie selbst kam dabei ums Leben. Ihr Sohn wurde von einem Granatsplitter ins Auge getroffen; jetzt ist er im Krankenhaus. Es besteht sogar die Chance, dass die Ärzte zwischen 40 und 60 Prozent seiner Sehkraft retten können. Doch inzwischen hat sich die Wunde entzündet, und Medikamente gibt es keine.
Sie leben in einem Haus, das man der Familie bis zum Frühjahr zur Verfügung gestellt hat. Es ist schwer, sehr schwer, diese Berichte zu hören, und noch viel schwerer ist es, all das mit eigenen Augen sehen zu müssen.
Klawdia Fedorowna, sie ist 77 Jahre alt. Sie ist in Makeewka. Die Lebensmittel, die wir ihr brachten, lehnte sie ab; sie nahm nur die Medikamente, die ihr von den freiwilligen Helferinnen aus Donezk gebracht wurden: "Geben sie die Lebensmittel den, denen niemand hilft. Ich habe ja einen Sohn. Ich kann ja nicht klagen: er ist bei mir. Mir geht es besser, als so manchen. Helfen Sie ihnen. In unserem Dorf sind übrigens alle Leute gut."
Gestern gab es ab Lager des Komitees für humanitäre Versorgung pro Familienmitglied eine Packung Erbsen oder Gries und eine Büchse Schmalzfleisch - das ist eine Ration für 10 Tage. Dabei sagte man uns, dass dies die erste solche Ausgabe an Hilfsgütern sei. Heute, als wir im "Amstor"-Supermarkt einkaufen waren, sahen wir eine Menge von ungefähr 50 Alten - vor allem Großmütter und Großväter, aber nicht nur solche. Es stellte sich heraus, dass im Café im Supermarkt jeden Tag zwischen 8 und 9 Uhr alle Hilfsbedürftigen kostenlos mit Essen und Trinken versorgt werden. Ich habe mich mit den Alten unterhalten. Sie kommen jeden Tag. Es gibt Suppe mit Fleisch, Brot und Tee. "Töchterchen, stelle dich doch auch an, hier bekommt jeder etwas." Ich fragte bei einer Mitarbeiterin des Cafés nach, wie viele sie denn so versorgten. Es seien zwischen 100 und 200 pro Tag.
Dann fuhren wir auf die Artjom-Straße. Dort sah ich im Hof irgendeines Bürogebäudes eine Schlange alter Frauen. Ich ging heran und fand heraus, dass hier alle Rentner eine einmalige Zahlung von 1.000 Griwna bekommen. Das ist nicht besonders bekanntgemacht worden, stattdessen arbeitet der Buschfunk auf Hochtouren. "Die Nachbarin hat mir Bescheid gesagt, da bin ich gleich hergekommen. Ich werde wohl nicht allzu lange anstehen müssen; in der Reihe bin ich die 182-ste..."
Wir fuhren zu einer behinderten alten Frau, die mit ihren beiden Enkeln allein lebt - sie können nicht aus dem Haus gehen, da es keine warmen Sachen und Schuhe für sie gibt. Das Mädchen ist 6, der Junge 11 Jahre alt. Sie wohnen nicht direkt im Stadtgebiet von Donezk, aus diesem Grunde liegt es außerhalb der Kräfte und Möglichkeiten der alten Frau, sich zu einer der Verteilerstellen für humanitäre Hilfsgüter aufzumachen.
Sie wohnen in einem jener typischen Häuser mit Gemeinschaftswohnungen, mit Zimmern von 3 mal 3 Metern, wo auch ein alter Georgier wohnt, der Verwandte in Georgien hat und der mit den von dort mitgebrachten Lebensmitteln den Großteil der Leute in diesen Wohnungen versorgt.
Dimas Lieblingsfach ist Mathematik. Nastja will dagegen nicht in die Schule gehen. Wir ließen ihnen Lebensmittel da und kauften Medikamente für die Großmutter. Dann nahmen wir die Kinder mit und eilten zum nächstgelegenen Markt, um ihnen dort warme Jacken und Schuhe zu kaufen. Nastja bekam eine Jacke von freundlichen Leuten aus Donezk. Alles andere musste gekauft werden.
Für Dima kauften wir Schuhe, für Nastja Stiefelchen. Ich bemerkte, wie Nastja die Kleider in den Auslagen betrachtete. Und ihr stand ein Schulfest bevor. Also kauften wir ein ganz helles, sonniges Kleidchen mit Blumenmuster. Vielen Dank an alle, die uns das mit ihren Spenden möglich gemacht haben.
Quelle: http://de.novorosinform.org/articles/id/294 ----------- "Hoffnung, Angst und Gier lassen sich nicht mit einer Erfolgreichen Trading-Strategie vereinbaren" W.D. Gann |