Über die Wortwahl werden sich wohl wieder einige aufregen. Aber da kommt was. Hinweis zum Lesen: Der SPIEGEL Nr. 46 vom 12.11.2012 Seite 38 Zuwanderer: In Elendsvierteln auf dem Balkan planen Roma ihre Übersiedlung in den deutschen Sozialstaat ... Für 120 Euro ins gelobte Land Roma aus Mazedonien und Serbien kommen nach Deutschland und beantragen Asyl, ihre Zahl steigt. Auch die Daheimgebliebenen planen die Abreise. Ein Bericht aus den Elendsvierteln von Skopje und Belgrad. Von Özlem Gezer Fatima sitzt vor einem der Bildschirme, sie hat gleich ihr erstes Date mit Deutschland. Fatima wartet auf einem Holzstuhl in Shutka, ihr Zukünftiger auf einer Ledercouch in Düsseldorf, sie werden sich heute zum ersten Mal sehen. Fatimas Ticket nach Deutschland guckt in die Webcam, trägt einen Kapuzenpullover, ist 19 Jahre alt und ziemlich dick. Fatimas Mutter und die Frauen aus der Nachbarschaft bewachen das Treffen. Sie alle wollen wissen, ob Fatima dem jungen Mann aus Deutschland gefällt, denn dann, so hoffen sie, könnte auch Fatimas Familie wegkommen aus Shutka, der inoffiziellen Hauptstadt der Roma in Europa. Wer durch die Straßen von Shutka läuft, hört die Menschen fluchen. Sie sagen: „Scheiße Shutka“, „alle verarschen uns hier“, „wir haben keine Kohle“ – sie sagen das auf Deutsch. Orhan sagt, wenn die Eheanbahnung gut läuft, wird der Fremde nach Shutka kommen und Fatima mitnehmen nach Düsseldorf. Orhan sagt, dass der neue Schwiegersohn dann auch für den Rest der Familie die Bustickets zahlen wird. Und wenn alle sieben Familienmitglieder erst einmal in Deutschland seien, werde er für sie die Asylanträge stellen. Orhan sagt, man braucht immer einen Helfer, einen, der sich auskennt mit dem deutschen Recht, einen Asyl-Lotsen, damit alles klappt mit dem Neustart in Deutschland. Auf eigene Faust mache man zu viele Fehler. |