Rechtlich gilt immer das Unschuldsprinzip. Allerdings gibt es auch so etwas wie den gesunden Menschenverstand, der für uns Investoren wichtiger ist. Ich muss für meine Investitionsentscheidung nicht erst warten, bis alles juristisch belegt ist, denn es gibt genügend Belege für den Betrug durch das Wirecard-Management, die in der Alltagserfahrung vollkommen hinreichend sind.
Wer immer noch von der Unschuld des Managements von Wirecard ausgeht, sollte sich von der Börse fernhalten, weil ihm grundlegende Fähigkeiten zur Einschätzung der Lage eines Unternehmens abgehen. Er wird sonst nur in die nächste Falle tappen und hinter wieder sagen, dass man das ja nicht wissen konnte, weil es juristisch nicht belegt war. Die Börse ist aber kein Gerichtssaal.
Noch grotesker ist, dass Leute, denen ernsthaft bei der derzeitigen Lage noch stichhaltige Belege gegen das Management fehlen, keine Probleme damit zu haben, ohne Belege Wirtschaftsprüfer, Behörden und Politiker anzuschuldigen, aktiv mitbetrogen zu haben, und Verschwörungstheorien zu spinnen.
Offenbar geht es euch gar nicht um Belege und Fakten, sondern darum, was euren Gefühlen am ehesten entgegenkommt. Und wenn eben alles eine große Verschwörung gegen eine solide deutsche Firma war, dann müsst ihr euch eben nichts vorhalten lassen, was eure Investitionsentscheidung angeht. Ihr habt alles richtig gemacht und müsst euch nicht hinterfragen. Das ist sehr bequem. |