Rüstungsausgaben trotzen der Finanzkrise
Auch die Finanzkrise hat die weltweiten Rüstungsausgaben nicht zu bremsen vermocht. Die USA bleiben auch unter Präsident Barack Obama die Kriegsmacht Nummer eins.
Auch die Finanzkrise hat die weltweiten Rüstungsausgaben nicht zu bremsen vermocht. Sie betrugen im Vorjahr 1531 Milliarden Dollar, 5,9 Prozent mehr als im Jahr davor. Umgerechnet sind das 1,25 Billionen Euro oder 184 Euro pro Kopf der Weltbevölkerung und 2,7 Prozent der globalen Wirtschaftsleistung. Im letzten Jahrzehnt stiegen die Militärausgaben insgesamt um fast 50 Prozent. Dies geht aus dem neuen Jahrbuch hervor, das das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri am Mittwoch veröffentlicht.
Angesichts der schlimmsten Wirtschaftskrise seit den dreißiger Jahren, mit rapid wachsender Arbeitslosigkeit und enormen öffentlichen Defiziten zur Folge, sei der weitere Anstieg der Rüstungskosten paradox, manche mögen sagen: empörend , heißt es bei Sipri. Rund zwei Drittel aller Staaten erhöhten im Vorjahr ihre Bewilligungen für das Militär. Gleichzeitig unterminierte die Krise Willen und Fähigkeit von Regierungen und multinationalen Organisationen, in nicht-militärische Mittel und Methoden für Konfliktlösung und sozialen Ausgleich zu investieren, betont Sipri-Chef Bates Gill.
USA bleibt größte Kriegsmacht
Die weitaus größte Kriegsmacht bleiben die USA, die für 43 Prozent der globalen Rüstungsgelder aufkommen und für mehr als die Hälfte des weltweiten Zuwachses stehen. Während der Amtszeit von George W.Bush als US-Präsident stiegen die Militärausgaben um reell 63 Prozent, doch auch unter Barack Obama wächst das Budget weiter, hauptsächlich wegen des eskalierenden Konflikts in Afghanistan, für den Washington nun mehr Geld braucht als in Irak. Die Rüstung sei von Obamas generellem Ausgabenstopp ausgenommen, auch wenn einige Waffenprogramme zurückgestellt wurden, schreibt Sipri.
China, Frankreich, Großbritannien und Russland folgen in der Liste der größten Militärmächte, Deutschland liegt hinter Japan auf Platz sieben und zählt zu den wenigen Ländern, die im letzten Jahrzehnt ihre Waffenbudgets reduzierten. Für die meisten Großstaaten seien die Rüstungsausgaben eine langfristige strategische Wahl , an der sie auch in harten Zeiten festhielten.
Rohstoffe heizen Rüstungsmarkt an
Auch Länder mit großen Rohstoffeinnahmen heizen den Rüstungsmarkt an, Tschad erhöhte seine Militärmittel seit 2000 um 663 Prozent, auch Aserbaidschan, Kasachstan, Osttimor und Ekuador nutzen ihre Einnahmen aus dem Ölgeschäft für eine Vervielfachung ihre Rüstungsausgaben. Gespart wird nur von kleinen Ländern ohne Machtambitionen, Ressourcen und Kreditwürdigkeit. Georgien, 2008 das Land, das im Vergleich zu seinem Sozialprodukt am meisten fürs Militär ausgab, reduzierte 2009 am stärksten: um 39 Prozent.
Auch die Kosten für so genannte Friedensoperationen erreichten 2009 mit 9,1 Milliarden Dollar ein neues Hoch, insgesamt waren rund 200.000 Soldaten und 20.000 Zivilisten an den 54 Einsätzen beteiligt, 16 Prozent mehr als im Jahr davor. Hauptgrund für das Rekordniveau ist die von der Nato geführte Aktion in Afghanistan, für die die USA ihren Truppeneinsatz verdoppelten. Die Aussichten für einen entscheidenden militärischen Sieg stuft Sipri dennoch als äußerst gering ein, für einen politischen Dialog gebe es wenig Aussicht, solange die Taliban ihre Position nicht gefährdet sähen.
17 Konflikte mit mehr als 1000 Toten
Weltweit gab es im Vorjahr 17 größere, bewaffnete Konflikte mit jeweils mehr als tausend Toten. Alle waren, wie stets in den letzten sechs Jahren, innerstaatliche Kriege, mit steigender Intensität in Somalia, Kolumbien, Afghanistan und Pakistan. Sechs dieser Bürgerkriege wurden um territoriale Vorherrschaft ausgetragen, in den übrigen ging es um die Regierungsmacht.
Grenzüberschreitende Konflikte gab es seit dem Irak-Krieg und den Auseinandersetzungen zwischen Äthiopien und Eritrea sowie Indien und Pakistan anfangs dieses Jahrzehnts nicht mehr. |