Hart bleiben Jungs und Mädels.
Signale für Kompromiss im öffentlichen Dienst Erste Schlichtungsrunde beendet. Gespräche in Bremen auf 2. Januar vertagt von Florian Hanauer
Bremen - Die Atmosphäre im Bremer Parkhotel war – verglichen mit den scharfen Tönen der vergangenen Tage – geradezu aufgelockert. Bei den Schlichtungsgespräche für die Tarifauseinandersetzungen im öffentlichen Dienst wurde ein Fahrplan festgelegt. Es war der Hauch einer Annäherung zwischen Arbeitgebern und Gewerkschaftern zu spüren.
Gleich zu Beginn des neuen Jahres, am 2. Januar, sollen die eigentlichen Gespräche beginnen und bis zum 5. Januar soll ein tragfähiger Kompromiss vorliegen – über den die beiden Tarifparteien dann bis zum 9. Januar entscheiden müssen. Der Bremer Ex-Bürgermeister Hans Koschnick (SPD), einer der Schlichter, will aber nichts beschönigen: „Die Grundpositionen beider Seiten sind sehr weit auseinander. Wir werden uns sehr viel Mühe geben müssen, um beide Seiten zu überzeugen.“ Er und der frühere Leipziger Oberbürgermeister Hinrich Lehmann-Grube wollen die Parteien zum Einlenken bewegen: „Es gibt Lösungen, aber ob wir unsere Partner davon überzeugen können, werden die nächsten Tage zeigen.“
Während im Konferenzsaal des alterwürdigen Hotels im Bremer Bürgerpark die rund 20-köpfige Schlichtungskommission zusammentrat, wurden im Foyer Meinungen ausgetauscht. „Wir wollen alles versuchen, um am Verhandlungstisch eine Lösung zu erreichen“, sagte Verdi-Sprecher Harald Reuter. Er glaubt daran, dass es hinter den verschlossenen Türen durchaus zu Ergebnissen kommen könnte. Ein weiterer Knackpunkt ergab sich allerdings: Verdi will in den Schlichtungsgesprächen in jedem Fall das Thema Angleichung der Löhne und Gehälter im Osten an das Westniveau behandeln – die Gewerkschaft erklärte, hier habe man wenig Kompromissbereitschaft. Die Arbeitgeberseite wollte sich dazu bislang nicht festlegen.
Am 19. Dezember hatte die Gewerkschaft Verdi die Tarifverhandlungen für gescheitert erklärt. Mindestens drei Prozent mehr Lohn und Gehalt fordert Verdi für die rund drei Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes. Die schlechte Haushaltslage ließe dies eindeutig nicht zu, war die Antwort der Arbeitgeber. Ihr jüngstes Angebot lautete eine zweistufige Anhebung der Einkommen um 0,9 und 1,2 Prozent. In den vergangenen Tagen hatte die Gewerkschaften daraufhin mit massiven Streiks gedroht. Während der Schlichtungsverhandlungen herrscht aber Friedenspflicht. Scheitern die Gespräche in Bremen, ist ein flächendeckender Streik des öffentlichen Dienstes sehr wahrscheinlich – wie es ihn in Deutschland bislang nur 1974 und 1992 gegeben hatte.
Artikel erschienen am 30. Dez 2002 |