haenschchendampfchen Ich versuch mal so wie ich das einschätze zu erklären anhand Zahlen aus dem letzten Quartalsergebnis:
- Finanzverschuldung sinkt von 1,812 Mrd. $ auf 441 Mio. $
- Nettofinanzverschuldung sinkt von 1,255 Mrd. $ auf 191 Mio. $ inkl. dem 250 Mio. $ Cash
- Zinsaufwendungen gehen von 74 Mio. $ auf 24 Mio. $ zurück (EPS-Effekt: + ca. 1,25 $ nach Steuern)
- die "normalen" Abschreibungen gehen deutlich zuruck von 116 Mio. $ auf 64 Mio. $ (EPS-Effekt: + ca. 1,30 $)
- Bilanzsumme wird um über ein Drittel, also etwa 1,3 Mrd. $, gekürzt was ja automatisch dann die EK-Quote nach oben bringen wird. Die EK-Quote jetzt aber genau auszurechnen geht leider nicht, da das Eigenkapital im Modulsegment nicht Einzeln bekannt ist.
Letztendlich ist nach diesem Deal endlich wieder Transparenz in Jinko drin. Ist vor allem von der Bilanz her sehr wichtig, da die Verschuldung schon mehr als signifikant sinken wird (Verschuldung je Aktie von 39 $ auf nur noch 6 $) und man kann nun endlich auch die Cash Flows sauber erkennen. In Q2 hatte Jinko z.B. im reinen Modulgeschäft einen positiven Free Cash Flow von um die 15 Mio. $, aber durch die logischerweisen hohen Investitionen im Solarkraftwerksbereich (155 Mio. $ in Q2) war der Free Cash Flow dann bei satten Minus 140 Mio. $.
Wenn Jinko wirklich vor hat auch außerhalb Chinas eigene Projekte durchzuführen wie es ja in Mexiko ab kommenden Jahr geplant ist, dann ist es eigentlich fast unabingbar, dass man eine saubere Bilanz hat. Vor allem eine geringe Verschuldung.
So viel wirft der Stromverkauf auch gar nicht ab nach der GuV - Beispiel Q2-Zahlen:
Umsatz: 43 Mio. $ (Module: 853 Mio. $) EBITA: 36 Mio. $ (Module: 97 Mio. $ ex. Sondereffekt 15 Mio. $) EBIT: 23 Mio. $ (Module: 84 Mio. $) EBT: 11 Mio. $ (Module: 78 Mio. $)
Jinko hat ja nur einen Anteil von 55%, also lag der Jinko-Gewinn vor Steuern beim Stromverkauf in Q2 lediglich bei 6 Mio. $ in Q2 und nach Steuern bei knapp 5 Mio. $. Also ein EPS von rd. 0,16 $. Ist jetzt wirklich nicht Welt.
Der Bruttomarge tut der hochmarige Stromverkauf richtig gut, aber durch die hohen Abschreibungen und durch die hohen Zinsaufwendungen im Verhältnis zum Umsatz kommt in der Jinko GuV logischerweise am Ende halt nicht mehr viel hinten an durch den Stromverkauf, sprich beim Nettogewinnausweis.
Der Stromverkauf wie auch bei den YieldCos (die fahren fast alle ganz bewusst einen bilanziellen Verlust ein) zählt einzig und alleine der Free Cash Flow (= Dividendenausschüttung) und der ist durch die hohen nicht liquiditätswirksamen Abschreibungen im Verhältnis zum Stromumsatz (bei Jinko immerhin satte 30% zum Umsatz im Solarkraftwerksbereich), die ja nicht versteuert werden müssen, natürlich deutlich besser. Der Cash Flow liegt bei Jinko Power aufgrund der hohen Abschreibungen nämlich um mehr als das Doppelte höher wie in der GuV ausgewiesen !!
Wie gestern geschrieben, ich glaube dass dieser ganze Sachverhalt mehr als 90% an der Börse überhaupt nicht verstehen. Wobei das alles eigentlich gar nicht so schwer ist zu verstehen, denn Jinko schlüsselt ja seit ein paar Quartalen die Segmentergebnisse sauber und detailliert auf. Erst wenn man das alles sehr leicht Schwarz auf Weiß ablesen kann (wird man bei den Q4-Zahlen im März dann sehen können), dann blickt das vielleicht die Mehrheit. Wobei aber ohnehin viele sich gar keine Bilanz oder Bilanzentwicklungen anschauen. Da wird doch großteils eh nur auf das Endergebnis geschaut. Sieht man doch auch super gut in allen Ariva-Threads. Da gehen ja auch nur mal so 5 bis 10% auf Zahlen ein, wenn überhaupt.
Dass der Jinko-Chef der Hauptkäufer ist bei diesem Deal stört mich jetzt eigentlich gar nicht, denn zum einen sind solche Managementdeals in China was ganz Normales (siehe z.B. Trina oder Ming Yang) und zum anderen hält ja das Jinko-Management an Jinko selbst weiterhin hohe 58%.
Vorteil an der ganzen Geschichte ist dann noch, dass ab dem Deal Jinko ihre Projekte an Dritte verkaufen wird und das heißt es wird zusätzlicher Umsatz und damit auch zusätzlicher Gewinn generiert.
Würden wir nicht in einer Solarkrise stecken, dann würde ich hier wirklich All In gehen. Dieser Deal ist top nach meinem Dafürhalten und dass Jinko für ihren 55% Anteil 250 Mio. $ bekommt ist mit Sicherheit um gut 10% mehr als man erwarten konnte. Aber durch die Solarkrise kann ich persönlich keine Zahlen einigermaßen einschätzen mit einer Toleranz von 10 bis 15% und wenn das nicht geht, dann halte ich mich von einem Invest raus.
Wie ich ja einigen via BM die letzten Tage mit meiner Nebenwertliste geschrieben habe so eine Woche vor den US-Wahlen könnte bei mir aber ein Jinko-Trade durchaus drin sein. Interessant wird aber schon sein wie Jinko diese stille Reserven nach GAAP-Vorschrift bilanzieren wird und wie das Auflösen der stillen Reserven in die Q4-GuV eingeht. |