Kein Diesel hält die Normwerte von EU6 oder EPA13 im Fahrbetrieb ein. Jeder Hersteller schummelt hier und interpretiert die Testbedingungen so, wie er es braucht und gerade noch verantworten kann. Kann sein, dass VW mit dem Erkennen des Testzyklus und der anschließenden X-fach-Verpestung im Spitzenbereich liegt, ich glaube es aber nicht. Deshalb wird der Vorfall auch schon bald Thema bei den anderen Herstellern sein.
Es kann auch nicht sein, dass sich das ein kleiner SW-Freak ausgedacht und den Bug dort eingeschmuggelt hat. Denn höchstwahrscheinlich stammt die SW sowieso von Bosch und wird in Zig Freigabeverfahren von unterschiedlichen Entwicklungsabteilungen bei Bosch & VW freigegeben. Eine bewusste Täuschung gesetzlicher Vorgaben ist erstens Betrug und erfährt zweitens im Rahmen der FMEA die höchste Risikobewertung. Der zuständige Entwicklungsbereich, der das gesetzliche Ziel ohne dieses Mittel nicht errreicht, wird also einen Teufel tun und dieses Risiko alleine auf sich nehmen, noch dazu, wenn es soviele Mitwisser gibt. Es gibt immer eine alternative Lösung und dass diese nicht verfolgt wurde, wird sehr wahrscheinlich an den Kosten liegen. Und die werden in einem sehr großen Gremium diskutiert. Die Alternativkosten müssen schon sehr hoch gewesen sein, damit man zu diesem Mittel gegriffen hat. Solche Entscheidungen trifft kein Abteilungsleiter oder Bereichsleiter alleine. Man kann also zu fast 100% davon ausgehen, dass der Vorstand davon wusste und es auch so entschieden hat.
Da dieser Betrug bei Bosch in Auftrag gegeben werden musste und Bosch das gesetzeswidrige Anliegen seines Kunden bereitwillig in die Praxis umgesetzt hat, wird's sehr bald auch dort in der Kiste rappeln. Gut vorstellbar ist auch, dass dieses SW-Modul - gerade weil Bosch der Standardlieferant der Branche für's Motormanagement ist - über diesen Weg bei weitaus mehr Herstellern Einzug gehalten hat, als man momentan glauben will.
Zur Technik: Die Autos wurden in den letzten Jahren mit rel. wenig Aufwand EU6-tauglich. Bei den Nutzfahrzeugen ist da richtig Technik verpackt. Die komplette Abgasnachbehandlung verschlingt fast noch einmal soviel wie die Kosten des Motors selbst. Das konnte/wollte man bei den PKWs den Kunden wohl nicht zumuten und hat eben beschissen.
Schlussfolgerung: Die Autos wird dieser Vorfall teurer machen und damit werden die E-Fahrzeuge indirekt konkurrenzfähiger. D.h. die Hersteller werden dort noch mehr investieren müssen, als es bisher der Fall war. Wer den E-Zug jetzt verpasst, ist weg. Der Skandal als Einleitung der Zeitenwende nicht unwahrscheinlich. Und in Sachen E-Technik ist VW nicht unbedingt mit vorne dabei. Viell. auch ein Grund, wieso die Aktie so stark verloren hat. Und der Ölpreisverfall an den Märkten wäre, wie es an den Börsen oft ist, Vorläufer dieser Entwicklung. |