21.09.2006 09:06Balda: "Haben uns nichts vorzuwerfen" Schon seit Wochen ist die Balda-Aktie auf Talfahrt. Jetzt gab es zudem Medienberichte über Querelen mit Investoren über die mangelnde Informationspolitik des SDax-Unternehmen. Balda-Chef Joachim Gut stand boerse.ARD.de Rede und Antwort. Joachim Gut, CEO Balda boerse.ARD.de: Herr Gut, das Manager-Magazin hat geschrieben, Hedge-Fonds seien unzufrieden mit ihrer Informationspolitik, ist dem so?
Gut: Es geht dabei wohl um die Transaktion mit der Firma TPK. (Anm. d. Red.: Balda hat sich an der taiwanesischen Firma beteiligt und ein Joint venture für Touch Screens gegründet.) Eine Gruppe von in London ansässigen Hedgefonds hat uns aggressiv Fragen gestellt. Wir haben alle Fragen beantwortet, soweit dies im Einklang mit Corporate Governance stand. Soweit dies aber in Richtung Insiderinformationen ging, konnten wir die Fragen nicht beantworten, sonst hätten wir geltendes Recht verletzt.
boerse.ARD.de: Wie es hieß streben die Investoren eine Sonderprüfung an.
Gut: Ob es nun eine Sonderprüfung oder eine außerordentliche Hauptversammlung gibt - Management und Aufsichtsrate sehen dem gelassen entgegen. Wir haben uns nichts vorzuwerfen. Und wir werden von sehr guten Wirtschaftsprüfern begleitet.
boerse.ARD.de: Die WestLB hat ebenfalls ein Kommunikationsdefizit beklagt, wie interpretieren Sie den Vorwurf? Oder was halten Sie dem WestlB-Analysten entgegen?
Gut: Der Vorwurf von der WestLB ist mir nicht bekannt, aber wir haben ein gutes Verhältnis mit dem Analysten. Wir hatten im Nachgang der TPK-Transaktion eine Investorenkonferenz in London, bei der auch der WestLB-Analyst war. Wir hatten jede Menge Einzelgespräche. Ein Analyst war auch in Asien. Wir können uns keinen Vorwurf machen, dass wir nicht genug Informationen an Investoren und Analysten gegeben hätten. Es gab Fragen zu den Kunden von TPK, zu den anstehenden Projekten, die in die Massenanfertigung gehen. Dahinter stehen aber konkrete Produkte, die im nächsten Jahr gelauncht werden - und daher dürfen wir wegen unserer Kunden nicht mehr sagen.
boerse.ARD.de: In dem Magazin-Bericht wird auch der umstrittene Jung-Geschäftsmann Lars Windhorst erwähnt. Welcher Art ist seine Verbindung zu Balda?
Gut: Im vergangenen Jahr hat Bernd Fennel, der Balda an die Börse gebracht hat, am Markt platziert. Er verkaufte rund 50 Prozent an drei Investoren. Das war zum einen der Fonds von Florian Homm. Ein weiteres Aktienpaket ging an Cycladic Capital Management. Der dritte Investor war Sapinda International - dahinter steht eine wohlhabende Familie aus Südafrika, "Hersov". Sapinda hat das Aktienpaket an die Tochter Vatas umgehangen, und die hält heute das Paket, und Windhorst ist dort meines Erachtens in der Geschäftsführung. Im Aufsichtsrat bei uns ist er nicht.
boerse.ARD.de: Gestern wurde gemeldet, BenQ wolle sich von der Handyherstellung verabschieden. Wussten Sie das bereits? Hat das Auswirkung auf Ihre Geschäfte?
Gut: Bis jetzt ist uns nicht bekannt, dass BenQ seine Handyherstellung aufgibt. Mögliche Auswirkungen kann ich daher auch nicht beurteilen - die Frage wäre doch, wer die Produktion übernimmt. Dann erst kann man beurteilen, ob es positive oder negative Auswirkungen auf uns hätte. Aber wie gesagt, das ist rein spekulativ. Ich kann es mir auch nicht vorstellen, schließlich hat BenQ ja erst im vergangenen Jahr die Handy-Sparte von Siemens übernommen. Wir wussten bisher nur, dass sich das Unternehmen aus Mexiko zurückzieht.
boerse.ARD.de: Was können Sie zu den Geschäften im laufenden Quartal sagen, können Sie Ihre Prognosen noch aufrecht erhalten?
Gut: Unsere Prognose ist sechs/sieben Wochen alt, die brauche ich nicht zu erneuern. Sollte sich da etwas ändern, werden wir es kommunizieren. Aus der Vergangenheit kann ich aber sagen: In den letzten Jahren haben wir permanent unsere Prognosen nach oben korrigiert.
boerse.ARD.de: Der Kursverlauf der Balda-Aktie signalisiert: Investoren sind auf der Flucht. Wie wollen Sie den Verfall des Kurses aufhalten?
Gut: Wir können ja nur indirekt auf den Kurs wirken: Wir haben eine gute Strategie, wir sind exzellent am Markt positioniert. Wenn wir die entsprechenden Ergebnisse abliefern, werden wir auch den Aktienkurs beeinflussen. Was im Moment am Markt los ist, kann ich ein Stück weit nicht erklären. Vielleicht sind es die Meldungen der Konkurrenten Elcotec, die im Bereich der Systemintegratoren tätig sind, sowie Perlos, ein direkter Rivale von Balda, der vor einigen Tagen eine Gewinnwarnung herausgegeben hat.
boerse.ARD.de: Ihre Botschaft an die leidgeprüften Aktionäre?
Gut: Ich besitze derzeit 50.000 Aktien, erst kürzlich habe ich noch zugekauft. Ich werde erst Ende nächsten Jahres wieder in mein Depot schauen und bin mir sicher, dass ich glücklich mit meinem Investment sein werde. Ich bereue diese Investition nicht.
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