ich war da, aber anscheinend recht alleine damit. Watzke kann ja eh gut reden, aber das wichtigste ist leider in einem Randnotizsatz verloren gegangen, bzw. allgemein nicht so angekommen: Der BVB arbeitet selbstverständlich mit mehreren Traumaspezialisten zusammen, um den Anschlag zu verarbeiten. Diese haben auch gleich gesagt, dass es normal ist direkt nach dem Trauma einfach zu funktionieren. Das hat die Mannschaft ja auch getan, von den schlaflosen Nächten gegen Monaco mal abgesehen, was wohl verzeilich ist. ABER: Nach einem halben Jahr kommt das ganze nochmal hoch und macht einen fertig. Da sind wir jetzt.
Die Spieler sind ja zum Glück keine Kassenpatienten, die erstmal ein Jahr auf einen freien Termin warten müssen, daher wird man schon einiges abgefrühstückt haben, soweit man das konnte. Trotzdem ist es völlig normal und war auch abzusehen, dass ein halbes Jahr später ein Einbruch kommt. Man sieht es ja, die Jungs sind verängstigt, die haben den Kopf nicht frei.
Jetzt kommt Bosz ins Spiel: Würden die Herren Kritiker in einer solchen Situation einen rumbrüllenden Irren an der Seite haben wollen, zu dem ihr dann in die Kabine müsst? Der euch dann noch richtig den Kopf abreißt? Wohl eher nicht! Da würde sich das gesamte Team krank melden und das leider zurecht. Dann hätten wir 25 mal Burnout und könnten den Spielbetrieb einstellen. Die ruhige Art wirkt hilflos, aber mehr kann der Trainer für die Jungs nicht tun. Er kann nur die wenigen aufstellen, die gerade unverletzt sind und noch am stabilsten wirken. Übrigens ein anderer Randsatz von Watzke lautete: Die Fitnesstrainer sind BVB-Personal, damit hat der Trainer nichts am Hut. Das sind also die selben Leute, die das Team schon zu Klopp Zeiten haben schwitzen lassen. Bosz ist für taktische Inhalte zuständig, nicht für das warmlaufen. Wer ausserdem mal hinsieht stellt ja auch fest, dass inzwischen auch schon 4 2 3 1 und 3 4 3 gespielt wurde. Ganz so stupide ist es also nicht. Abgesehen davon ist es nun mal nicht leicht Feinmechanik zu machen, wenn die Spieler aus genannten plausiblen Grund den Kopf nicht frei haben und englische Wochen spielen müssen, wo man eh kaum trainieren kann. Man muss diese Phase letztlich aussitzen und hoffen dass sie schnell vorüber geht. Sie sollte aber dann auch recht bald ausgestanden sein, dann erlebt Lev sein blaues Wunder. Die erste Halbzeit gegen Schalke ging ja schon wieder in die richtige Richtung.
Die Alternative wäre wohl gewesen, den Kader samt und sonders auf den Markt zu schmeissen und einen komplett neuen BVB zusammenzukaufen. Dann ist sämtliche Hierarchie und auch Identifikation aber komplett bei Null. Würden wohl auch die Fans nicht mitmachen. Abgesehen von den zwei Komponenten Machbarkeit - die stark Richtung Null konvergiert - sowie steuerlichen Aspekten. Vadder Staat hätte sich gefreut, wenn man Verkäufe für 600 Mio hat, die Einkäufe aber über die 5 Jahre abschreiben muss.
Man hält also an Bosz fest, weil die Mannschaft zur Zeit selbst durch Jesus von Nazareth nicht normal trainierbar wäre. Der Anfang war ja auch bockstark. Vielleicht wäre es ohne solch leichtfüßigen Hurra-Fußball sogar schon vorher zum Einbruch gekommen. Vielleicht haben die ersten Gegner ja auch schon einen BVB vor sich gehabt, der beim ersten Gegentor zerfallen wäre, haben es aber nicht gemerkt, weil sie die Hucke so voll bekommen haben.
Man wird im Winter versuchen tätig zu werden, davon gehe ich fest aus und Bosz wird uns erhalten bleiben. Und das ist nichts schlechtes.
P.S.: sind auf anderen JHVs eigentlich auch manchmal solche "Performancekünstler" in der Fragerunde am Mike unterwegs? Man konnte bei ein paar Gestalten fast glauben Hape Kerkeling dreht wieder mit versteckter Kamera... |