...oder die richtige Mischung machts.
News - 21.05.07 10:42 Weinhändler BASF
Neben Farben und Kunststoffen hat BASF auch ein gut gehendes Ethanolgeschäft: Der weltgrößte Chemiekonzern ist einer der bedeutendsten Weinhändler Deutschlands. Die Sparte soll für gute Stimmung sorgen - die Rendite ist eher zweitrangig.
Wenn es bei BASF gesellig wird, ist Bernhard Wolff meist dabei. Der Mann im blauen Jackett baut dann ein Dutzend Flaschen vor sich auf und doppelt so viele Weingläser. Er schwärmt von Honigaroma und dem Geruch von Mango, pfälzelt zu jedem Wein eine eigene Geschichte. Wolff ist BASFs Weinexperte und Showmaster, wenn der Vorstand des Chemiekonzerns Geschäftspartner, Kunden oder Bundeskanzler nach dem Business zur Weinprobe empfängt.
Wolff ist Verkaufsleiter des konzerneigenen Weinkellers. Anders als im Stammgeschäft Chemie ist BASF hier zwar nicht Weltmarktführer - aber mit 5,8 Mio. Euro Jahresumsatz (2006) noch unter den zehn größten deutschen Weinhändlern. Der Keller beliefert das Weinfachgeschäft in unmittelbar Nähe zum Werksgelände in Ludwigshafen, wo jedermann zum selben Preis einkaufen kann. Er versorgt zudem die unternehmenseigene Gastronomie und versendet Wein an Kunden in ganz Deutschland und 50 andere Länder. Die zweimal im Jahr erscheinende Weinliste führt ungefähr 600 Weine auf, für die USA und asiatische Märkte werden eigene Ausgaben gedruckt. Jede zehnte Flasche aus dem Keller der Chemiefabrik wird inzwischen bereits im Ausland abgesetzt.
Das Management verlangt von dem 20 Mitarbeiter starken Weingeschäft, dass es seine Kosten deckt. "Eine schwarze Null steht da in jedem Fall", sagt ein Sprecher. Aber es ist nicht der konzernüblichen Forderung ausgesetzt, seine Kapitalkosten zu verdienen. Denn die Weinkultur "unterstützt BASF über die Emotionalisierung des Geschäfts", wie es heißt. Bei einem Kerngeschäft mit Produkten wie Polyetheraminen und Isophorondiamin kann das sicher nicht schaden.
Auswahl aus 5000 Mustern
"Unsere kulinarischen Weinproben haben sich mittlerweile einen Namen gemacht, sei es beim asiatischen Botschafter, dem Kommissar aus Brüssel oder dem deutschen Spitzenpolitiker", sagt Eggert Voscherau. Er ist nicht nur stellvertretender BASF-Vorstandschef, sondern auch Vorsitzender der "Weinkommission" - und damit, so heißt es augenzwinkernd bei Kennern des Chemiekonzerns, vereinigt er zwei der drei wichtigsten Konzernposten auf sich.
Zur Weinkommission zählen heute sieben BASF-Führungskräfte. Sie treffen sich sechsmal im Jahr, um zusammen mit dem Kellereileiter 120 bis 150 Weine aus gut einem Dutzend Ländern zu verkosten und auszuwählen. Im Mittelpunkt stehen Weine aus Deutschland und dabei namentlich aus der BASF-Heimat Pfalz. Die Kellereimitarbeiter haben dabei schon eine Vorauswahl aus mehr als 5000 Mustern getroffen.
Voscheraus Ehrengremium ist so alt wie BASFs Weingeschäft selbst: Im Jahr 1900 - 35 Jahre nach Gründung der Badischen Anilin- & Soda-Fabrik (BASF) - befand die Firmenleitung, dass die stetig wachsende Belegschaft eine BASF-eigene Verkaufsstelle verdiene: für Tabak, Zigarren, Spirituosen, Wein. Die dafür berufene Weinkommission setzte sich zusammen aus zwei Vorstandsmitgliedern, drei leitenden Angestellten - "Beamte" hießen die damals im Firmenjargon - und dem Werksarzt.
Im Protokoll der konstituierenden Sitzung sind schon Mengen und Preise festgehalten: zum Beispiel offener Pfälzer Wein, Einkaufspreis je Hektoliter 400 bis 500 Mark, Abgabepreis 0,15 Mark für den Viertelliter. Täglicher Bedarf schätzungsweise 40 bis 50 Liter. 1903 führte die Preisliste 21 Weine aus der Pfalz, zehn von der Mosel und sieben vom Rhein auf, daneben einige weitere aus Bordeaux und Burgund. Wein zu genießen war damals weitgehend dem gehobenen Bürgertum, dem Klerus und dem Adel vorbehalten. Normale Familien bekamen selten eine gute Flasche Wein zu trinken. "Die Gründung der Kellerei mit dem Ziel, für die Beamten und Arbeiter der BASF Wein zu bezahlbaren Preisen zu beschaffen, hatte vor diesem Hintergrund einen regelrechten sozialen Aspekt", sagt Joachim Spies, der seit bereits zehn Jahren den BASF-Keller leitet.
Zu besonderen Anlässen kredenzt der BASF-Vorstand Kostbarkeiten aus dem rund eine Million Flaschen großen Lager. Da kommt dann schon mal ein Wein aus den 20er-Jahren auf den Probiertisch, im Geschmack eher einem Sherry ähnelnd. Unangetastet bleibt dagegen der Bestand aus dem Gründungsjahr von BASF: sechs Flaschen Forster Kirchenstück Riesling vom Deidesheimer Weingut Reichsrat von Buhl, Jahrgang 1865.
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Kleinteilig
Die BASF-Weinkellerei mit 5,76 Mio. Euro Umsatz gehört zu den BASF-Wirtschaftsbetrieben. Diese wiederum verstecken sich in der Konzernbilanz in dem nichtssagenden Bereich "Sonstiges" und sind damit keinem der fünf operativen Segmente zugeordnet. In der Position sind außerdem konzernübergreifende Dienste wie Ingenieurleistungen, Services und Forschung zusammengefasst.
Von Klaus Max Smolka (Frankfurt)
Quelle: Financial Times Deutschland
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