Man muß doch lediglich den Quartalsbericht Q1/2022 unvoreingenommen lesen:
1. Produktion: Q1 2021: 669118 Q1 2022: 541776 Bis jetzt konnte der Umsatzrückgang durch höhere Verkaufspreise / Leasingrückläufer ausgeglichen werden. Dieser Effekt wird aber in den nächsten Quartalen immer weniger.
2. Versorgungsengpass - Zitat aus dem Quartalsbericht Q1 2022: "Wie im BMW Group Bericht 2021 prognostiziert, wird von einer anhaltend hohen internationalen Nachfrage nach Halbleitern und damit verbunden einer weiter angespannten Versorgungssituation ausgegangen. Hier besteht wie auch schon im Vorjahr das Risiko von Lieferengpässen bei Halbleiter-Komponenten, die für die eigene Produktion bestimmt sind. Aktuell wird mit einer ersten Entspannung der Situation frühestens im Laufe des zweiten Halbjahres 2022 gerechnet."
Natürlich muss BMW die Misere vorsichtig formulieren. Aber aus dieser Formulierung geht klar hervor, daß BMW selber mindestens für dieses Jahr extreme Probleme sieht.
3. Nachfrage / Angebotsüberhang Warum geht jeder davon aus, daß ausfallende Geschäfte in dieser Branche nachgeholt werden? Die durchschnittliche Haltedauer in Deutschland beträgt meines Wissens 8 Jahre. Wenn ein Käufer jetzt notgedrungen länger fahren muss weil er kein Auto bekommt, wie groß wird die Wahrscheinlichkeit wohl sein das er das nächste Auto nur 6 Jahre fährt? Es wird keine Nachholeffekte geben.
4. Allgemeine Nachfrage Der Markt wird seit Jahren kleiner. Und jetzt drängt nicht nur Tesla massiv in den Markt sondern auch diverse chinesische Marken.
5. China was wird wohl BMW machen, wenn sich China abschottet? Sind ja bloß 40 % aller produzierten Wagen die in China verkauft werden.
6. Mercedes verabschiedet sich evtl. vom Massenmarkt. Es gibt Bestrebungen die A/B Klasse ohne Nachfolger auslaufen zu lassen. Was wird wohl BMW machen?
7. Spannend bleibt auch die E-Mobilität. Wenn in Europa wirklich das Verbrennerverbot durchgesetzt wird, schwächt das natürlich die deutsche Autoindustrie. Man braucht schlicht und ergreifend viel weniger Know How einen E-Motor zu wickeln als einen BenzinMotor zu entwickeln. Das spielt natürlich in die Karten von China.
8. In Zukunft wird weniger die Hardware (also das Auto selber) als die Dienstleistung (also die Software) wichtig sein. Und da haben Google und Apple technologisch einerseits die Nase vorne, auf der anderen Seite viel mehr Geld als die deutschen Autohersteller.
Fazit: Auch ich bin in BMW investiert, weil ich zumindest gute Chancen auf einen Kurs von 130 bis 140 € sehe in den nächsten 1 bis 2 Jahren sehe. Ich bin aber nicht so blauäugig wie @atitlan02 der lediglich das KGV, also eine Kennzahl aus der Vergangenheit sieht. Die Risiken habe ich oben beschrieben. |