Neschen AG hofft auf die Rückkehr in die Gewinnzone
Bückeburg (rc). Der Neschen AG ist es 2010 gelungen, alle Ertragszahlen in den positiven Bereich zu drehen. Bis Ende Mai konnte zwar keine Steigerung des Umsatzes erzielt werden, dafür drehten aber die Ertragszahlen ins positive. Wurde im Vergleich zum Vorjahreszeitraum noch ein EBIT (Ergebnis vor Zinsen und Steuern) in Höhe von minus 3,1 Millionen Euro erzielt waren es dieses Jahres bereits 2,3 Millionen Euro. Diese Zahlen nannte Neschen-Vorstand Stefan Zinn auf der Hauptversammlung der Aktiengesellschaft in Hannover. Er rechne 2010 mit einem Umsatz von 99 Millionen Euro – 20 Millionen Euro weniger als vor Beginn der Krise. Zum prognostizierten Gesamtjahresergebnis machte Zinn keine Angaben. Dafür ergänzte der Aufsichtsratsvorsitzende Robert Gärtner, dass der Aufsichtsrat auf eine erhöhte Kostenkontrolle setzt: „Am Ende muss ein positives EBIT überbleiben. „Wir werden penibelst darauf achten, dass das bisher Erzielte keine Frühlingsluft bleibt.“ drucken
An seiner generellen Ausrichtung will der Konzern in den kommenden Monaten nichts ändern. Das Unternehmen ist in den vergangenen Monaten auf einen Umsatz von rund 100 Millionen Euro in den kommenden Jahren eingestellt worden. Zu Kostensenkungen trug vor allem die Reduzierung der Mitarbeiterzahl bei. Noch rund 430 arbeiten weltweit für Neschen, vor einem Jahr waren es noch 100 mehr. Auch die Sachkosten wurden erheblich gesenkt sowie durch die Verlegung oder Verkauf von Gesellschaften wie die Verschmelzung der niederländischen Holding in die AG oder der Verkauf des Archivcenters die „Komplexität aus dem Unternehmen genommen“. Was sich in positiven Zahlen allerdings noch nicht vollständig in der Bilanz 2009 niedergeschlagen hat, wie Stefan Zinn bei der Erläuterung des Jahresberichtes 2009 sagte. Lediglich der Verzicht des Hauptkreditgebers auf fast 20 Millionen Euro sorgte dafür, dass 2009 ein Gewinn von rund 7,8 Millionen Euro verbucht werden konnte. Zudem wurden diese Mittel genutzt, um die Eigenkapitalquote erheblich zu stärken.
Auf zwei Standbeine setzt Neschen auch 2010. Da ist auf der einen Seite das margenschwache Mengengeschäft mit den „traditionellen Neschenfolien“, die vor allem für die gute Auslastung des Maschinenparks in Bückeburg sorgen. Hier setzt das Unternehmen auf die Menge. Weit über 10 Millionen Quadratmeter sollen laut Aussage des Technik-Vorstandes Dr. Norbert Dietrich Dieterich in diesem Jahr beschichtet werden. Eine Zahl, warum Neschen auch in wirtschaftlichen Schwierigkeiten steckt, nannte Stefan Zinn: „Früher konnten wir jeden beschichteten Quadratmeter Folie für 3 Euro verkaufen, heute erzielen wir noch einen Euro. Diese guten, alten Zeiten werden nicht wiederkommen.“ Wie dem auch sei: Die Maschinen werden ausgelastet und die Fixkosten gedeckt.
Gute Margen und damit den Gewinn sollen die Bereiche und Technologien bringen, die Neschen seit 2008 verstärkt entwickelt und in neue Märkte drückt. 2009 mit der Weltwirtschaftskrise machte bei dieser Entwicklung zwar einen Strich durch die Rechnung, so Zinn: „Aber wir ernten jetzt die Früchte aus 2008.“ Neue Inkjet-Medien, bedruckbare Folien und Tapeten, neue Laminate oder umweltfreundliche Produkte mit dem Verzicht auf PVC sind die Dinge, mit denen Neschen wieder Gewinn erwirtschaften will. Zugute kommt dem Unternehmen dabei, dass zahlreiche Kunden sowohl die Massenprodukte von Neschen beziehen, aber auch die höherpreisigen Produkte. Alles in allem: „Wir arbeiten an einem soliden Umsatzwachstum, obwohl es noch Jahre dauern wird, bis wir das Niveau von vor einigen Jahren (130 Millionen Euro) wieder erreichen können.
Gute Zahlen und vor allem keine Schlagzeilen rund um juristische Auseinandersetzungen braucht die Neschen AG in den kommenden Monaten auch. Im April 2011 läuft die Kreditlinie mit der JP Morgan Bank aus . Für 50 Millionen Euro Schulden müssen neue Banken gefunden werden, die bereit sind, das Unternehmen zu refinanzieren, „da JP Morgan nicht die Bank für die nächsten fünf Jahre ist“, so Zinn. Ein Beschluss, der die Refinanzierung erleichtert hätte, wurde von der Hauptversammlung abgelehnt: die Schaffung eines genehmigten Kapitals, also die mögliche Ausgabe neuer Aktien , die den Wert der alten weiter vermindern würde.
Bruderzwist auf offener Bühne – Oliver Zinn warf seinem Bruder Stefan, dem Neschen-Vorstand, vor: „Wie er das Unternehmen führt, ist schon abenteuerlich. Ich werde nicht für seine Entlastung stimmen.“ Was er schlussendlich nicht konnte, weil das Zinn`sche Aktienpaket von der Abstimmung ausgeschlossen wurde.
MFG Chali |