manager-magazin.de, 20. Juli 2006, 15:59 Uhr QUARTALSZAHLEN "Zeit für die Kabinenansprache"
Von Arne Gottschalck
Die Berichtssaison läuft - mit ganz unterschiedlichen Ergebnissen. Henning Gebhardt ist Fondsmanager bei der DWS und erklärt im Gespräch mit manager-magazin.de, was das bedeutet. mm.de: Die Berichtssaison läuft, wie sieht Ihr Fazit bislang aus?
Henning Gebhardt, DWS: Nervosität nicht begründet Gebhardt: Durchwachsen. Mir scheint, die Investoren wissen aktuell nicht so recht, was sie von der Entwicklung halten sollen. Wir alle suchen das berühmte Haar in der Suppe, obwohl es so schlecht nicht aussieht. Vor allem die Technologieunternehmen enttäuschen ein wenig.
mm.de: Woran liegt das? Es heißt doch immer, dass die Branchengrößen, die so genannten Gorillas, ihre Flegeljahre schon lange hinter sich gebracht haben.
Gebhardt: Obwohl die Technologiewerte in den führenden Indizes nicht mehr sonderlich hoch gewichtet sind, genießen sie dennoch eine höhere Aufmerksamkeit. Das ist nicht gut für den Markt.
mm.de: Und die Zahlen von Unternehmen aus anderen Sektoren?
Gebhardt: Die sind recht zufrieden stellend. Von den S&P-Unternehmen, die bislang berichteten, haben vier Fünftel der Unternehmen ihre eigenen Prognosen übertroffen.
mm.de: Haben die Quartalszahlen eigentlich noch die Bedeutung, die sie lange hatten?
Gebhardt: Die Zahlen nicht mehr, wohl aber der Ausblick. Aber auch der wird aktuell eher durch die globalen Risiken überlagert. Zum Beispiel durch den Krieg in Nahhost, der den Ölpreis treibt und damit Inflationsängste heraufbeschwört. Die so genannte Guidance wird darum wichtiger, die Vorhersagen der Unternehmen. Schätzen die ihre eigenen Ergebnisse zum Beispiel zu konservativ und wirtschaften deutlich besser, wird der Markt das deutlich abstrafen.
mm.de: Und aktuell - bleiben wir in der Situation der Unsicherheit?
Gebhardt: Kurzfristig sicherlich. Der Sommer wird schwierig bleiben. Erst mit den Zahlen des dritten Quartals wird es mehr Sicherheit geben und damit wahrscheinlich deutlichere Kurstendenzen.
Wie es weiter geht
mm.de: Nach oben oder unten?
Börse New York: Hier werden die US-Quartalszahlen als erstes verarbeitet Gebhardt: Das lässt sich aktuell noch nicht sagen. Die moderate Bewertung spricht aber eher für Kurse nach oben.
mm.de: Abwarten bis zu den Zahlen des dritten Quartals - wird das das prägende Muster auch für 2007 sein?
Gebhardt: 2007 werden viele Anleger auf die Guidance im ersten Quartal achten. Das wird die Richtung für das Gesamtjahr vorgeben.
mm.de: Die US-Banken haben gute Berichte abgeliefert - sind das die Aktien, die man kaufen muss?
Gebhardt: Das glaube ich nicht. Das erste und zweite Quartal der US-Investmentbanken waren sicherlich sehr gut. Das lässt positives für die europäischen Banken erwarten. Ob sich das aber ins dritte Quartal fortschreiben lässt, wage ich zu bezweifeln.
mm.de: Wo stehen wir denn nun: Am Anfang eines massiven Einbruchs wie es Yahoo nahe legt, oder vor glorreichen Zeiten, wie es Apple vormacht?
Gebhardt: In der Halbzeitpause, Zeit also für die Kabinenansprache. Noch mache ich mir keine Sorgen. Die Nervosität ist aktuell einfach größer als der eigentliche Durchhänger. Die Bewertungen sind sehr moderat und versprechen Potenzial.
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