Hedgefonds suchen Uran
Spekulanten treiben den Preis in die Höhe, Versorger sind verärgert
von Ann Davis / € am Sonntag in Kooperation mit THE WALLSTREET JOURNAL
In einer neuen Art von Wettrüsten konkurrieren Hedgefonds und andere institutionelle Investoren mit Energie Unternehmen um den seltenen Brennstoff Uran. Die intensive Suche nach Uran hat eine Debatte darüber ausgelöst, ob Privatinvestoren den Preis in die Höhe treiben und die Knappheit dieses Rohstoffs weiter erhöhen. In den letzten beiden Jahren hat sich laut Händlern der Preis für ein Kilo aufbereitetes Uran, sogenanntes Urankonzentrat, auf 165 Dollar (Februar 2007) mehr als vervierfacht.
Uran wird nicht an Börsen gehandelt, die Verkäufe laufen privat ab. Dieser Markt ist die jüngste Nische, in der Hedgefonds Gewinne suchen. „Sie kaufen den Markt leer”, sagt Kernstoffexperte Kevin Smith vom Rohstoff-Broker Evolution Markets, der Urankäufer und -verkäufer zusammenbringt. Der kleine Hedgefonds Adit Capital stieg in den Markt ein, als Gründer Bob Mitchell erkannte, dass Energieversorger die Vorräte senkten, um Lagerkosten niedrig zu halten. Adit Capital kaufte im Dezember 2004 Millionen von Kilogramm für 44 Dollar pro Kilogramm. Mittlerweile haben einige Minenkonzerne mehr künftige Produktion verkauft, als sie seiner Meinung nach abbauen können. Außerdem wurden etliche Minen in den 90er-Jahren geschlossen. Für Mitthell Anzeichen künftigen Mangels. QVT Financial, ein über fünf Milliarden Dollar schwerer Hedgefonds, soll im vergangenen August für 42,1 Millionen Dollar auf einer Auktion Urangas aus Regierungsbeständen gekauft haben. Es gibt zwar keinen Terminmarkt für Uran, aber der Nachschub ist so gering, dass einige Versorger nun Abkommen schließen, um zu einem bestimmten Datum in der Zukunft zu dem dann aktuellen Preis zu kaufen, erzählt Broker Kevin Smith. Dies gilt als gefährlich, da laut Ux Consulting, einem Anbieter von Preisdaten, der Uran-markt seit Juni 2003 nur gestiegen ist.
Das Auftreten der neuen Investoren hat Fragen aufgeworfen, ob es sinnvoll sei, fossile Brennstoffe durch atomare zu ersetzen. Ein Viertel der Produktionskosten für Atomstrom entfällt auf Uran. Obwohl genug Uran in der Erdkruste vorhanden ist, sehen Bullen die Preise schon bei 440 Dollar pro Kilogramm, bis der Nachschub der Nachfrage nachkommt.
Wenn das US-Energy-Department Uran aus seinen Beständen, etwa abgerüsteten Atomsprengköpfen, verkauft, macht es keinen Unterschied zwischen Finanzinvestoren und Versorgungsunternehmen, also Endverbrauchern. Deshalb ersuchte das Nuclear Energy Institute (NEI), das Versorger und Produzenten vertritt, das Energy Department am 5. Februar, nur noch Endverbraucher bei Bundesauktionen zuzulassen. Finanzinvestoren sagen hingegen, dass hohe Preise Hedgefonds und andere dazu brächten, in Bergbauunternehmen zu investieren, was helfen würde, die hohen Produktionskosten zu finanzieren, und letztlich eventuell die Preise drücken würde.
Der Markt begann vor zwei Jahren abzuheben. Im Mai 2005 sammelte die Uranium Participation Corp. (UPC) beim Börsengang eines Uran-Investmentfonds an der Börse in Toronto etwa 80 Millionen Dollar ein. Mittlerweile verfügt der Fonds über das Doppelte an Eigenkapital. Der von Managern des kanadischen Minenkonzerns Denison Mines geführte Fonds kontrolliert etwa 15 Millionen Kilogramm Urankonzentrat oder -gas.
Ein ähnlicher Fonds, Nufcor Uranium, ging im letzten Juli an die Börse und kontrolliert 5,1 Millionen Kilogramm Uran. Investiert sind hier auch die Hedgefonds GLG Partners, Citadel Investment Group und QVT Financial. Aktien beider Fonds werden gerade mit einem Aufschlag von 20 Prozent des aktuellen Marktpreises ihres Urans gehandelt. Laut Ux haben Fonds seit Ende 2004 etwa 44 Millionen Kilogramm Urankonzentrat gekauft, ungefähr ein Fünftel des jährlich abgebauten Urans. 2005 und 2006 kauften Fonds etwa 25 Prozent des Urans, das auf dem Spotmarkt verkauft wurde. Während sich der Wert des Urans einiger Fonds vervierfacht hat, hängen Cameco und andere Minenkonzerne in Verträgen, wonach sie künftige Produktionen für einen Bruchteil der heutigen Preise verkaufen müssen. In den letzten drei Monaten erhielt Cameco durchschnittlich 49,17 Dollar für ein Kilogramm Uran. |