Diebstahl 3.0: Bitcoins im Wert von 500.000 USD von der Festplatte geklaut, angeblich
Anfang der Woche machte die Nachricht über den armen Kerl die Runde, der 25.000 Bitcoins auf seinem Windows-Notebook gespeichert hatte. Immerhin noch einen Gesamtwert von 500.000 USD repräsentierend, wurden ihm diese nahezu vollständig gestohlen. Wie der oder die Täter dabei vorgingen ist noch nicht abschließend bekannt. Dass die Transaktion tatsächlich stattgefunden hat, lässt sich im Transaktionslog bei BlockExplorer verifizieren. Wahrscheinlich ist, dass es sich um den Einsatz eines Trojaners oder anderer Backdoor-Malware gehandelt hat. Nicht völlig von der Hand zu weisen ist indes auch die Möglichkeit, dass der vorgeblich Geschädigte lediglich seine 15 Minuten Ruhm einfordert, indem er die 25.000 BC von einer seiner Bitcoin-Adressen auf eine andere seiner Bitcoin-Adressen transferierte, mithin gar kein Diebstahl stattgefunden hat.
Gehen wir aber zunächst davon aus, dass es sich tatsächlich um ein Delikt handelte: Der Bestohlene ist sich vollkommen darüber im Klaren, dass die wesentliche Schuld, das ein solcher Diebstahl überhaupt möglich wurde, im Wesentlichen bei ihm allein lag. Hätte er seine Bitcoins doch bloß nicht auf einem Windows-Notebook gesichert. Hätte er doch dieses Notebook nicht dauerhaft ins LAN eingebunden. Hätte er sein Bitcoin-Wallet doch, wie er es vorgehabt hatte, in eine virtuelle Linuxmaschine gepackt. Aber, er hat nicht.
Was aus diesem Fall deutlich wird, ist bemerkenswert. Zum einen führt er vor Augen, dass die Absicherung eines Bitcoin-Speichers eine Sache ist, die einige technische Fähigkeiten und ein Speicherkonzept verlangt. Wo speichere ich meine Bitcoins und wie? Wie sichere ich diese einerseits gegen unberechtigte Zugriffe ab, kann sie aber andererseits im Bedarfsfalle benutzen? Was nützt es mir, wenn ich sehen kann, an welche Adresse meine schönen Bitcoins überwiesen wurden, ich aber die Person hinter der Adresse nicht identifizieren kann?
Bitcoin-Enthusiasten haben damit keine Probleme. Wer zu doof ist, seine Coins zu sichern, hat es nicht besser verdient. Immerhin kann mir der Sparstrumpf von einem entsprechend motivierten Dieb auch unter dem Kopfkissen weg gestohlen werden, was hat Bitcoins als Konzept damit zu tun?
Kriminalisten würden sagen: Viel. Denn erstens ist es eine alte Weisheit, dass eine Tat umso wahrscheinlicher wird, je weiter der Täter von seinem Opfer entfernt agieren kann. Jemanden Auge in Auge erschlagen, ist schwer. Einen Holzklotz von der Autobahnbrücke oder einen Stein über einen hohen Zaun zu werfen, um so den gleichen Effekt zu erzielen ist leichter. Zweitens ist es natürlich interessanter, einen Wert, den ich vorab ermitteln und beziffern kann und von dem ich weiß, dass er mutmaßlich noch eine Weile steigen wird, zu stehlen, als eine möglicherweise läppische Zahl alter Banknoten aus Jedermanns Haus.
Ungeachtet all dessen wird sich der Otto Normalverwender, dem sich der Bitcoin-Markt letztlich irgendwann wird öffnen müssen, um eine kritische Masse zu erreichen, fragen, ob er sich in der Lage sieht, sein Vermögen so zu deponieren, dass es ihm möglichst nicht gestohlen werden kann. Ich vermute, er wird die Frage mit „Nein“ beantworten. Zwar gibt es bereits Depots wie MyBitcoin und Zahlungsabsicherer wie ClearCoin, das treuhänderisch arbeitet. Inwieweit man diesen inoffiziellen Mittlern indes vertrauen will, bleibt der eigenen Risikobereitschaft anheim gestellt.
Immerhin bezeichnet selbst der derzeitige Kopf des Projekts, Gavin Andresen den derzeitigen Stand des Projekts als „experimentell und nichts für schwache Nerven“. Zudem räumt er ein, dass das Bitcoins-System aus der Natur der Sache heraus wahrscheinlich niemals in der Lage sein wird, wirkungsvolle Mechanismen zum Schutz vor Diebstahl und Betrug zu entwickeln.
http://t3n.de/news/bitcoins-unter-druck-inflation-diebstahl-315076/ |