aus n-tv.de: Dienstag, 03. April 2012 Schutzschirme für Smartphones: ARM schmiedet Handy-Bollwerk Der Aufstieg der mobilen Endgeräte birgt auch Gefahren: Die Branche fürchtet, Hacker mit bösen Absichten könnten den Boom ausnutzen. Der Chipdesigner ARM verbündet sich nun mit deutschen und französischen Sicherheitsspezialisten. Gemeinsam wollen sie Betriebssysteme für Smartphones und Tablets absichern. Nur Apple-Nutzer bleiben zunächst ungeschützt. Eine Allianz aus der Chipbranche will Dienste wie Online-Banking auf Smartphones und Tablets deutlich sicherer machen: Der britische Chip-Entwickler ARM und der Sicherheitsspezialist Giesecke & Devrient (G&D) gründen zusammen mit dem französischen Partner Gemalto ein Gemeinschaftsunternehmen für geschützte Mobilfunktechnik. An dem geplanten Joint Venture sollen die Briten 40 Prozent halten, Gemalto und die Münchner G&D kontrollieren jeweils 30 Prozent. Beobachter rechnen dem Vorhaben gute Chancen ein: Weil ARM als führende Chip-Entwickler für mobile Endgeräte gilt, könnte die neue Allianz für eine schnelle Verbreitung der Technologie sorgen. Die Durchsetzung eines Standards ist entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg der neuen Technik. Während ARM die Hardwaretechnologie für besonders geschützte Bereiche in der Umgebung von Prozessoren für Smartphones und Tablets beisteuert, brächten Gemalto und G&D ihre entsprechenden Betriebssysteme ein, erklärte G&D-Chef Karsten Ottenberg. Die Software von Gemalto und G&D soll in Zukunft miteinander verschmolzen werden. Die Technologie soll künftig lediglich Anwendungen (Apps) auf Googles-Betriebssystem Android absichern. "Die Marktbedürfnisse sind deutlich da", sagte Ottenberg. "Smartphones sind derzeit das beliebteste Ziel der Hackerszene", sagte der G&D-Chef. "Es wird für sie zunehmend reizvoller, je mehr Werte über Mobiltelefone bewegt werden." Das Gemeinschaftsprojekt von ARM, G&D und Gemalto soll vor allem Anwendungen wie Online-Banking, das bargeldlose Bezahlen per Smartphone und den Zugang zu Firmennetzwerken vor unbefugtem Zugriff schützen. Video Revolution auf Tastendruck: Handykonten erobern Kenia Wirtschaft 27.03.12 01:41 min Revolution auf Tastendruck Handykonten erobern Kenia ARM hat für seine Chips bereits einen besonders gesicherten Bereich mit dem Namen "Trust Zone" entwickelt. In ihm siedelt Giesecke & Devrient ein zusätzliches Betriebssystem an. Das ermöglicht, dort sichere Anwendungen auszuführen. Damit soll ein Schutz vor möglichen Angriffen erreicht werden, die im Hauptbetriebssystem wie etwa iOS, Android oder Windows Phone ablaufen könnten. "Es ist wie ein Tresor neben dem Hauptprozessor, mit zusätzlichen Schließfächern für die einzelnen Anwendungen", erklärte Ottenberg den Ansatz. Damit könnten etwa Kreditinstitute viel sicherere Systeme für mobiles Online-Banking anbieten. Die Partner in dem neuen Gemeinschaftsunternehmen könnten dann mit der Vergabe der Schlüssel für diese "Schließfächer" Geld verdienen. Die Plattform soll auch in Geräten wie Smart-TVs und Spielekonsolen zum Einsatz kommen. Zieht Apple mit? Schon Ende des Jahres sollen demnach die ersten Chipsätze von einflussreichen Chip-Herstellern wie Qualcomm oder Samsung mit G&D-Technik an die Handyhersteller gehen. "Wir glauben, es gibt einen großen Bedarf für die Smartphones der nächsten Generation." Die Mehrheit der nächsten Generation der Android-Telefone werde bereits die G&D-Technologie beinhalten, sagte Ottenberg. "Wir rechnen mit ersten Telefonen noch in diesem Jahr." Treiber für weitere Handy-Betriebssysteme abseits von Android sind laut G&D-Chef bereits in Planung. Offen sei allerdings, so Ottenberg weiter, wie sich Apple als einer der Branchengrößen positionieren werde. Deren populäre iPhones basieren wie die allermeisten Smartphones auch auf ARM-Technologie. "Wie die Pläne im Apple-Umfeld aussehen, wissen wir nicht." Plattform für Behörden Ziel der Kooperation mit Gemalto und ARM sei, schnell eine standardisierte Lösung für Diensteanbieter am Markt zu etablieren, sagte Ottenberg. Aktuell gibt es verschiedene Vorschläge für sichere Angebote. "Wir schaffen mit dem Gemeinschaftsunternehmen eine Technologieplattform, auf der wir Unternehmen oder Behörden mit Bedarf an sicheren Anwendungen eine Lösung präsentieren können." Auch ARM-Chef Warren East erwartet, dass die Allianz die Einführung eines gemeinsamen Sicherheitsstandards in dem Bereich beschleunigt. Das britische Unternehmen ARM liefert aktuell die Technologie für die Prozessoren in den weitaus meisten Smartphones und Tablets. Die Briten bauen die Prozessoren nicht selbst, sondern lizenziert den Bauplan - branchenintern als "Architektur" bezeichnet - an die Hersteller. Der weltgrößte Chipproduzent Intel hat sich in dem Markt bisher nicht etablieren können. Risikofaktor mobile Kommunikation Mit der Verbreitung von mobilen Geräten im Alltag ist der Bedarf an besonders sicheren Anwendungen etwa für das Online-Banking oder Unternehmens-Netze zuletzt deutlich gestiegen. Giesecke & Devrient sieht mehrere Anwendungsbereiche für die Technologie. Zum einen geht es um die Ergänzung von hochsicheren Prozessen, die auf geschützten Elementen wie die SIM-Karte abgelegt sind. Da gebe es bisher das Problem, dass man mit einem auf der ganzen Strecke verschlüsselten Prozess nicht richtig kommunizieren könne, ohne die Sicherheit aufzubrechen, erläuterte Ottenberg. "Das beste Beispiel ist: Auch wenn sie eine Hochsicherheits-Software zum Online-Banking auf der SIM-Karte haben, können sie immer noch nicht sicher sein, ob sie der PIN-Eingabe auf dem Bildschirm vertrauen können." Außerdem gebe es vor allem in der Unternehmenswelt großen Bedarf an sicheren Verbindungen. Die Technologie erlaube es auch, Anwendungen per Funk sicher nachzuladen. Denkbar wäre damit zum Beispiel die abhörsichere Übertragung von Vertragsdaten, Kundenangaben oder Verhandlungslimits zwischen Büro und Außendienst. ----- Ich finde das sehr, sehr spannend. Sind wir dabei? Auf welchen Wegen? |