Bei der Conference Call wurde der Kraftwerksverkauf ja nicht einmal erwähnt.
Somit kann man nur versuchen das Thema über die Bilanz ab zu checken. Die Bilanzposition "Assets held-for-sale" von Ende 2013 mit 122,6 Mio. $ ist ausgebucht worden in Q1. Darin sind die 3 chinesischen Solarkraftwerke wie auch das in Rumänien und Bulgarien beinhaltet. In der GuV gibt es eine als et Equity ausgewiesene Postion mit "Investment gain on disposal of subsidiaries" ("Gewinn aus der Veräußerung von Tochterunternehmen) mit 2,6 Mio. $ und im Investition Cash Flow gibt es dann noch die Position "Proceeds from disposal of subsidiaries" ("Erlöse aus der Veräußerung von Tochterunternehmen") über 14,8 Mio. $. So weit so gut und diese Positionen könnten in der Tat die Solarkraftwerksverkäufe bedeuten. Wenn hier wirklich die Solarkraftwerksverkäufe mit et Equity bilanziert werden, dann werden natürlich auch keine Umsätze in der GuV auftauchen. Merkwürdig ist halt, wenn denn das stimmen sollte wie ich es mir zusammen reime, dann hätte Renesola auch ihre Kraftwerke in Rumänien und Bulgarien verkauft. Die hatten in etwa einen Wert von 30 Mio. $. Eine Meldung dazu gab es aber keine. Auch hat Roth Capital diese drei Kraftwerksverkäufe als Umsatz in ihren Schätzungen drin.
Über das Thema müsste man mal Renesola kontaktieren, denn irgendwie kann ich das so nicht glauben.
Auch das Thema operative Kosten wurde nicht großartig thematisiert. Dass bei den operativen Kosten in Q1 Rückstellungen aus Forderungen und Leistungen gebildet wurden und somit die operativen Kosten erhöht hat kann man aus der Pressemitteilung raus lesen, aber wie hoch die Summe für diesen Sondereffekt ist, keine Ahnung. So kann man die bereinigten operativen Kosten leider nicht errechnen.
Dieser negative operative Cash Flow von 112 Mio. $ in Q1 ist dann schon etwas erschreckend. Nachvollziehbar ist er aber, denn Renesola hatte Ende Q4 mit einem negativen Working Capital von 60 Mio. $ gearbeitet und jetzt ist das Working Capital bei positiven 46,4 Mio. $ (Jinko hat z.B. ein Working Capital von 237 Mio. $). Somit wurden quasi 100 Mio. $ des Cash Flows für das Working Capital bezahlt. Vor allem weil Renesola in Q1 120 Mio. $ an ihre Lieferanten bezahlt hat. Verbrannt hat Renesola in Q1 also kaum Cash.
Aufgrund des deutlich negativen operativen Cash Flow ist die Nettofinanzverschuldung um 115 Mio. $ auf mittlerweile recht hohe 620 Mio. $ angewachsen. Ist dann schon ein nettes Sümmchen, zumal ja Renesola in den nächsten Quartalen nicht zu einer Cash Cow werden wird. Hier gilt aber der Vorbehalt, dass die Kraftwerksverkäufe wirklich in Q1 stattgefunden haben. Die Eigenkapitalquote ist natürlich nach wie vor äußerst schwach mit nur 8,3%.
Von der Conference Call kam eigentlich kaum was interessantes rüber:
- Renesola will sich verstärkt auf den Retail-Markt konzentrieren, also auf große bis kleine Dachanlagen, und Packages verkaufen mit eigenen Module, Wechselrichter und Montagegestellen. In Australien ist man mit diesem Geschäftsmodell nach Aussagen von Renesola erfolgreich und erzielt bei den Packages-Verkäufen Bruttomargen von 20%. In Japan und Großbritanien ist Renesola auch schon im Retail-Markt größer unterwegs. Mit ihren demnächst auf den Markt kommenden Glas-Glas-Modulen ist man im Retail-Markt gar nicht übel positioniert. Bis Ende des Jahres will Renesola 50% seiner Umsätze im Retailmarkt generieren. In Q1 lag der Retail-Anteil bei 15%. Damit werden aber sicher auch die operativen Kosten steigen.
- die Polysiliziumproduktionskosten liegen im Juni bei 19,50 $/kg. Die Cash Kosten liegen zwischen 16 bis 17 $/kg. Wenn ich das richtig verstanden habe, werden die Polysiliziumproduktionskosten kaum noch weiter gesenkt werden können. Ist dann schon alles andere als berauschend und sollten die Polypreise im 2. Haljahr wieder fallen oder in 2015, wenn größere Fertigungskapazitäten wieder auf den Markt kommen, dann muss wohl Renesola auch ihre letzte Polysiliziumproduktion schließen. Einen allzu großen Vorteil gg. der Konkurrenz hat Renesola mit ihrer eigenen Polysiliziumproduktion bei den hohen Kosten nun wirklich keinen. Wir reden da allenfalls um 0,01 bis 0,02 $/W bei den aktuellen Polysiliziumpreisen von 22,50 $/kg.
Ganz schwierig zu bewerten alles um rund Renesola. Der Turn Around wird wohl kommen, aber wie kräftig der sein wird, ist eigentlich gar nicht abzuschätzen. Die Q1-Zahlen haben da nun wirklich keine neue Erkenntnise gebracht. Zumal sich ja Renesola mittlerweile gravierend gegenüber den anderen China-Solaris unterscheidet mit ihrer OEM-Strategie, ihrem Produktproduktportfolio (Module, Wechselrichter, Micro-Wechselrichter, Montagegestelle, Blei und Li-Batterien, LED) und jetzt auch noch mit der neuen Retail-Strategie. Renesola geht ganz andere Wege wie z.B. eine Jinko. Wenn Renesola eine deutlich bessere Eigenkapitalquote hätte und die Schulden nicht so hoch wären, dann würde ich das hier schon sehr positiv sehen, aber so wird es halt verdammt schwierig. Da im Retail-Markt zusehends das Leasinggeschäft im Kommen ist müsste Renesola eigentlich einen großen Finanzpartner an der Hand haben um dieses Leasinggeschäft ala SolarCity finanzieren zu können.
Wie die Renesola-Aktie heute performt hat ist dann schon sehr beeindruckend. Eröffnungskurs bei 2,42 $ und Schlusskurs von 2,75 $. Also eine Tagesperformance auf Basis des Eröffnungskurs von 14,5%. So was sieht man dann nicht alle Tage. Wohl dem der heute nach Bekanntgabe der Zahlen nicht hypernervös gleich verkauft hat. |