Gestern gab es die endgültigen Zahlen für 2022 - keine große Überraschung, da die vorläufigen Zahlen bestätigt worden sind. Aber da die Zahlen sehr gut sind, kann man die wichtigsten ja auch noch einmal erwähnen. Der Umsatz wurde um 19% auf 582 Mio Euro gesteigert, das EBIT um knapp 11% auf 49,4 Mio Euro (entsprechend einer Marge von ca. 8,5%), der Konzernjahresüberschuss - aufgrund einer günstigen Steuerquote - überproportional um fats 26& und das EpS lag mit 3,12 Euro ebenfalls fast 26% höher als im letzten Jahr.
Wichtiger als die Zahlen für das abgelaufene Jahr scheinen mir die Aussichten für das kommende Jahr zu sein - und die sind weiterhin gut (der ein oder andere wird vielleicht bemängeln, dass das Konzernergebnis nach Abteilen Dritter trotz steigendem Umsatz eher leicht schwächer werden soll - das dürfte aber wesentlich an der sich normalisierenden Steuerquote liegen - in 2022 lag die Steuerquote bei 26,7% und für 2023 rechnet man in der Prognose mit einer Quote von 30%).
Das bedeutet unterm Strich, dass Gesco das Rekordjahr 2022 in 2023 so in etwa wird wiederholen können - und das wiederum bedeutet, dass man auch ohne weitere Übernahmen derzeit mit einem KGV von etwa 9 und nur knapp über dem EK je Aktie (das bei 25,34 Euro liegt) notiert. Wenn man mal davon ausgeht, dass der zu erwartende Gewinn 2023 das EK weiter erhöhen wird, dürfte man sogar auf oder leicht unter dem EK je Aktie notieren.
Die Aktie ist also, gemessen an diesen Kennzahlen sehr günstig, da es sich ja um ein wachsendes Unternehmen handelt, das auch Dividenden ausschüttet. Das erste Quartal des laufenden Jahres zeigt dann auch die leicht rückläufigen Ergebnisse - aber gleichzeitig liegt auch in Q1 2023 der Auftragseingang über dem Umsatz und die book-to-bill-ratio demnach auch bei über 1.
Es bleibt die Frage, wie man das wieder bestätigte Ziel (1 Mrd Euro Umsatz bei 10% Marge) erreichen will. Gesco hat nun heute angekündigt, in 2023 Übernahmen tätigen zu wollen, soweit diese strategisch ins Unternehmen passen. Insofern darf man als Aktionär auf entsprechende Neuigkeiten gespannt sein.
Als Ergänzung kurz noch ein paar Eindrücke aus der Bilanz-PK
1.) Der leichte Margenrückgang 2022 zu 2021 ist vor allem auf den "verwässernden Effekt" der Weitergabe von Preiserhöhungen auf der Eingangsseite an die Kunden zu begründen (Beispiel: Wenn man 100 Umsatz hat und 50 Kosten liegt die Marge bei 50%, wenn man dann aber 10 mehr kosten hat und die 10 auch im Umsatz weitergibt, hat man 110 Umsatz und 60 Kosten - es bleibt bei 50 Gewinn - aber die Marge sinkt auf 45%).
2.) Man hätte gerne auch schon in 2022 weitere Beteiligungen zugekauft (mit einer war man auch schon recht weit) aber letztendlich hat wohl der Preis nicht gestimmt. In 2023 will man sich auf den Zukauf von "Add-On-Beteiligungen" und "Basisbeteiligungen" konzentrieren. Man glaubt, dass die gestiegenen Zinsen die Preise etwas drücken könnten. Die noch fehlende Ankerbeteiligung soll in 2024 angegangen werden.
3.) Generell will man Zukäufe vorrangig über Eigenmittel finanzieren. Reichen die nicht aus, sollen Bankdarlehen und möglicherweise auch eine Anleihe genutzt werden. Man sieht in jedem Fall genügend "finanzielle Feuerkraft" um die erwünschten Beteiligungen zu finanzieren.
4.) Es gibt auch Beteiligungen, die nicht so laufen, wie man sich das gewünscht hat bzw. die in schwierigen Märkten unterwegs sind. Das wären dann Astroplast und Funke. Herr Rumberg hat auf Nachfrage nicht ausgeschlossen, dass Beteiligungen, "die sich unter dem Dach der Gesco nicht so optimal entwickeln können" auch veräußert werden. Zudem hat die UMT die beim Kauf in sie gesetzte Erwartungen nicht wirklich erfüllt. Aus meiner Sicht war aber schon im Erwerbszeitpunkt erkennbar, dass man diese kurz nach einem extremen Umsatzhoch erworben hat (in der Koronakrise wurde ja viel in Krankenhäuser investiert und man konnte/musste damit rechnen, dass die Umsätze sich erst einmal normalisieren würden). Weil wir hier ja auch schonmal über "höhere Firmenwertansätze nun auch bei Gesco und nicht mehr nur bei Indus" diskutiert haben: Bei der UMT wurde bei einem Kaufpreis von 30,7 Mio Euro ein Firmenwert von 15,3 Mio Euro in die Bilanz genommen.
5.) Wenn man Sondereffekte herausrechnet (ein einmaliger Finanzertrag von 1 Mio plus niedrige Steuerquote) wird 2023 genauso gut wie 2022 - oder wenn ich mir die Zahlen so anschaue sogar leicht besser.
Und meine persönliche Anmerkung: Ich denke, dass es jetzt auch für den Kurs der Aktie darauf ankommt, die Wachstumsstrategie durch Übernahmen in die Tat umzusetzen. Dabei würde ich nach dem Eindruck der BPK nicht ausschließen, dass Unternehmen aus dem bestehenden Portfolio mit einem eher geringen Wachstum oder einer eher geringen Profitabilität auch auf dem Prüfstand stehen. Herr Rumberg hat deutlich betont, dass man ein Portfolio von "Hidden Champions" haben möchte, die in ihrer jeweiligen Nische Weltmarktführer sind oder realistisch in absehbarer Zeit werden können (ist aber nur mein Eindruck und daher ohne Gewähr).
Einen schönen Tag noch |