Artnet: Verhöhnung der eigenen Aktionäre
Aus aktuellem Anlass sei an dieser Stelle auch noch Artnet erwähnt, wo es am Mittwoch zu einer turbulenten und im negativen Sinne wohl einzigartigen Hauptversammlung gekommen ist, die bis tief in die Nacht dauerte.
Nachdem es Vorstand und Gründer Hans Neuendorf in 13 Jahren seit dem Börsengang 1999 nicht geschafft hat, den Kunstauktions-Spezialisten nachhaltig in die Gewinnzone zu führen, begehrten nun Aktionäre endlich gegen die Selbstbedienungsmentalität des Vorstandes auf. Nicht wenige Aktionäre sind inzwischen der Überzeugung, dass sie jahrelang systematisch ausgebeutet wurden, beispielsweise durch überhöhte Vorstandsbezüge und übertrieben teure Geschäftsräume in 1A-Lagen von Großstädten. Darüber hinaus gönnte sich Artnet jahrelang den Luxus eines hoch defizitären Online-Magazins, das erst auf Druck der neuen Großaktionäre Redline und Rüdiger Weng eingestellt wurde.
Nun drohte auf der HV der Sturz des Neuendorf-Clans mit dem eilig als Nachfolger eingesetzten Jacob Pabst, dem Sohn Neuendorfs. Um dies zu verhindern wurde die Satzung des Unternehmens so verändert, dass eine Ablösung von Aufsichtsratsmitgliedern künftig nur mit einer 75-Prozent-Mehrheit der Stimmrechte möglich ist.
Da Neuendorf selbst über 26 Prozent der Anteile besitzt, wird eine Änderung damit faktisch unmöglich. Zum Ende der HV erfuhren die Anwesenden dann, dass Neuendorf selbst - entgegen der Ankündigungen im Vorfeld - immer noch Vorstand sei und Artnet künftig gemeinsam mit seinem Sohn führe.
Die völlig unprofessionell ablaufende Hauptversammlung passt zum erneut enttäuschenden Halbjahresergebnis.
Auf 9,1 Millionen Euro rückläufige Umsätze wurden von einem Nachsteuerverlust in Höhe von 1,4 Millionen Euro begleitet. Insgesamt schiebt Artnet aus den vergangenen Jahren nun Verlustvorträge von knapp 52 Millionen Euro vor sich her!
Vor diesem Hintergrund muss die Aussage von Neuendorf man "brauche keine Investoren, denen es nur um Profilierung und Profit statt um Kunst geht" den Aktionären wie blanker Hohn vorkommen. Letztlich heißt das nichts anderes als: Kunst geht vor Profit!
Wenn mir Kunst aber wichtiger ist als Profit, dann kaufe ich ein Kunstwerk und hänge es an die Wand. Wenn ich aber eine Aktie kaufe, dann will ich auch, dass das Managment alles dafür tut, dass der Wert meiner Anteile gesteigert wird. Bei Artnet ist man davon weit entfernt - und das nicht erst seit gestern.
Artnet
WKN / Kürzel A1K037 / ART Börsenwert 49,8 Mio. EUR KGV 12e/13e 29 / 15 52 Wochen Hoch / Tief 6,80 EUR / 2,99 EUR Akt. Kurs 4,70 EUR
So können Sie Konsequenzen ziehen!
Wenn Sie sich als Aktionär gegen die oben beschriebenen Vorfälle bei KilianKerner, Conet oder Artnet wehren möchten, bleibt nur der Rechtsweg. Dieser ist in Deutschland aber teuer und langwierig und ob Sie letztlich Recht bekommen, steht in den Sternen. Vor allem ist es fraglich, ob die betreffenden Unternehmen am Ende noch genug Geld haben, um Sie zu entschädigen.
Mein Tipp ist: Meiden Sie Aktien rigoros, wo Sie den Eindruck haben, dass ihre Rechte als Aktionär mit Füßen getreten werden und/oder die Interessen der Vorstände nicht mit denen der Aktionäre übereinstimmen.
Quelle: Privatfinanz Letter |