Aronex

Mit erfreulichen Nachrichten konnte die texanische Firma Aronex diese Woche aufwarten. Ihr gegen Pilzinfektionen gerichtetes Produkt Nyotran konnte in einer Phase II Studie gegen invasive Aspergillus-Infektion einen deutlichen Effekt erzielen. Und dies in einer Patientengruppe, in der die Standardtherapie mit Amphotericin B erfolglos blieb. Gleichzeitig konnte eine bessere Verträglichkeit festgestellt und in Tierversuchen gezeigt werden, daß Nyotran sich wesentlich weniger in der Leber anreichert als Amphotericin B. Deshalb möchte Aronex im nächsten Jahr einen Zulassungsantrag bei der „Food and Drug Administration“ (FDA) stellen.

Nyotran enthält einen bereits bekannten Wirkstoff gegen Pilzinfektionen, der aber kaum durch den Darm resorbiert wird und deshalb bisher nur für leicht erreichbare Infektionen auf der Haut oder im Mund eingesetzt wurde. Mit ihrer Technologie, Wirkstoffe in kleine Fetttröpfchen (Liposomen) einzubauen, kann Aronex damit auch Pilzherde im Körperinnern bekämpfen. Diese Technik haben sie ebenso benutzt, um mit Atragen eine neue Verabreichungsform eines gängigen Medikamentes gegen akute promyleozitische Leukämie (APL) zu entwickeln. Dadurch wird die Behandlung von Patienten ermöglicht, welche den Wirkstoff bisher nicht in Tablettenform zu sich nehmen konnten. Nach anfänglichen Schwierigkeiten  beim ersten Zulassungsantrag haben sie inzwischen in einer weiteren Studie sowohl Wirksamkeit als auch gute Verträglichkeit nachgewiesen, so daß nach diesen ergänzenden Daten ein positiver Entscheid der FDA in greifbare Nähe gerückt ist. Gleichzeitig laufen weitere Tests gegen andere Krebsarten, wobei inzwischen mehrere Phase II Studien unterwegs sind. Aber auch gegen Brustkrebs und Leukämie haben sie mit Annamycin ei-nen aussichtsreichen Kandidaten in der Pipeline. Ein Molekül aus einer bekannten Klasse von Anti-Tumor-Wirkstoffen wurde speziell so designt, daß es sowohl gegen chemotherapeutika-resis-tente Tumore wirken, als auch weniger Nebenwirkungen aufzeigen soll. Die ersten klinischen Daten unterstützen diese Annahme. Ihr weiteres Produkt Aroplatin ist   ebenfalls ein aus einer bekannten Wirkstoffklasse stammendes Molekül, welches in ersten Tests eine verbesserte Anti-Tumor-Wirkung aufwies. Mit zwei Phase II Studien gegen Mesotheliomakrebs und Nierenkrebs zeigt sich auch hier Aronex gut postioniert.

Alle Produktkandidaten entstammen der fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Anderson Cancer Center der Universität Texas, von dem die Exklusivlizenzen für die Produkte übernommen wurden. Eine Partnerschaft mit Abott Laboratories resultierte in Zahlungen von bis zu 40 Mio. $ im Rahmen der Nyotran-Studien. Dafür hat Abott die Produktions- und Vermarktungsrechte für Nyotran    übernommen, während bei allen anderen Produkten diese noch bei Aronex liegen.

Das Produktprogramm von Aronex zeigt eine gut Mischung zwischen Weiterentwicklungen von bereits angewendeten Medikamenten und neuen Wirkstoffkandidaten. Nyotran und Atragen gehören zur ersten Gruppe und hatten somit ein geringes Entwicklungsrisiko. Leider bedeutet dies auch, daß sie sicherlich keine klassischen „Blockbuster“ sind. Vor allem Nyotran wird gegenüber dem Marktführer bei Pilzinfektionen Amphotericin B nur eine untergeordnete Rolle spielen. Aber die zu erwartenden Erlöse werden die Forschung an den weiteren sehr aussichtsreichen Produkten finanzieren. Zusätzlich ist Aronex‘ Liposomen-Technologie auch für andere Firmen interessant, die noch nach einem effektiven „Verpackungssystem“ für ihr Medikament suchen. Ein Einsatz als „DNA-shuttle“ in der Gentherapie ist bereits angedacht.

Die erfreulichen Nachrichten der letzten Tage haben zu einem drastischen Kurssprung geführt, so daß erst einmal mit einer Korrektur zu rechnen ist. In Anbetracht der Tat
sache, daß zwei Medikamente kurz vor der Zulassung stehen und damit signifikante Erlöse aus Produktverkäufen für 2002 zu erwarten sind, sehen wir aber weiteres Potential. Im Vergleich zur Konkurrenz auf dem Krebssektor rechtfertigt Aronex eine wesentlich höhere Bewertung, so daß wir ein Kursziel von 10 $ ansetzen.

Quelle: www.suntrade.de