http://www.boerse.ard.de/content.jsp?key=dokument_250752
Lange hat es gedauert. Nun endlich scheint ein erster Kunde für den Hersteller von Langzeit-Batterien in Sicht zu sein. Diese neuerliche Hoffnung hat der arg gebeutelten Aktie in den letzten Tagen Auftrieb gegeben. boerse.ARD.de traf auf der IAA den neuen Vorstandschef. Quelle: boerse.ard.de - Notker Blechner Der neue iQ-Power-Chef Bob Sullivan präsentiert sich auf der IAA mit der "Wunder-Batterie"
Ziemlich versteckt in der Halle 4.1 auf einem Gemeinschaftsstand des Landes Nordrhein-Westfalen findet man den Stand von iQ Power. Vorstandschef Bob Sullivan freut sich über jeden Interessierten, dem er das Prinzip der Super-Auto-Batterie erklären kann. "Die Batterien haben im Vergleich zu herkömmliche Batterien eine doppelte Lebensdauer", erklärt Sullivan stolz mit starkem englischen Akzent. Außerdem sei die Kaltstartfähigkeit besser. Wird es der Batterie zu kalt, bringt ein eingebauter Mikroprozessor zusätzliche Leistung, so dass auch im Winter das Auto schnell anspringt.
Darüber hinaus sei die Batterie auch umweltfreundlich. Sie besäße 25 Prozent weniger Blei und somit deutlich weniger Giftstoffe als herkömmliche Batterien, erklärt Sullivan. Last but not least könne man auch noch den Energiestatus der Batterie vom Handy aus abfragen, meint Sullivan und demonstriert am Stand von iQ Power, wie das funktioniert.
Keine nennenswerten Umsätze in diesem Jahr Wenn es ums operative Geschäft geht, wird der neue Vorstandschef, seit rund drei Wochen im Amt, etwas einsilbiger. "Wir sind in der Vor-Serien-Fertigung für die Batterie", erklärt er. "Wir arbeiten daran, die Serienfertigung aufzubauen, damit wir 2008 liefern können." Deshalb gebe es keine nennenswerten Umsätze in diesem Jahr.
Im ersten Halbjahr 2007 betrug der Umsatz 31.000 Euro – bei einem Verlust von 3,042 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im ersten Halbjahr 2006 hatten die Verluste nur bei 2,472 Millionen Euro gelegen.
Reha will Batterien in behindertengerechten Autos vertreiben Doch bald soll alles besser werden. Sullivan sieht Licht am Ende des Tunnels. Die Reha Group Automotive, eine Tochter des Autozulieferers Kirchhoff, ist interessiert am Einsatz der iQ-Power-Batterie in ihren behindertengerechten Fahrzeugen. Nach Angaben von Sprecher Udo Späker hat die Reha Group den exklusiven Vertrieb übernommen. Derzeit werde die Batterie für Pkws getestet, "dann werde man sie ins Angebot aufnehmen und etablieren", erklärt Späker. Am Stand von Kirchhoff ist die iQ-Power-Batterie bereits demonstrativ aufgebaut. In Kürze wird das Unternehmen dazu eine Pressemitteilung herausgeben.
Viele behindertengerechte Umbauten würden den Stromverbrauch der speziellen Autos erhöhen und die Batterie stärker belasten als in einem Serienfahrzeug. Deshalb sei die optimierte Zuverlässigkeit der intelligenten Batterie gerade für Menschen mit Handicap von großer Bedeutung, erläutert der Reha-Sprecher.
Reha sieht sich als deutschlandweiter Marktführer bei der Umrüstung von Fahrzeugen mit Menschen mit Handicap. Seit 1981 rüstet das Unternehmen vom Kleinwagen bis zur Oberklassenlimousine alle möglichen Fahrzeugtypen um.
Meinungsverschiedenheiten im Joint-Venture Noch ist aber ungewiss, wann, wo und mit wem die intelligenten Batterien als Serie gefertigt werden. Denn im deutsch-koreanischen Joint-Venture, das die modernste Batterienfabrik der Welt errichten sollte, rumort es. "Wir müssen viel diskutieren und die Meinungsverschiedenheiten überbrücken", räumt Sullivan ein. Es sei halt schwierig, zwei Kulturen unter einen Hut zu bringen. Am Joint-Venture will Sullivan aber auf jeden Fall festhalten. "Es gilt, die Meinungsverschiedenheiten zu überbrücken."
"Geburt lässt sich nicht erzwingen" Der neue Vorstandschef bedauert, dass die Verzögerung des Joint-Ventures zu Verunsicherung unter den Aktionären geführt habe. Es habe jedoch keinen Sinn, die Batterie jetzt schnell auf den Markt zu bringen. Das sei wie wenn man eine schwangere Frau zwänge, nach acht Monaten ihr Kind auf die Welt zu bringen. Sullivan: "Die Batterie muss eine Top-Qualität haben. Wir können uns keinen Misserfolg leisten." Sonst riskiere das Unternehmen mit Sitz im schweizerischen Steuerparadies Zug einen schlechten Ruf, und den werde dann auf Jahre hinweg nicht mehr los.
Sullivan bittet die Anleger um Geduld. "Ich fühle mich verpflichtet, sorgfältig mit dem Geld umzugehen." Und verspricht: "Die, die Aktien von iQ Power haben, werden noch glücklich werden."
Aktie auf leichter Erholungstour Derzeit dürften die Aktionäre nicht all zu glücklich sein. Der Kurs von iQ Power hat sich in diesem Jahr mehr als halbiert. Das Papier rutschte von 2,50 Euro im März auf 0,50 Euro Anfang September. Inzwischen hat sich die Aktie etwas erholt – dank der Vertriebsvereinbarung mit Reha. Am Donnerstag notiert die Aktie 13 Prozent im Plus bei 0,678 Euro. Man darf gespannt sein, wie es bei iQ Power weitergeht.
Autohersteller hoffen auf effizientere Batterien. Denn laut ADAC ist der Ausfall der Batterien die häufigste Ursache, wenn Autos liegen bleiben. Das Potenzial ist enorm. Weltweit liegt der Bedarf für Autobatterien bei über 200 Millionen Stück. Das Marktpotenzial für Batterien in behindertengerechten Fahrzeugen dürfte allerdings deutlich geringer sein.
Cu Röckefäller |